Hattingen. Ein Arzt aus Hattingen operierte im Urlaub in Indien mit einem Team Verbrennungs- und Säureopfer. Der humanitäre Einsatz bedeutet ihm sehr viel.
Nach drei Jahren Corona-Pause flog Dr. Karl Schuhmann, Chefarzt der Klinik Plastische/Ästhetische Chirurgie und Handchirurgie am Evangelischen Krankenhaus Hattingen wieder mit einem Team nach Indien, um dort Verbrennungsopfern und Opfern von Säureangriffen wieder mehr Lebensqualität zu schenken.
Die Mediziner nutzen ihre Urlaubstage, um Betroffenen vor Ort zu helfen – in Zusammenarbeit mit der „Friends Welfare Organisation (FWO)“ und Interplast Germany e.V. An sieben Tagen führte das Team 42 Operationen durch und half so nach Verbrennungen an den Händen, bei verbrennungsbedingtem verhärtetem Narbengewebe. Es korrigierte zudem Narben nach Säureangriffen.
Arzt aus Hattingen operiert in Indien Verbrennungs- und Säureanschlagsopfer
Betroffene in Indien können sich solche Operationen oft nicht leisten, benötigen sie aber dringend, nehmen teils Strapazen auf sich, um zur Operation zu kommen. Schuhmann erinnert sich an eine Frau, die für die OP in einer Woche 1400 Kilometer per Bus und zu Fuß durchs Land reiste. Ihr wurde Haut verpflanzt, danach war sie bewegungsfähiger. Oder an die Frau, deren Oberarme nach einer Verbrennung am Körper festgewachsen waren. Sie konnte sie nach dem Eingriff wieder frei bewegen. Häufig schon hat Schumann auch Lippen- und Gaumenspalten bei Kindern in Indien operiert.
Auch Zweitoperationen nach Corona-Pause durchgeführt
Das Team arbeitete im indischen Bhagwan Mahaveer Jain Hospital in Bangalore. „Es war schön, nach so einer langen Zeit wieder in Bangalore zu sein. Wir haben viele neue Patientinnen und Patienten gesehen, aber auch einige Zweitoperationen durchgeführt“, erzählt Schuhmann vom EvK, das zu den Augusta Kliniken Bochum Hattingen gehört.
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Verletzungen durch Verbrennungen oder Säureattacken sind in Indien nicht selten. Die Ärmeren kochen oft noch auf offenem Feuer, viele Kinder verbrennen sich dabei. Frauen und Mädchen werden Opfer von Säureangriffen – weil sie einen Heiratsantrag ablehnen, der Partner eifersüchtig ist oder sie vermeintlich die Familienehre verletzt haben.
Keine ästhetischen Eingriffe: Es geht um die Funktions-Wiederherstellung
Schuhmann, der mit zwei weiteren plastischen Chirurgen, einer Allgemeinmedizinerin, zwei Anästhesisten, einer OP-Schwester und zwei Studierenden ein Team bildete und auch EvK-Mitarbeitende unterstützt, die einen humanitären Einsatz machen möchten, betont: „Bei diesen aufwendigen Operationen handelt es sich nicht um ästhetische Eingriffe, sondern um die Wiederherstellung der Funktion von Körperteilen, um den Patienten Schmerzen zu nehmen, die Beweglichkeit wiederherzustellen und ihnen neuen Lebensmut zu geben.“ Als seinen Lohn bezeichnet er das Lächeln, das Operierte ihm schenken.
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Wer die Hilfsaktion unterstützen möchte, kann spenden an: Interplast e.V. – Sektion Stuttgart/Münster, Spendenkonto: IBAN: DE81 6405 0000 1019 1370 97.