Hattingen. HWG-Mieter sind entsetzt. An der Goethestraße in Hattingen finden Sanierungsmaßnahmen statt. Dass dafür Baumfällungen nötig sind, wusste niemand.
Enis Becirovic traut seinen Augen nicht. Als er aus der Stadt nach Hause kommt, stellt er fest, dass auf einmal einige Bäume an der Straße seiner Mietwohnung in Hattingen gefällt wurden.
„Die ganze Nachbarschaft ist entsetzt“, sagt der Mieter der Hattinger Wohnstättengenossenschaft (HWG). „Wir wurden im Vorfeld nicht drüber informiert und es ging rasend schnell.“ Nun liegen die gefällten Bäume vor den Mietshäusern. „Das sind neben einer großen Tanne zwei weitere große Bäume, eine 150 Jahre alte Rotzeder und eine hundert Jahre alte Trauerweide.“
Mieter der HWG haben für Baumfällungen an der Goethestraße in Hattingen kein Verständnis
Eichhörnchen seien geflüchtet, Vögel aufgeschreckt, berichtet der Bewohner des Hauses an der Goethestraße. „Als ich vor vier oder fünf Jahren gefragt hatte, ob man die Bäume nicht ein wenig stutzen könnte, wurde mir gesagt, die müssen so bleiben. Und nun werden sie ganz gefällt.“
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Laureen Brandt, Pressesprecherin der HWG, erläutert, dass es sich um eine „notwendige Maßnahme für eine Sanierung“ handelt. Gebäude mit niedrigem energetischen Standard würden nach Abschluss der Maßnahme einen besseren Standard aufweisen. An der Goethestraße sei der CO₂-Ausstoß der Gebäude besonders schlecht und die Sanierung dringend erforderlich. Brandt erklärt: „An der Goethestraße werden wir ein innovatives Verfahren anwenden, die serielle Sanierung.“ Dabei wird die Dämmung von außen auf das Gebäude angebracht.“
Bäume in Hattingens Südstadt müssen für Sanierungsmaßnahmen weichen
Das sei einer der Gründe, weshalb hier nun einige Bäume weichen müssten. „Wir haben im Vorfeld natürlich genau geprüft, welche Bäume wir fällen müssen“. Vier sind es an der Zahl, so die Pressesprecherin. „Einige Bäume sind so nah am Gebäude, dass die Dämmung sonst nicht angebracht werden könnte.“ Doch das sei nicht alles.
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„Die Häuser sollen genauso viel Energie produzieren, wie sie verbrauchen.“ Also sollen auch die Photovoltaikanlagen, die auf dem Dach angebracht werden, genügend Sonne bekommen. „Das hätten die Schatten einiger Bäume verhindert.“
Und dann gibt es noch Grund drei: „Einige Bäume waren so dicht am Haus, dass sie die Fassade und die Grundleitungen schädigen.“ Die Entscheidung sei nicht leicht gefallen, „wir haben uns da lange beratschlagt.“
Sanierungsarbeiten müssen für den Klimasschutz durchgeführt werden
Und auch wenn es nahezu paradox klingt, dass Bäume im Sinne des Klimaschutzes gefällt werden: „Das Gebäude nicht zu sanieren, ist weitaus schlimmer, als die Bäume zu fällen.“
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Dass die Fällung nun so schnell umgesetzt worden ist, hängt auch mit dem Brut- und Nistschutz für Vögel zusammen. Denn ab dem 1. März sind Baumfällarbeiten untersagt.
Geplant ist, dass die Sanierungsarbeiten bis Ende des Jahres abgeschlossen sind. Im Vorfeld wurden alle Mieter über die Umsetzung der Maßnahme informiert. „Weil die Gebäude innerhalb der öffentlichen Wohnraumförderung modernisiert werden, bleiben die Wohnungen auch nach der Sanierung bezahlbar“, erklärt Laureen Brandt.
Gebäude der HWG werden in der Südstadt und in Welper saniert
„Vor vier Wochen haben die hier in die Bäume sogar noch Vogelhäuschen gesetzt“, unterstreicht hingegen der Mieter seine Überraschung. „Ja“, gesteht Laureen Brandt ein. „Das stimmt. Wir konnten unsere Gärtner nicht mehr rechtzeitig von der Maßnahme in Kenntnis setzen“.
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„Die Vogelhäuschen sind abgenommen worden und schon an anderen Stellen wieder aufgebaut“, sagt sie. Und für die gefällten Bäume wird es Neupflanzungen geben. „Nach Abschluss der Sanierungsmaßnahme prüfen wir, ob das vor Ort möglich ist. Wenn es machbar ist, pflanzen wir immer da Bäume, wo sie gefällt wurden.“
Das Verfahren der seriellen Sanierung fürht die HWG auch noch an einem zweiten Standort in Hattingen durch: im Karl-Roth-Weg.