Hattingen. Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Hattingen arbeitet nun auch im Vorstand der HWG. Beide Seiten betonen die Vorteile. Doch es gibt Fragen.

Matthias Dörr ist jetzt auch Vorstandsmitglied der HWG. Zum Jahresbeginn bereits hat der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Hattingen sein Amt als nebenberuflicher Vorstand der Hattinger Wohnungsgenossenschaft angetreten. Bei der Vorstellung der Personalie haben jetzt beide Seiten die Vorteile der Zusammenarbeit betont.

„Ich freue mich sehr, mit Matthias Dörr einen Finanzfachmann an meiner Seite zu haben, der die Arbeit unserer Wohnungsgenossenschaft in diesen dynamischen Zeiten effektiv begleiten wird“, sagt der HWG-Vorstandsvorsitzende David Wilde (45). „Es passt fachlich und menschlich wunderbar.“

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Matthias Dörr (49) freut sich über die „interessante Aufgabe“. Von den Einblicken in den Wohnungsmarkt könnten auch die Kundinnen und Kunden der Sparkasse profitieren.

Zur Höhe der Vergütung will sich der HWG-Chef nicht äußern

Ist der Sparkassen-Chef mit seinem Hauptberuf nicht ausgelastet? Hat er den Nebenverdienst nötig? Bei der Sparkasse Hattingen bezog Dörr im abgelaufenen Geschäftsjahr Jahreseinkünfte in Höhe von 408.000 Euro.

Das neue Führungsduo der Hattinger Wohnungsgenossenschaft: Vorstandsvorsitzender Dr. David Wilde (rechts) und Matthias Dörr, nebenberuflicher Vorstand.
Das neue Führungsduo der Hattinger Wohnungsgenossenschaft: Vorstandsvorsitzender Dr. David Wilde (rechts) und Matthias Dörr, nebenberuflicher Vorstand. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Wilde und Dörr kennen diese Fragen. Und wissen um den Spagat, den sie mit den Antworten erzeugen. „Die Tätigkeit ist zeitlich überschaubar. Der Aufwand hält sich absolut in Grenzen“, sagt Matthias Dörr. „Seine Expertise in Finanzsachen ist für uns überaus wertvoll“, betont David Wilde. Zur Höhe der Vergütung will sich der HWG-Chef nicht äußern.

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Genossenschaften müssen immer mindestens zwei Vorstände haben. Bei Wohnungsgenossenschaften können das zwei hauptamtliche Vorsitzende oder ein hauptamtlicher und ein nebenamtlicher sein. Möglich ist auch die Benennung ehrenamtlicher Vorstände.

Der Kurs ging zurück aufs Kerngeschäft – die Wohnungsvermietung

Die Hattinger Wohnungsgenossenschaft war vor 20 Jahren noch mit drei hauptamtlichen Vorständen unterwegs. Nach den Turbulenzen um den ehemaligen Vorstandschef Burkhard Sibbe holte dessen Nachfolgerin Erika Müller-Finkenstein David Wilde 2007 als Assistent in den HWG-Vorstand. Die beiden stellten das Haus neu – und schlanker – auf. Der Kurs ging zurück aufs Kerngeschäft – die Wohnungsvermietung. Die Belegschaft schrumpfte von 100 auf 45 Köpfe.

2018 folgt der Generationenwechsel: Wilde wird Vorstandschef, Müller-Finkenstein tritt einen Schritt zurück und bleibt Vorständin. Jetzt ist sie in den vorzeitigen Ruhestand gegangen.

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Schafft jetzt ein hauptamtlicher Vorstand das, was vorher zwei gemacht haben? Das ist auch so eine Frage, die David Wilde kennt. „Wir haben die Vorstandsarbeit auf völlig neue Füße gestellt“, sagt der HWG-Chef. „Die Hierarchie ist jetzt viel flacher. Mit Christoph Wiesmann, Andreas Lamla, Michael Borsutzky und Heike Pfeiffer hat das Unternehmen inzwischen vier Abteilungsleiter mit Prokura, die die Führungsarbeit gemeinsam stemmen.“ Matthias Dörr stehe bei der HWG zwar in der Verantwortung, sei aber nicht im operativen Geschäft unterwegs.

Dass ein Sparkassenchef nebenberuflicher Vorstand bei einer Wohnungsgenossenschaft ist, hat in Hattingen übrigens Tradition. 2001 bis 2019 war Friedhelm Falk Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Hattingen. Seit 1999 arbeitet er als nebenberuflicher Vorstand bei der Gartenstadt Hüttenau in Welper. Und auch die kleinere der beiden Hattinger Wohnungsgenossenschaften hat gute Erfahrungen mit dieser Konstellation gemacht.

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„Das ist ein Riesenvorteil für beiden Seiten“, sagt Melanie Witte-Lonsing. Die SPD-Ratsfraktionschefin ist stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Gartenstadt Hüttenau und sitzt auch im Verwaltungsrat der Sparkasse. „Die Genossenschaft sichert sich eine ausgezeichnete Finanz-Expertise, die Bank bekommt Einblicke in den Wohnungsmarkt, die sie an ihre Kunden weitergeben kann. Lokale Akteure sind besser vernetzt.“

Und natürlich hätten sich Matthias Dörr und Friedhelm Falk ihre Nebentätigkeiten genehmigen lassen.