Hattingen. Der Realschule in Hattingen fehlen Räume. Weil Pavillons marode sind, mussten sie von heute auf morgen geschlossen werden. Eine Lösung dauert.
Die Probleme an Hattingens Schulen reißen nicht ab. Nach dem riesigen Platzproblem, das auf das Gymnasium Waldstraße zukommt, gerät nun auch die Realschule Grünstraße in Schwierigkeiten. Mehrere Klassenräume in Nebengebäuden mussten nach dem Befall mit Ratten geschlossen werden.
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Die Pavillons auf dem Gelände der Realschule Grünstraße mussten überraschend und kurzfristig geschlossen werden. Dass sie marode sind, war bekannt. Wie sehr, wurde vor Kurzem deutlich und erforderte die sofortige Schließung. Aufgefallen war der schlechte Zustand der Bauten von 1978 nachdem Ratten in dem Bereich gesichtet wurden.
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„Die gibt es überall im Stadtgebiet“, betont Stadtsprecherin Susanne Wegemann. Unisono mit Schulleiter Jürgen Ernst erklärt sie, es seien zu keiner Zeit Schüler gefährdet gewesen. Fest steht aber auch, dass der gerufene Kammerjäger des Problems nicht Herr wurde. „Die Pavillons haben Jahrzehnte auf dem Buckel. In dem maroden Fundament fühlen sich die Ratten wohl“, sagt Ernst.
Die Plage habe dazu geführt, dass die Stadt die Bauten in Holztafelbauweise genauer unter die Lupe nahm. Dabei wurde deutlich, wie schlecht es wirklich um sie bestellt ist. „Die Gebäude wurden geschlossen, bevor eine gesundheitliche Gefährdung auftreten konnte“, unterstreicht Wegemann.
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Für die Realschule bedeutet die Schließung aber ein großes Platzproblem, denn vier Klassenräume fehlten vom einen auf den anderen Tag. „Wir haben eh einen knappen Raumbestand. Die Totalschließung von vier Räumen bringt uns in Schwierigkeiten“, erklärt der Schulleiter.
Übergangslösung zu Lasten der Inklusion
Schnell habe man eine Übergangslösung gefunden. So wurde ein Fachraum der Naturwissenschaften gesperrt und zum Klassenraum umfunktioniert. Auch ein Nebenraum der Küche, der die geeignete Größe hat, ist jetzt Klassenraum. Dazu kommen zwei Räume, die bisher für die Inklusion beziehungsweise den Sprachunterricht für Schüler bereitgehalten wurden. Aber: „Es ist eine schwierige Situation und schwer zu stemmen, dass die Räume für Kinder mit Förderbedarf nicht mehr da sind“, räumt Jürgen Ernst ein.
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Derzeit müssten die Schüler für die Förderung „wandern“. Heißt, wenn zum Beispiel eine Klasse Sportunterricht hat und dadurch ein Raum frei wird, findet der Förderunterricht dort statt. Das funktioniert aber nur so lange, wie zum Beispiel kein Sportlehrer krank ist und der Sportunterricht dadurch ausfällt. Denn dann wird für die Vertretung wieder ein Klassenraum benötigt.
Man suche nach einer Übergangslösung, erklärt die Stadt. Die Suche nach Räumen in der Umgebung, zum Beispiel im Berufskolleg, sei nicht erfolgreich gewesen. Dass eine Auslagerung von Schülern auch pädagogisch nicht in Frage käme, betont Ernst: „Bei höheren Klassen fehlten an Teilstandorten dann Fachräume und jüngere Schüler müssen besonders unterstützt werden, die müssen wir hier haben.“ Teilstandorte sind deshalb keine Lösung, so der Schulleiter.
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Bauliche Veränderungen seien im Gespräch und ein Anbau die Wunschlösung der Schule. „Aber das geht nicht kurzfristig“, ist Ernst bewusst. Deshalb hoffe man „auf eine mobile Einheit - so schnell wie möglich“. Platz für eine Containerlösung gebe es an der Grünstraße. Die alten Pavillons seien schnell abzureißen. „Allerdings ist es schwierig, die Dinger zu kriegen, weil sie für Flüchtlinge und mehr gebraucht werden“, beschreibt Ernst die langen Lieferzeiten. Er geht davon aus, dass es im Herbst eine Lösung geben könnte. Das sei von der Gebäudeverwaltung in Aussicht gestellt worden.