Hattingen. 1840 Quadratmeter mehr Platz benötigt das Gymnasium Waldstraße in Hattingen laut einer Studie. Die Gründe und warum Politiker aufs Tempo drücken.
1840 Quadratmeter mehr Raum braucht das Gymnasium Waldstraße: Das stellt die von der Stadt beauftragte Assmann GmbH in ihrem Raum- und Funktionsprogramm für die Schule in Hattingen dar.
6935 Quadratmeter müssten es sein, damit sich das Gymnasium Waldstraße weg von einer klassischen Flurschule hin zu einem Lern- und Lebensraum, der den pädagogischen Anforderungen der Zukunft genügt, wandelt. 5095 Quadratmeter stehen derzeit zur Verfügung – und der derzeitige Brandschutz über die Leitern, „da sollte man noch mal mit den Brandschützern sprechen“, so Assmann-Architekt Gabor Csirmaz.
Warum das Gymnasium Waldstraße Hattingen 1840 Quadratmeter mehr Platz braucht
Der ermittelte Raumbedarf läge dabei durchaus noch im unteren Bereich. Für vierzügige Gymnasien gebe es Musterprogramme in Städten wie Dortmund und Essen sowie der Montag Stiftung, die von einem Bedarf von 7500 Quadratmetern ausgingen.
Dringend benötigt die Schule Klassenräume für G9, denn die Pavillons, die einst auf dem Schulhof standen, sind längst abgerissen. Zudem gelten die vier Klassenräume mit 45 Quadratmetern als deutlich zu klein. Differenzierungsräume fehlen.
50 Lehrerinnen und Lehrer müssen sich ein Damen-WC in der Pause teilen
Schulleiterin Anette Christiani schildert, dass sich derzeit zudem in den Pausen 50 Lehrerinnen und Lehrer ein Damen-WC teilten – und dass es an zwei Chemieräumen mangele. „Die Unfallkasse war in den Chemieräumen und hat den Kopf geschüttelt.“ Im Bestand sei da keine Verbesserung zu erzielen, zeigt die Assmann-Studie auf – und plant mit einem Neubau neben der Turnhalle. Derzeit würden ukrainische Kinder in der Mensa unterrichtet, Sportunterricht falle aus, nennt Christiani nur einige Probleme.
Die Vorstellung des Raum- und Funktionsprogramms im Schulausschuss kommentiert Thorsten Spittank von der SPD so: „Das, was hier vorgestellt wird, wissen wir seit 2019, da ist der Raumbedarf angemeldet worden. Das ist uns alles vor drei Jahren erzählt worden.“ Planungsmittel seien auch längst da gewesen. Und über eine Dreifachturnhalle sei in dem Vorschlag gar nicht nachgedacht. „Dabei würde die gebraucht. Aber dann hätte der Neubau so nah an der Turnhalle keinen Platz.“
Sorgen darum, was bei einem Neubau auf dem Gelände, vom Schulhof bleibt
Csirmaz betont, dass noch unklar sei, wie viel Raum ein Neubau einnehmen würde. „So weit ist die Planung noch nicht. Wir sind in Phase 0. Das ist kein Entwurf.“
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Dennoch treibt Ulrike Brauksiepe (CDU) um: „Wie viel Schulhof bleibt denn dann noch übrig? Dafür gibt es doch auch Richtlinien.“
Pragmatisches Denken gefordert
Gut anhören würde sich die Studie, aber die Frage sei doch, so Spittank, „wie wir das finanzieren. Wir müssen schnell handeln.“ Weg von der Flurschule sei schön, aber „wir haben hier ein altes Gebäude. Die Flurschule bekommen wir nicht abgeschafft. Dann müsste man das Gebäude komplett entkernen. Wenn wir so denken, werden wir nachher nur enttäuscht. Wir müssen pragmatisch denken, was gebraucht wird, was machbar ist.“
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Brauksiepe bemängelt: „Der Prozess zieht sich wie Kaugummi. 2018 wurde entschieden, zu G9 zurückzukehren. Die Mittel für neue Chemieräume sind schon lange im Etat. Jedem war klar, dass schnell etwas passieren muss. Aber nichts ist passiert.“ 2026 spätestens würden die neuen Räume gebraucht. „Wir müssen schneller werden.“
Aufs Tempo drücken
Den Frust kann Schuldezernent Matthias Tacke verstehen, aber: „Wenn das für alle klar gewesen wäre, hätten wir den Weg so nicht gehen müssen.“ Die Studie zeige auf, was Zukunftssicherung des Standortes bedeute. Tacke schlägt eine Sondersitzung des Schulausschusses zum Thema Anfang 2023 vor, um dann eine Raumplanung vorzustellen. Auf Vorschlag von Anne Hofmeister (Bündnis 90/ Grüne) sollen an der nicht nur Vertretende der Schule, sondern auch gleich der Fraktionen teilnehmen.