Hattingen. Die Beschwerden gegen die permanenten Montagsaufmärsche in Hattingen nehmen zu. Eine Frau berichtet, die Lärmbelästigung habe sie krank gemacht.
Die Beschwerden gegen die Montagstrommler nehmen in Hattingen zu. Viele Bürger sind genervt. Eine Anwohnerin berichtet gegenüber der WAZ, die permanente Beschallung an jedem Montag habe sie krank gemacht.
>>> Mehr Nachrichten aus Hattingen und Sprockhövel
„Mir graut vor dem nächsten Montag. Die Anspannung wächst, die Nerven liegen blank. Das habe ich so noch nie gehabt“, erklärt die 66-Jährige, die ihren Namen aus Angst nicht in der Zeitung lesen möchte. Jede Woche ziehen die Demonstranten an ihrer Wohnung vorbei - „mit Trommeln, Megafon und Parolen, bis 22 Uhr“. Sie fühle sich bedroht von der Lautstärke und Schlachtrufen wie „Jagt die Grünen aus dem Land“. Laut sei es auch zwei Mal im Jahr bei der Kirmes direkt vor der Tür. „Das ist lustig, aber was die machen, ist gar nicht lustig“, betont die 66-Jährige.
Inzwischen reagiert die Hattingerin auch körperlich immer montags auf den Stress, kann nichts bei sich behalten. „Was soll ein Arzt gegen die AfD verschreiben? Mein Virus ist blau und brüllt Parolen“, sagt die überzeugte CDU-Wählerin. Versuche einer Nachbarin, mit den Demonstranten zu reden, seien nur mit Lachen quittiert worden.
- Demo: Gericht kippt Auflagen für Hattingens Montagstrommler
- Stundenlange Demonstrationen am Sonntag in Hattingen
- Demo: Wieder mehr Querdenker in Hattingen auf der Straße
- Polizei Hattingen: 1500 demonstrieren friedlich gegen rechts
- Anzeige wegen Beleidigung gegen Hattingens Bürgermeister
- Hattingen: Meinungen zu den Demos prallen aufeinander
- „Wohlstand in Gefahr“: Wirtschaft warnt vor Rechtsruck
- „Wir sind mehr“: Hattingen steht lautstark gegen Querdenker
- 350 Hattinger zeigen Gesicht gegen Querdenker-„Spaziergänge“
Bei einer Gegendemonstration war die Hattingerin. Jetzt gehe sie dort nicht mehr hin. Sie hat Angst, die Lage könne eskalieren, fühlt sich von den Querdenkern eingeschüchtert.
Die hatten auf ihrer Kundgebung in dieser Woche unter anderem Mitglieder einer Hattinger Facebook-Gruppe direkt adressiert, waren danach durch die Stadt gezogen und hatten sich in unmittelbarer Nähe des Hauses des Bürgermeisters aufgebaut und ihn in ihren Reden auch mehrfach direkt angesprochen.
+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Hattingen verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++
Die Partei „Die Partei“ in Hattingen stellt in einem Schreiben fest: „Ganz offen wurde über die anstehenden Wahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg gesprochen und über die Partei, die dort als alternative Partei zu den Ampelparteien und den demokratischen Oppositionsparteien im Bundestag gewählt werden kann. Endlich ist es raus und endlich kann diese Gruppe sich nicht mehr hinter der Maske verstecken. Diese Gruppe marschiert für die AfD. Die Maske ist gefallen.“
Andere Leserinnen beschreiben ihre Eindrücke. Claudia Mietzner erlebte eine Demonstration der Trommler so: „Es waren nur eine Handvoll Unterstützer rund um das Disko-Auto zu sehen. Als ich vorbeiging, wurde gerade versucht, das Bündnis ‚Hattingen für Vielfalt und Demokratie‘ kleinzureden. Man sprach von einer ‚Handvoll Gegendemonstranten‘. Jeder, der zur Demo geht bzw. die Presse verfolgt, kann das Gegenteil bekunden. Die Montagstrommler sind die ‚Handvoll‘ und die Unterstützer von ‚Hattingen für Vielfalt und Demokratie‘ sind definitiv in der Mehrheit.“
>>> Folgen Sie unserer Redaktion hier auf Instagram unter auf Facebook – hier finden Sie uns.
Auch Dagmar Müller betont: „Meiner Meinung nach werden die Bewohner unserer Stadt seit Jahren genug belästigt. Unsere Gegendemos in den vergangenen Wochen haben diese Menschen in großen Teilen erst wieder aus dem Winterschlaf erweckt, leider.“ Sie hält es nicht für ausgeschlossen, dass die Demonstranten aneinander geraten.