Hattingen/Bochum. Eisernes Schweigen zum Auftakt, da hatte der Richter bei der Fortsetzung Redebedarf. Der Prozess wegen Steuerhinterziehung nahm eine Wendung.

Angespannte Stimmung vor dem zweiten Verhandlungstermin im Landgericht Bochum. Sagt die Hauptangeklagte aus Hattingen im Prozess um Steuerhinterziehung aus oder schweigt sie weiter eisern? Direkt zu Beginn verliest der Anwalt der 27-jährigen, Henner Sentner, eine Erklärung.

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Seine Mandantin, die als Geschäftsführerin ihrer eigenen GmbH fungierte, habe Rechnungen von Firmen beantragt, 30 Prozent des Geldes seien verbraucht worden, 70 Prozent flossen wieder zurück in das eigene Unternehmen. Geld sei an Kolonnenschieber für einzelne Arbeiten und einzelne Arbeitsstellen gezahlt worden (Als Kolonnenschieber bezeichnet man Menschen, die selbst schwarz arbeiten, um andere Schwarzarbeit zu vertuschen, Anm. d. Red.).

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Welche Arbeiten denn konkret gemacht wurden und wie das im Einzelnen abgelaufen sei, will der Vorsitzende Richter Michael Janßen wissen. Und vor allem: „Wie ging das mit den Rechnungen?“ „Es wurde im Auftrag der Deutschen Bahn zum Beispiel im Bottroper Bahnhof geputzt oder aufgeräumt.“ Da habe man auch Arbeiter einer Stuttgarter Firma eingesetzt.

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Das ist der Punkt, an dem von Michael Janßen ein Feuerwerk konkreter Fragen auf die Angeklagte niederprasseln: „Warum haben Sie nicht Ihre eigenen Leute genommen? Wer hat denn gesagt, wer die Rechnungen schreiben soll? In wessen Auftrag haben Sie bestimmte Leute ausgewählt? Wieso soll ausgerechnet eine Firma aus Stuttgart in Bottrop den Bahnhof putzen?“

Immer wieder guckt sie Hilfe suchend zu den anderen

Immer wieder guckt die 27-Jährige Hilfe suchend zu den anderen beiden Angeklagten, einem 32-jährigen Mann und einer 35-jährigen Frau. „Sie sollen nicht die anderen gucken, sondern mich“, wird der Richter schärfer im Ton. Als Verteidiger Sentner antworten will, geht Janßen dazwischen: „Ihre Mandantin soll selbst reden.“

Schlüssige Erklärungen auf die Fragen hat die junge Frau nicht. Nicht eine einzige Frage kann sie nachvollziehbar beantworten. „Ich glaube Ihnen bislang kein Wort. Ich denke, dass Sie keinen Schimmer davon haben, was der Verteidiger hier gesagt hat. Erzählen Sie nicht so einen Kram, so ist das immer, wenn jemand seinen Namen gibt und von nichts etwas weiß. Es gibt in NRW im Übrigen auch Gefängnisplätze für Frauen mit Kindern“, herrscht Michael Janßen die Angeklagte lautstark an.

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Nach einer Unterbrechung dann die Wende: Henner Sentner erklärt, dass seine Mandantin die Anklagepunkte so einräumt, wie sie vorgelesen wurden. Auch der 32-Jährige erklärt, dass er bei dem Betrug mitgemacht und dafür 20.000 bis 30.000 Euro bekommen hat. Auch die 35-Jährige ist plötzlich bereit, zu reden. Sie habe um die zwölf Arbeitnehmer schwarz beschäftigt.

Der Prozess wird fortgesetzt.