Hattingen. Viele Deutsche sind einsam, im Advent und um den Jahreswechsel mehr als sonst. Was ein Arzt vom Palliativnetzwerk EN und Hattingen rät.

Einsamkeit ist ein nahezu unsichtbares Leiden. Betroffene fühlen sich oft nicht nur ängstlich, hilflos, nicht verstanden, leer, verloren. Viele meiden auch zunehmend soziale Kontakte. Wodurch sie sich noch einsamer fühlen. Doch während die Bundesregierung derzeit an einer Strategie gegen Einsamkeit arbeitet, gibt es Hilfen für einen bestimmten Personenkreis in Hattingen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis längst.

Dr. Franz Krizanits vom Palliativnetzwerk EN und Hattingen.
Dr. Franz Krizanits vom Palliativnetzwerk EN und Hattingen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Alljährlich um die Weihnachtszeit deutlich mehr Hausbesuche bei palliativen Patienten

Dr. Franz Krizanits (67) ist Arzt beim Palliativnetzwerk EN und Hattingen. Er sagt: Alljährlich um Weihnachten und den Jahreswechsel herum mache er deutlich mehr Hausbesuche bei palliativen Patienten als sonst – bei Menschen also, die an unheilbaren, fortschreitenden Erkrankungen leiden. Krebs, ALS, Demenz, Parkinson. „Im Advent fühlen sich Menschen ohnehin vermehrt einsam. Wenn Weihnachten näherrückt, verstärkt von Familie und Nähe gesprochen wird, dann wird das Thema Einsamkeit bei älteren und kranken Menschen oft besonders präsent“, betont Krizanits. Die Hausbesuche, die er und andere Mitarbeitende des Palliativnetzwerks absolvieren, sollen Menschen in palliativen Lebenssituationen dabei ein Stück weit auffangen, ihren Einsamkeitsgefühlen entgegenwirken.

„Einsamkeit lässt sich nicht mit Medikamenten behandeln“

Menschen, die eine unheilbare Erkrankung haben, setzten sich ohnehin mit Sinnfragen, ihrem Lebensende, dem Sterbeprozess auseinander. Sich in dieser Lebensphase auch noch einsam zu fühlen, habe oft auch Auswirkungen auf die physische Gesundheit. „Einsamkeit lässt sich dabei nicht mit Medikamenten behandeln“, betont Krizanits, „sondern nur mit sozialer Zuwendung.“ Das gelte indes nicht allein bei Palliativ-Patienten, sondern für alle Menschen, die sich einsam fühlen. Weshalb er jedem Bürger, jeder Bürgerin rät, bei Nachbarn, von denen man wisse, dass sie allein leben, in Tagen wie diesen „einfach mal nachzufragen, wie es ihnen geht“.

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Die Zahl der Betroffenen sei seit der Corona-Pandemie stark gestiegen, sagt Mediziner Krizanits. Studien zufolge ist Einsamkeit dabei bei jungen Erwachsenen und sehr alten Menschen am höchsten. Insgesamt gaben im Jahr 2021 zudem rund 42 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen an, sich zumindest zeitweise einsam zu fühlen. Auch angesichts derartiger Zahlen begrüßt Franz Krizanits es, dass die Bundesregierung sich des Phänomens Einsamkeit angenommen hat – mit einer Strategie gegen Einsamkeit.

Hausbesuche dienen auch dem seelischen Wohlbefinden

Für Menschen in palliativ-medizinischen Lebenssituationen im EN-Kreis gibt es diese dank der Mitarbeitenden im Palliativnetzwerk derweil längst. Weil dem Vorstandsteam um Geschäftsführer Franz Krizanits schon lange klar ist, dass Hausbesuche nicht allein der medizinischen Versorgung dieser Patienten dienen, sondern auch ihrem seelischen Wohlbefinden.

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Anspruch auf eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung übrigens, so der Mediziner, hätten alle Versicherten mit einer nicht heilbaren Erkrankung bei begrenzten Lebenserwartung, die eine besonders aufwändige Versorgung benötigen. Die Leistung könne dabei von einem Vertrags- oder Krankenhausarzt verordnet werden. Eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung umfasse ärztliche und pflegerische Leistungen, einschließlich Schmerztherapie und Symptomkontrolle. So solle eine Betreuung in der vertrauten Umgebung zu Hause möglich gemacht werden.

Kontakt zum Palliativnetzwerk EN und Hattingen: Telefon 02332-5513052

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