Hattingen. Der Verkehr in Hattingens Südstadt soll wieder fließen. Doch das neue Verkehrskonzept der Stadt wird kontrovers diskutiert. Händler sind besorgt.
Die Anwohner sind skeptisch, Händler besorgt: Das vorliegende Verkehrskonzept der Stadt für die Südstadt mit Straßensperrungen, Einbahnstraßen und Parkverboten sorgt im Quartier für Unruhe.
Seit Jahren schon verstopft der Autoverkehr zu Stoßzeiten die engen Straßen in der Südstadt. Doch jetzt soll sich etwas tun. Auf Anwohner und Händler in der Raabestraße kommen große Veränderungen zu: Hier soll bald nicht mehr auf der Fahrbahn geparkt werden dürfen. Das erregt die Gemüter.
„Wo sollen denn die ganzen Patienten parken, die in die Gemeinschaftspraxis Bruchstraße wollen? Und in der Raabestraße gibt es noch weitere Ärzte“, äußert eine Anwohnerin sorgenvoll.
Fahrradstreifen statt Parkplätzen in der Raabestraße
Anstelle der jetzigen Parkmöglichkeiten sollen künftig zwei Radstreifen in der Raabestraße eingezeichnet werden. Dadurch wird das Radfahren sicherer und der Verkehr kann besser abfließen. Derzeit ist die Raabestraße durch die parkenden Fahrzeuge so eng, dass der Verkehr zu Stoßzeiten stockt.
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Beata Magiera betreibt in der Raabestraße gleich zwei Läden. Ihr gehören die Südstadtbäckerei und ein angrenzendes Kosmetikstudio. Das neue Parkkonzept sei für die Händler „eine existenzielle Bedrohung“, betont die 55-Jährige. Auch müsse man die Schülerinnen und Schüler der gegenüberliegenden Berufsschule an einer Lösung für die verkehrlichen Probleme in der Südstadt beteiligen, schließlich hätten diese schon jetzt zu wenig Parkplätze.
Händler fürchten um ihre Kundschaft
Die Streichung der Parkmöglichkeiten in der Raabestraße würde die Situation noch weiter verschärfen. „Wie sollen Kunden denn zu uns kommen? Die kommen nie im Leben alle zu Fuß“, glaubt sie. Viele ihrer Kunden seien im Seniorenalter, denen könne man keine weiten Fußwege zumuten.
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Kioskbesitzer Michael Döhrer (41) ist in der Südstadt aufgewachsen und kennt die Verkehrsprobleme vor Ort. Zur Arbeit kommt er mit einem E-Roller. „Ich habe hinter dem Laden zum Glück einen Stellplatz, auf den vor meinem Haus kann ich mich nicht verlassen.“
Schon jetzt reichen die Parkplätze nicht aus
Ähnliches berichtet eine Kundin, die ebenfalls in der Südstadt wohnt. Zu bestimmten Uhrzeiten traut sie sich kaum, mit dem Auto einkaufen zu fahren: „Sonst habe ich nachher keinen Parkplatz mehr.“
Das neue Verkehrskonzept im Detail
Die Lessingstraße soll zwischen Eichendorff- und Schillerstraße gesperrt werden. Die Schillerstraße wird dann zur Einbahnstraße.
Es sind Parkverbotszonen am westlichen Südring, in der Uhlandstraße, der Grünstraße und am östlichen Teil der Otto-Hue-Straße geplant. Statt ungeregeltem Parken auf der Fahrbahn sind wechselseitig markierte Stellplätze geplant.
Kostenloses Parken soll für Auswärtige nicht mehr möglich sein. Anwohner können mit einem Parkausweis auf ausgewiesenen Flächen parken.
Auch in Friedrich- und Raabestraße sollen Autos künftig nicht mehr auf der Fahrbahn parken. Stattdessen sollen Schutzstreifen für Radfahrer entstehen. In der Raabestraße werden sie beidseitig, in der Friedrichstraße einseitig bergauf markiert.
Die Kreuzungen an der Nierenhofer Straße/ Isenbergstraße und an der Martin-Luther-Straße/ Friedrichstraße sollen verkleinert werden. Das soll den Durchgangsverkehr aus der Südstadt heraushalten.
Neben Döhrers Kiosk an der Lessingstraße soll künftig eine Vollsperrung zwischen Schiller- und Eichendorffstraße eingerichtet werden. Diese soll die sogenannten Eltern-Taxis von den hier gelegenen Kindertagesstätten fernhalten.
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Döhrer hat aus seinem Kiosk einen guten Blick auf die Misere: „Hier fahren sich immer wieder Leute fest. Neulich hat es sogar Streit gegeben. Jemand ist aus seinem Auto ausgestiegen und wollte einen anderen Autofahrer schlagen“, sagt der 44-Jährige.
Immer mehr Familien haben mehr als ein Auto
Er sieht die Gründe für dasVerkehrs-Chaos in der gestiegenen Anzahl an Autos in der Südstadt. Früher habe es hier mehr Grünflächen zwischen den Häusern gegeben: „Da haben wir als Kinder immer gespielt.“ Mit der Zeit seien aus den Grünflächen aber Parkplätze geworden. „Mittlerweile hat ja fast jede Familie zwei Autos, manche sogar mehr.“ Sorgen um sein Geschäft macht er sich nicht, seine Stammkunden leben alle in der Südstadt und können ihn zu Fuß erreichen.
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Gorden Vergas (44) setzt in der Südstadt auf sein Fahrrad. Doch das ist nicht ganz ungefährlich. Die Raabestraße sei „noch in Ordnung, weil sie relativ breit ist, aber alles in Richtung Grünstraße und Fahrradtrasse ist grausam“.
Auto-Slalom in der Grünstraße
Auch in der Grünstraße soll sich die Parksituation ändern. Im Konzept heißt es: „In verträglichen Abständen sollen wechselseitig Stellplätze auf der Fahrbahn abmarkiert werden.“ Unterm Strich heißt das, dass es in der Südstadt künftig wesentlich weniger Parkplätze geben wird als bisher. Gleichzeitig gibt es mehr Platz auf der Fahrbahn für Autos und Radfahrer.
Über die geplanten Verbesserungen freut sich Gorden Vergas,er fährt beinahe ausschließlich mit dem Rad. „Aber ob das Konzept in dieser Form umgesetzt werden kann, ist fraglich. Ich lasse mich da mal überraschen.“
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