Hattingen. Zucker und Fett dominieren die Speisen auf dem Hattinger Weihnachtsmarkt. Wie kann man sich gesund ernähren? Tipps von Diabetologe Juris Meier.

Weihnachten gilt als das Fest der Nächstenliebe. Doch wer über den Nostalgischen Weihnachtsmarkt flaniert; könnte meinen, Weihnachten sei ein Zuckerfest. Von den Vordächern der Buden baumeln buntbezuckerte Lebkuchenherzen, süße Äpfel werden in noch süßeren Sirup getaucht und in den Auslagen liegen tütenweise gebrannte Mandeln. „Sich auf dem Weihnachtsmarkt gesund zu ernähren, ist eine sportliche Herausforderung“, sagt der Leiter der Klinik für Diabetologie am Evangelischen Krankenhaus in Hattingen, Professor Juris Meier.

Professor Juris Meier
Professor Juris Meier © WAZ Bochum | Augusta Stiftung

Wer möglichst wenig Zucker zu sich nehmen möchte, dem bleiben nur deftige Crêpes

Maria Keuter blickt auf die Speisekarte an ihrem Stand: „Also hier ist überall Zucker drin.“ Die 50-Jährige verkauft Crêpes und Churros, ein spanisches Fettgebäck. Wer möglichst wenig Zucker zu sich nehmen möchte, dem bleiben nur die deftigen Crêpes. Wenigstens sind beide Backwaren vegetarisch – je nach Kombination versteht sich.

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Wer unbedingt gezuckerte Crêpes essen möchte, dem rät Juris Meier zur Variante mit Zimt. Dieser senke aktiv den Zuckerpegel im Blut – allerdings erst in einer unangenehm hohen Dosis. Auch wenn die nicht erreicht werde, könne die Kombination nicht schaden. Sie helfe „zumindest gegen das schlechte Gewissen“.

Zuckerfreies Lakritz lief im Vorjahr nicht so gut

Simone Wagners (47) verkauft Kräuterbonbons auf der Großen Weilstraße. Im vergangenen Jahr habe sie zuckerfreies Lakritz angeboten, „aber das lief nicht so gut“. Liegt es am schlechten Ruf der Ersatzstoffe?

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Über die Verträglichkeit dieser Stoffe wird noch geforscht. Es gebe Tierstudien, die den Konsum von Ersatzstoffen mit Insulinresistenz in Verbindung bringen, sagt Meier. Ob sich diese Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen, hält er für fraglich. Wer die Wahl habe, dem rät er zum zuckerfreien Produkt.

„Das hier ist alles nicht zuckerarm“

Im Büdchen der Wodantalbäckerei gibt es Kekse und Stollen. Gibt es auch gesunde Alternativen? „Das hier ist alles nicht zuckerarm“, sagt Felicitas Katzer (70). „Wer Probleme mit Zucker hat, kann hier leider nichts essen.“ Vom Backen mit Ersatzstoffen hält die Verkäuferin nicht viel. Diese würden beim Backen eher bitter als süß.

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Zuckerfreie oder zumindest zuckerarme Alternativen sind weit und breit nicht zu finden. Was bleibt, ist der Griff zu deftigen Weihnachtsspezialitäten. Die gibt es meist nur mit Fleisch, doch es gibt Ausnahmen.

Frank und Nicole Wimmert verkaufen gebratene Champignons und Blumenkohl mit verschiedenen Soßen. „Wenn sie die Soßen weglassen, ist sogar alles vegan“, betont sie.

Seit einigen Jahren ist die fleischarme oder gar fleischlose Ernährung auf dem Vormarsch

Seit einigen Jahren ist die fleischarme oder gar fleischlose Ernährung auf dem Vormarsch. Das Paar hingegen bietet schon seit 22 Jahren auf dem Weihnachtsmarkt gegartes Gemüse an. Auch die Wimmerts bekommen den Gesund-Trend zu spüren. „Die Kunden werden immer jünger. Hier stehen zehnjährige Mädchen und fragen mich, was in der Soße drin ist“, sagt Wimmert.

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Vegetarisches Essen gibt es auch in der Schlemmerbude. Neben der einfachen Portion Pommes gibt es hier auch Reibekuchen zu kaufen. Der 19-jährige Dustin steht in der Bude und wendet das Frittiergut. Auch seine Kunden wollen genau wissen, was sie essen: „Schon oft haben Kunden gefragt, welches Öl für die Zubereitung genutzt wird. Wir nehmen Sonnenblumenöl.“ Das ist für Vegetarier unbedenklich.

Wirklich gesund sind Reibekuchen nicht

Wirklich gesund sind Reibekuchen allerdings nicht: „Das ist die maximal ungesunde Mischung aus Zucker und Fett“, sagt Diabetologe Meier. Denn die in Kartoffeln enthaltene Stärke wird vom Körper in Zucker umgewandelt. Sollte man sich also in Verzicht üben? Nein, sagt der Experte: „Wir versuchen, den Menschen ein Gefühl für ein gesundes Maß zu vermitteln.“ Beispielsweise enthalte ein Glühwein zwar eine Menge Zucker, aber solange es bei einem bleibe, könne man den ruhig genießen. „Aber es sollten nicht drei, vier oder fünf werden.“

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Wer Angst hat, wegen seiner Zurückhaltung hungern zu müssen, dem rät der Experte zu naturbelassenen Walnüssen: „Die sättigen, erhöhen aber den Zuckerspiegel nicht.“