Hattingen. Die Unterbringung von Asylsuchenden auch bei weiteren Flüchtlingswellen will die Stadt Hattingen sichern und stellt Pläne dafür vor. Die Details:
Wie kann in Hattingen die Unterbringung von Asylsuchenden auch bei weiteren Flüchtlingswellen gesichert werden? Ohne dass kurzfristig wieder eine Turnhalle als Gemeinschaftsunterkunft hergerichtet werden muss? Die Stadt schlägt hierzu die Schaffung weiterer Unterbringungseinrichtungen vor – an festen Standorten.
Aktuell hat Hattingen 390 Plätze für Geflüchtete in Unterkünften: an der Werksstraße (150), auf dem früheren O&K-Gelände an der Nierenhofer Straße (150), an der Bochumer Straße (20), im alten Amtshaus Im Welperfeld (20) sowie in Haus Bredenscheid (50). Im September waren insgesamt 362 Personen in diesen untergebracht, dabei war die Werksstraße zuletzt mit 161 Geflüchteten über-ausgelastet.
Zwei zusätzliche zweigeschossige Container-Häuser werden an Werksstraße errichtet
Zwar wird dort im Dezember ein zusätzliches zweigeschossiges Container-Haus errichtet, im Februar 2024 ein weiteres, sagt Stadtsprecherin Susanne Wegemann. Inklusive Tiefbau kostet das die Stadt 4,5 Millionen Euro, dafür gewinnt sie 150 weitere Plätze für Geflüchtete. „Doch um auf die Zukunft vorbereitet zu sein, brauchen wir andere Lösungen“, betont Wegemann. Zumal alle Beteiligten, die mit dem Flüchtlingsgeschehen zu tun haben, glauben, dass die weltweite Flüchtlingsbewegung nicht zurückgehen wird, so Stefanie Berkermann in einer Vorlage für den Ausschuss für Soziales, Integration und Migration.
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Bei der Stadt geht man daher davon aus, dass es unabdingbar ist, sich jetzt auf weitere wellenartige Flüchtlingsströme vorzubereiten. „Wir wissen zwar nicht genau, was kommt“, sagt Stadtsprecherin Wegemann. Aber für eine weitere Flüchtlingswelle genügten die vorhandenen Kapazitäten nicht.
In Hattingen leben 674 Geflüchtete
674 Geflüchtete waren in Hattingen Stand 30. September in Gemeinschaftsunterkünften (362), städtischem (270) oder privatem Wohnraum (42) untergebracht.
Da im Stadtgebiet immer weniger adäquater Wohnraum zur Verfügung steht, wird die Zahl derer, die eigenen Wohnraum anmieten können, immer geringer. Mehr Menschen verbleiben demnach länger in den Gemeinschaftsunterkünften, die Fluktuation wird geringer.
Seit Jahresbeginn sind der Stadt Hattingen bis Anfang Oktober insgesamt 196 Personen zugewiesen worden. Neben dem Hauptherkunftsland Syrien (73 Personen) und Afghanistan, sind aktuell vermehrt Asylbegehrende aus der Türkei (34 Personen) zu verzeichnen. Danach folgen 22 Personen aus Afghanistan und 19 Personen aus der Ukraine. Die restlichen 48 Personen verteilen sich auf 14 Nationen.
Zumal in den Gemeinschaftsunterkünften 220 Plätze längerfristig gar nicht mehr zur Verfügung stehen. So soll das Amtshaus in Welper verkauft werden, für Haus Bredenscheid endet der Vertrag Ende 2024. Und das Gebäude an der Nierenhofer Straße war nie dauerhaft als Unterkunft für Geflüchtete vorgesehen und ist auch nicht als solche ausgelegt. Dazu steht im Stadtgebiet immer weniger adäquater Wohnraum zur Verfügung, so Berkermann. Und Wegemann sagt, auch eine Turnhalle „bietet keine gute Unterbringungsmöglichkeit“.
Auch im Januar 2023 wurde die Turnhalle Talstraße schon für Flüchtlinge hergerichtet
Eine Situation wie 2015 und 2016, als die Turnhalle Talstraße gesperrt und für Geflüchtete genutzt wurde, will die Stadt möglichst vermeiden. Auch im Januar 2023 wurde die Turnhalle Talstraße schon für Flüchtlinge hergerichtet, diesmal aber nicht gebraucht. Inzwischen ist sie wieder für den Schul- und Vereinssport freigegeben.
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Die Verwaltung schlägt der Politik nun vor: In der Stadt sollen weitere Unterbringungseinrichtungen geschaffen werden – 300 zusätzliche Plätze würden auf jeden Fall benötigt. Maximal 150 Geflüchtete sollen dabei in einer Unterkunft unterkommen – auch, um deren Integration zu erleichtern.
Errichtet werden sollen Unterkünfte in modularer Bauweise mit flexiblen Belegungsmöglichkeiten, Schutz- und Sozialräumen. Andere Nutzungsmöglichkeiten, etwa als Studentenwohnungen, müssten für den Fall, dass die Flüchtlingsströme doch ausbleiben, gegeben sein.
Verteilung im Rahmen der Möglichkeiten über das ganze Stadtgebiet
Wo genau die Unterkünfte entstehen sollen, dazu äußert sich die Verwaltung diesmal indes nicht. Ein entsprechender Vorstoß im Frühjahr, als man der Politik eine feste Unterkunft für 300 Geflüchtete auf dem Acker gegenüber des Schulzentrums Holthausen vorschlug, wurde nicht verabschiedet. Nun heißt es nur: „Die Verteilung soll im Rahmen der Möglichkeiten über das ganze Stadtgebiet erfolgen.“
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„Das sind unsere Ideen, wie wir uns für die Zukunft aufstellen können“, so Wegemann. Die Stadt hoffe, so endlich einmal „vor die Lage zu kommen“ anstatt immer nur auf die Zuweisung der nächsten Flüchtlinge zu reagieren.
Das Thema „Asyl: strategische Unterbringung“ steht auf der Tagesordnung der öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Soziales, Integration und Migration am Mittwoch, 8. November, 17 Uhr (Rathaus, Großer Sitzungssaal).