Hattingen. Die Hälfte aller Brücken in Hattingen wurde beim Hochwasser 2021 zerstört. Die erste soll 2024 neu gebaut werden. Doch der Wiederaufbau dauert.
Das Jahrhunderthochwasser vom Juli 2021 ist mehr als zwei Jahre her. Das Wasser ist längst weg, die Schäden aber bleiben. Jetzt kann die Stadt endlich damit starten, die Brücken neu zu bauen. Dafür gibt es Millionenhilfe vom Land: Die Zusage über mehr als zwölf Millionen Euro überbrachte Staatssekretär Daniel Sieveke jetzt persönlich an Bürgermeister Dirk Glaser.
Das Hochwasser kam in der Nacht auf den 15. Juli 2021 überraschend. Denn es war nicht
die Ruhr
, die zwar so hoch stand wie seit der Möhne-Katastrophe nicht mehr, die für die größten Probleme sorgte. Es waren die sonst unscheinbaren kleinen Bäche, die zu reißenden Strömen wurden – womit niemand gerechnet hatte.
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Das Ergebnis war teilweise erst Tage später sichtbar. 15 Brücken – die Hälfte aller im Stadtgebiet – müssen neu gebaut werden. Zwei wurden sogar ganz weggerissen – Am Schnüber und im Sünsbruch gibt es seitdem Behelfsbrücken, die das Technische Hilfswerk gebaut hatte. Die können nach intensiver Prüfung auch weiterhin genutzt werden. Müssen sie auch, denn die Erneuerung wird dauern.
Fest steht: Die neuen Brücken, die die alten ersetzen werden, müssen größer und stärker sein, um auch dem nächsten Hochwasser standhalten zu können. „Wir müssen sie nach aktuellem Standard bauen, nicht wie vor 100 Jahren“, betont Melanie Jagusch-Klich, Leiterin Fachbereich Tiefbau.
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Als erste Brücke wird die im Wodantal 21-25 erneuert werden. Es ist die kleinste auf der Liste, die in diesem Jahr aufgrund der Schäden gesperrt werden musste. Doch im kommenden Frühjahr soll es losgehen mit dem Bau. Die wasserrechtliche Genehmigung dafür liegt bereits vor, die Ausschreibung startet in Kürze. Wenn es losgehen kann, rechnen die Planer mit einer Bauzeit von etwa sechs Monaten.
Dabei werden die neuen Brücken vor allem funktional sein. Hübsche Bruchsteinbögen werde es nicht mehr werden.
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Zwar gibt es eine Prioritätenliste, aber: „Wir bauen, was wir bauen können“, unterstreicht Jagusch-Klich. Denn die Planungen sind zäh. Drei Planungsbüros seien für Hattingen im Einsatz. Aber die sind ausgelastet, denn so viele Brückenbauexperten gibt es nicht. „Wir haben kein Druckmittel, um die Bearbeitung zu beschleunigen. Den Auftrag zu entziehen bringt nichts, denn es gibt keine Alternativen“, bedauert die Fachbereichsleiterin.
Geld auch für Privatleute
Nicht nur die Stadt Hattingen bekommt für die Beseitigung der Hochwasserschäden Geld vom Land. Auch Privatpersonen können Geld beantragen. Die Frist dafür wurde bis 2026 verlängert, erklärt Staatssekretär Daniel Sieveke.
Privatpersonen können vom Land Geld für den Wiederaufbau, Sanierungen etc. nach dem Hochwasser vom Juli 2021 bekommen – auch für bereits erledigte Arbeiten. Im Gebäudeschadensbereich zahlt das Land bis zu 80 Prozent der entstandenen Kosten.
Außerdem müssen vor dem Bau der neuen Brücken viele Gespräche geführt werden. Da geht es um Genehmigungen der Naturschutzbehörde, wasserrechtliche Genehmigungen und vielfach, weil die Brücken größer werden, Verhandlungen mit Grundstücksbesitzern. Denn oft muss die Stadt ein Stück Land zukaufen, um die Brücke realisieren zu können. Und nicht mit allen Eigentümern sind die Gespräche einfach. Auch die landschaftlichen Gegebenheiten sind teilweise herausfordernd. So ist es mitunter schwierig, die Baugeräte und Materialien zum Ort zu bringen.
Geprüft wurde auch, ob wirklich alle 15 Brücken wieder gebraucht werden, ob Alternativen denkbar sind. Vor allem die Feuerwehr verwies aber auf die Bauwerke als wichtige Rettungswege. Deshalb werden alle neu errichtet. Vom Land gab es nun mit 12.236.000 Euro das nötige Geld.
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Noch nicht kalkuliert sind übrigens die Kosten für den größten Hochwasserschaden der Stadt: Ein 570 Meter langes Rohr unter dem Henrichspark wurde stark beschädigt. Es ist stellenweise mehr als 120 Jahre alt. Genaue Unterlagen über den Verlauf und Bau fehlen vielfach. Der Versuch, es mit klassischen Methoden zu erfassen, ist gescheitert. Nun arbeitet die Stadt mit der Technischen Hochschule Agricola in Bochum zusammen, um genaue Kenntnisse über das Ausmaß der Schäden zu bekommen. „Dann melden wir uns noch mal“, kündigt Bürgermeister Glaser bei Staatssekretär Sieveke an.