Hattingen. Nach dem Hochwasser steht es um die Brücken in Hattingen schlecht: 15 von 30 Brücken müssen erneuert werden – ein Millionenschaden für die Stadt.

Sechs Wochen nach dem Jahrhundert-Hochwasser hat die Stadt Bilanz gezogen: Die bislang festgestellten Schäden in ihrem Zuständigkeitsbereich belaufen sich bereits jetzt auf 2,9 Millionen Euro – vor allem an Straßen und Brücken. Und es ist absehbar, dass die Zahlen weiter in die Höhe schießen, denn die Hälfte der 30 Brücken im Stadtgebiet muss wohl erneuert werden. Völlig unklar bleiben die privaten Schäden der Betroffenen.

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Nicht für alle Brücken in Hattingen ist die Stadt zuständig. Die größeren Brücken – etwa die Ruhrbrücke oder die Kosterbrücke – liegen in der Verantwortlichkeit des Landesbetriebs Straßen NRW. Die kleineren, die über die Bäche führen, sind hingegen Angelegenheit der Stadt. Zwei von ihnen, am Sünsbruch und Am Schnüber, hatte das Hochwasser weggerissen. Nach einem Amtshilfegesuch der Stadt Hattingen hat das THW an diesen Stellen für Abhilfe gesorgt und meldet nun die Fertigstellung der beiden Behelfsbrücken über den Sprockhöveler Bach und den Felderbach. Sie wurden im Rahmen des Katastrophenschutzes sehr schnell errichtet, da die anliegenden Grundstücke sonst nicht von Feuerwehr, Rettungsdienst oder Müllabfuhr hätten erreicht werden können.

15 von 30 Brücken müssen wohl erneuert werden

Allerdings gibt es noch weitere Brücken und ähnliche Bauwerke in Hattingen, an denen in Folge des Hochwassers gearbeitet werden muss: „30 Brückenbauwerke gibt es noch“, erläutert Melanie Jagusch-Klich vom zuständigen Fachbereich. „Gemäß unserer ersten Einschätzungen werden wir 15 komplett erneuern müssen.“ Noch steht ein abschließendes Statiker-Gutachten aus, aber schon jetzt ist absehbar: Bis diese Arbeit abgeschlossen ist, wird es mehrere Jahre dauern. Auch, weil wasser- oder landschaftsrechtliche Aspekte geklärt werden müssen.

Hinzu kommt: Auch die beiden THW-Brücken sind Behelfsbrücken und dürfen als solche maximal zwei Jahre in Betrieb bleiben, müssen also ebenfalls in absehbarer Zeit neu gebaut werden.

Behelfsbrücken – wie hier über den Felderbach – dürfen maximal zwei Jahre benutzt werden.
Behelfsbrücken – wie hier über den Felderbach – dürfen maximal zwei Jahre benutzt werden. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Die meisten Brücken sind zum Teil wieder nutzbar

Allerdings sind die meisten der Brücken nach ersten Sperrungen mittlerweile zumindest eingeschränkt wieder nutzbar. So beispielsweise an der Lüggersegge, wo ein großes Loch in der Fahrbahn klafft. Ein Bauzaun sperrt dies von der noch nutzbaren Fahrbahn ab.

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Gleich nach dem Hochwasser hatte die Stadt Bauunternehmen beauftragt, die beschädigten Bauwerke auszubessern. Viele Hattinger Firmen haben sich bei dem Unterfangen sehr hilfsbereit gezeigt, erklärt Jagusch-Klich. Sie haben Aufbrüche geflickt, Material eingearbeitet, beigemauert und verfugt – und dafür sogar laufende Aufträge nach hinten verschoben. „Wir haben schon einige Sperrungen wieder aufheben können“, freut sich die Diplom-Ingenieurin.

Einzig die Deilbachbrücke an der Stadtgrenze zu Velbert ist derzeit noch komplett gesperrt. „Da ist auch eine komplette Erneuerung erforderlich“, erläutert Jagusch-Klich. Allerdings war diese auch vor dem Hochwasser schon angedacht gewesen, zudem teilt sich Hattingen hier die Zuständigkeit mit Velbert.

Brücken und Verrohrungen

Unter „Brückenbauwerken“ versteht die Stadt nicht nur klassische Brücken, sondern auch Verrohrungen, von denen ebenfalls einige vom Hochwasser beschädigt wurden. Ein Beispiel ist etwa die Verrohrung unter der Werks- und Hüttenstraße, durch die der Sprockhöveler Bach geleitet wird.

Abgesehen von den reinen Brücken-Arbeiten fallen an den Bächen auch Aufräumarbeiten an. Bislang wurden bereits 380 Tonnen Material abgefahren, dass sich nach dem Hochwasser hierin gesammelt und deren Abfluss gestört hatte. Die Stadt geht davon aus, dass noch einmal 120 Tonnen folgen werden.