Hattingen. Lebenshilfe und Musikschule Hattingen gründen eine inklusive Band. Gesucht werden Musiker mit Behinderung. Der erste Auftritt ist schon geplant.

Menschen mit Behinderungen auf die Bühne bringen, das ist das Ziel der Musikschule Hattingen und der Lebenshilfe. Gemeinsam starten sie ein inklusives Bandprojekt im Holschentor. Mitmachen darf jeder, der ein Instrument spielt oder singen kann.

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Das Bandprojekt ist nicht die erste Kooperation zwischen Musikschule und der Lebenshilfe. Seit sechs bis sieben Jahren gehe Musikpädagogin Roswitha Weyand in verschiedene Einrichtungen, um dort mit den Menschen zu musizieren, so Peter Brand, Leiter der Musikschule. „In dem Zusammenhang ist uns die Idee gekommen: ‘Eine inklusive Band, das wäre es eigentlich’“, ergänzt Dirk Schefer von der Lebenshilfe. Weil man für so ein Projekt professionelle Musiker benötigt, hat sich Schefer an die Musikschule gewandt.

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In den Reihen der Lebenshilfe gibt es wirklich sehr begabte Musiker. Das haben sie bereits vor fünf Jahren auf dem Altstadtfest unter Beweis gestellt. Doch komplett mit behinderten Menschen besetzt, war der Auftritt damals nicht: Die Mitglieder der Lebenshilfe haben den Gesang übernommen, eine Auswahl von Musiklehrern hat sie instrumentell begleitet.

„Wir wollen nicht, dass behinderte Menschen immer nur zuschauen müssen, sondern wir wollen gemeinsam etwas erschaffen“, sagt Dirk Schefer von der Hattinger Lebenshilfe.
„Wir wollen nicht, dass behinderte Menschen immer nur zuschauen müssen, sondern wir wollen gemeinsam etwas erschaffen“, sagt Dirk Schefer von der Hattinger Lebenshilfe. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Das neue Bandprojekt soll nun aber für echten Austausch sorgen. Deshalb steht es allen Menschen mit musikalischer Vorerfahrung offen. „Wir machen keinen Anfängerunterricht. Die Leute, die sich melden, sollen schon etwas können“, fordert Peter Brand, Leiter der Musikschule. Zwei bis drei Jahre Erfahrung sollten ausreichen.

Vorliebe für rockigen Schlager

Die Mitglieder der Lebenshilfe bestimmen, was gespielt wird. Momentan gehen die Vorlieben in Richtung rockiger Schlager. „Wir müssen etwas finden, das alle spielen können“, stellt Brand klar. Deshalb kommen für die Mitglieder der Lebenshilfe nur deutsche Texte infrage. „In englischen Stücken fällt die Orientierung schwer“, weiß Dirk Schefer. Wer also mit Schlagerklassikern, wie „Marmor, Stein und Eisen bricht“, nichts anfangen kann, sollte sich besser nicht bewerben. Alle anderen sind willkommen. „Wir suchen Menschen aus der Stadt Hattingen, die gewillt und in der Lage sind, so eine inklusive Band aus dem Boden zu stampfen“, so Schefer.

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Anmeldung und Instrumente

Wer Teil der inklusiven Band in Hattingen werden möchte, schreibt eine E-Mail an und gibt Name, Alter und Instrument an.

Gesucht wird die Besetzung für eine klassische Rockband: Gitarre, Bass, Schlagzeug und Keyboard. Melden darf sich natürlich jeder, doch das Instrument sollte sich in den Rock-Kontext einfügen lassen. „Wenn jemand mit einer Blockflöte kommt, dürfte es ein schwierig werden. Aber erstmal sollen alle kommen“, betonen die Organisatoren.

Inklusion bedeutet auch, Menschen aus den Institutionen zu holen. Welcher Ort wäre da besser geeignet als das Bürgerzentrum Holschentor? „Das Holschentor ist ein offener Raum und gehört zum Hattinger Gemeinwesen, deshalb wollen wir den Raum gerne bespielen. Wir wollen nicht mehr in diesen Sondersituationen bleiben.“

Proben starten im November

Im Holschentor bereiten sich die Musiker ab dem 11. November, 10 Uhr, auf ihren großen Auftritt vor. Angepeilt wird ein Konzert auf dem kommenden Altstadtfest. „Wir wollen nicht, dass behinderte Menschen immer nur zuschauen müssen, sondern wir wollen gemeinsam etwas erschaffen“, so Schefer. Für den Musiker Brand ist so ein Auftritt „total wichtig“. Proben hinter verschlossener Tür gehören nicht zu den Aufgaben einer Musikschule, es sei wichtig, in der Öffentlichkeit zu stehen. Für ihn gehört der Kampf mit dem Lampenfieber zum Musikerdasein dazu.

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