Hattingen. Schockanrufe in Hattingen: Doch Lore Goes (90) aus Holthausen hat das durchschaut – sie erzählt, wie sie die Kriminellen abgewimmelt hat.
Immer häufiger bedrängen Trickbetrüger in Hattingen ältere Menschen mit Schockanrufen. Erst in dieser Woche hat die WAZ über die aktuellen Maschen groß berichtet. Daraufhin hat sich Lore Goes (90) in der Redaktion gemeldet – und berichtet, dass sie selbst ein Opfer dieser Kriminellen sei.
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Das ist passiert:
Die Frau am anderen Ende der Leitung weint und wimmert, bekommt kaum ein Wort heraus. Ihre Sätze sind schwer zu verstehen. Klar wird Lore Goes nur, dass irgendetwas Schreckliches mit ihrer Tochter passiert sein soll. Aber die resolute Holthauserin wird stutzig. Denn mit ihrer Tochter, die in Köln wohnt, hat sie gerade erst gesprochen – und die andere Tochter wohnt mit ihr im selben Haus. „Sagen Sie mir mal erst ihren Namen“, fordert die 90-Jährige geistesgegenwärtig. Daraufhin wird schnell aufgelegt. Sie ruft sofort die 110 an und erstattet Anzeige.
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Stolz hält Lore Goes jetzt ein Schreiben der Polizei in der Hand, das ins Haus geflattert ist und an ihren Geburtsnamen adressiert wurde. „Sie haben sehr gut reagiert“, heißt es da. Denn: „Sie haben den Betrug erkannt und Anzeige erstattet.“
Lore Goes ist in Hattingen stadtbekannt
Ja, Lore Goes ist bekannt in der Stadt. Sie ist passionierte Musikerin und veranstaltet immer noch mehrmals im Jahr Konzerte in Kirchen mit hochrangigen Musikerinnen und Musikern. „Die Musik ist meine Kraftquelle“, sagt die Seniorin. Jetzt macht sie nicht durch ihre Musik Schlagzeilen, sondern, weil sie auf eine perfide Betrugsmasche nicht hereingefallen ist, vor der die Polizei seit langem warnt.
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„Es kommt immer wieder zu solchen und anderen Straftaten, um Senioren um ihr Vermögen zu bringen“, heißt es in dem Schreiben der Polizei weiter.
Dieser aktuelle Trickbetrug spielte sich am späten Vormittag ab. Doch damit nicht genug: Schon einige Monate zurück liegt ein weiterer Versuch, an Geld und Schmuck der Seniorin zu kommen.
Zweiter Vorfall für die Hattingerin
„Ich wurde vor einiger Zeit immer frühmorgens um 7 Uhr aus dem Schlaf gerissen, weil ich Anrufe bekam, bei denen sich niemand am anderen Ende mit Namen meldete“, erzählt Lore Goes. „Ein Mann sagte, in meiner Nachbarschaft sei eingebrochen worden, ob ich denn davon nichts mitbekommen hätte“, wunderte er sich im Gespräch.
Kontakt zur Polizeiwache in Hattingen
Aufmerksam sein, mit Familie, Freunden und Nachbarn über das Erlebte sprechen, das Gespräch beenden, wenn ein Anruf merkwürdig wirkt – alles das empfiehlt die Polizei immer wieder, damit Seniorinnen und Senioren nicht auf Betrüger hereinfallen und ihr Vermögen verlieren. Das Vorgehen, das der 90-jährigen Lore Goes passiert ist, geschieht jeden Tag in Deutschland vielfach.
Klare Ansage der Polizei: „Die Polizei wird Sie niemals um Geld oder Wertgegenstände bitten“, betont Christoph Neuhaus, Polizeipressesprecher. „Übergeben Sie niemals Geld- oder Wertgegenstände an Unbekannte.“
Im Falle eines Anrufs sollte man sich an die nächstgelegene Polizeiwache wenden (Nierenhofer Straße 14, 02324 9166-6000) und Anzeige erstatten.
Er habe tatsächlich eine Nachbarstraße in ihrem Wohnviertel genannt. „Man habe den Einbrecher geschnappt und bei ihm einen Zettel mit meinem Namen gefunden. Als ich dann sagte, ich würde jetzt direkt die 110 anrufen, sagte mir der Mann, er sei ja Polizist und könne gleich an einen Kollegen weiterverbinden, dem ich dann alles erzählen kann.“
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Anschließend sei sie angeblich verbunden worden und ein weiterer, vermeintlicher Polizist habe sie gefragt, ob sie eine Putzfrau habe. Als die 90-Jährige das bestätigte, habe der Unbekannte gesagt, dann wisse die Person doch auch sicherlich, wo ihr Schmuck liege. Als Lore Goes ihm einfach sagte, dass ihr kompletter Schmuck vor einiger Zeit gestohlen worden sei, war das Gespräch schnell zu Ende. „Der andere legte einfach auf“, erzählt sie – und ist froh, dass sie nicht auf die Betrugsmasche hereingefallen ist.