Ennepe-Ruhr. Wetterexperten warnen für die Nacht (11.9.) vor Starkregen – ggf. auch in Hattingen und Sprockhövel. Beim Hochwasserschutz geht es nicht voran.
Es sind in den vergangenen Wochen schockierende Bilder von Flutkatastrophen um die Welt gegangen. Das weckt die Erinnerungen an das Jahrhundert-Hochwasser im Juli 2021 in Deutschland. Auch in Hattingen waren damals viele betroffen. Bereits vorher hatte der Kreis begonnen, ein Niederschlag-Abfluss-Messnetz für das gesamte Kreisgebiet einzurichten. Das sollte möglichst schnell und gleichzeitig vernünftig erweitert werden, um Überschwemmungen mit gefährlichen Auswirkungen zu vermeiden. Vorangekommen ist der Kreis in der Außenwahrnehmung allerdings nicht.
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Anlass für das Messnetz waren diverse Überflutungen in Städten des Kreises in den Vorjahren. Die Flut im Sommer 2021 habe die Richtigkeit eines solchen Vorgehens nochmals untermauert, heißt es. Im November 2021 gab es eine Gewässerkonferenz mit „strengem“ Blick auf den künftigen Umgang mit entsprechenden Gefahrensituationen. Dabei wurde bereits betont, wie dringend es sei, alle maßgeblichen Akteure zusammenzubringen und sich den Themen Starkregen, Hochwasser, Schutzmaßnahmen, Planung und Gefahrenabwehr zu widmen. Mit dem Messnetz sollen die im Hochwasserfall betroffenen Städte des Kreises sowie die im Katastrophenschutz tätigen Dienststellen unverzüglich vor sich andeutenden Hochwässern gewarnt werden.
Wasser ohne Ende an der Ruhr in Hattingen
Doch viel getan hat sich seitdem nicht. Es sind vor allem die Planungen, die verbunden mit ersten Messergebnissen noch finalisiert werden. So war es letztlich vonseiten des Ennepe-Ruhr-Kreises zu hören.
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Schon vor zwei Jahren erkannte der Kreis selbst, dass er „Umsetzungsprobleme“ habe, da er sich „nicht konsequent genug für den Hochwasserschutz“ entscheidet. Die Findungsphase dauert offenbar weiter an, da bislang keine neue Messstelle eingerichtet worden ist. Kreissprecher Ingo Niemann teilt mit: „Niederschlagsmesser und Wasserstandmesspegel in den Gewässern melden künftig bei Erreichen von Warnschwellenwerten diese dann an die Kreisleitstelle im Kreishaus. Von dort werden diese Warnungen automatisch an die hochwassergefährdeten Kommunen am Unterlauf der betroffenen Gewässer weitergeleitet.“
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Im Akutfall sollen die Diensthabenden und die zur Verfügung stehenden Einsatzsatzkräfte (etwa der Feuerwehr) rund eineinhalb Stunden Zeit haben, um letzte Vorkehrungen zu treffen, heißt es auf Nachfrage dieser Redaktion. Sie können sich an jeweils drei Schwellwerten orientieren, die anzeigen, ob und in welchem Ausmaß eine Geländeüberflutung bevorsteht.
Hochwasserschutz in anderen Städten
An der Elbsche zum künftigen Schutz der stark hochwassergefährdeten Ortslage Wetter-Wengern ist ein Hochwasserrückhaltebecken seitens der Stadt Wetter vorgeplant worden. Über eine Niederschlagsstation sowie Wasserstandpegel an Elbsche und Schmalenbecke ist ein erstes Messnetz vorhanden, das 2021 nützliche Grundwerte gesammelt hat. Laut Kreis sollen letzte Anpassungen erarbeitet werden. Sprecherin Lisa Radtke teilt mit: „Technische Details zur Datenweiterleitung müssen noch angepasst werden.“ Konkreter geht der Kreis nicht darauf ein. Er gehe davon aus, dass die Testläufe erst bis Anfang kommenden Jahres abgeschlossen sein werden.
In Herdecke ist ein Ingenieurbüro mit der Konfiguration eines Messnetzes beauftragt worden. „Nach der Sommerzeit werden erste Planungsergebnisse erwartet. Sukzessive soll so das Gesamtmessnetz des Kreises vervollständigt werden“, so Ingo Niemann.
Teilweise in die Planungen mit eingebunden ist etwa der Nachfolger des zum 30. September ausscheidenden Kreisbrandmeisters Rolf-Erich Rehm: Dennis Wichert. Hauptsächlich planen jedoch die untere Wasserbehörde sowie die Kreisleitstelle die Einrichtung des Messnetzes.
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Ein Hochwasserrückhaltebecken ist auf Grundlage der Daten bereits in Wetter-Wengern vorgeplant. In anderen Städte sollen solche Becken folgen. Allerdings: Eine Priorisierung hinsichtlich der weiteren Kreisstädte ist noch nicht erfolgt. Dies sei noch abzustimmen, da grundsätzlich in allen Städten Anlieger an Gewässern potenziell betroffen seien. Momentan befindet sich der Kreis noch in Abstimmungsgesprächen mit der Bezirksregierung. Danach soll eine Detailplanung mit den Kommunen stattfinden. In die Planungen sind die Städte (noch) nicht mit eingebunden, da die Zuständigkeit beim Kreis liegt.
Aktuell warnen Wetterexperten wieder vor möglichem Starkregen. Wettermodelle gehen davon aus, dass heute (11.9.) ab etwa 23 Uhr und in der Nacht starke Regenfälle zu erwarten sind. Ebenso im Laufe des morgigen Tages.