Hattingen. Barfuß-Läufer Jesko Kohlstedt war das Werbegesicht des Hüttenlaufs in Hattingen. Selbst als Ultraläufer lief er hunderte Kilometer ohne Schuhe.

Für Hobby-Läufer ist das kommende Wochenende im Terminkalender markiert: Der Hüttenlauf 2024 steht an. Im vergangenen Jahr hatte der einen ganz besonderen Teilnehmer: Jesko Kohlstedt läuft zehn Kilometer ohne Schuhe, barfuß, sorgt damit für Aufsehen und wird das Gesicht des Hüttenlaufs.

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„Ich bin Genussläufer“, sagt der 41-Jährige über sich selbst. Dabei ist er ein Mann, der Extreme sucht – nicht nur beim (nicht vorhandenen) Schuhwerk. Als er vor 13 Jahren anfängt, habe ihm das Laufen das Leben gerettet, erklärt Kohlstedt.

„Ich ziehe vor jedem den Hut, der zwei Kilometer laufen kann. In der Anfangszeit ist mir das auch sehr schwer gefallen.““

Jesko Kohlstedt
Barfuß-Läufer

„Ich hatte eine Lebenskrise und habe sehr ungesund gelebt“, erinnert er sich. Dann kommt der Warnschuss seiner Ärztin und Jeskos unbedingter Wunsch, seine Kinder aufwachsen zu sehen. Also beginnt er zu laufen. Ganz klassisch. Mit Laufschuhen.

Zehn oder zwölf Paar Schuhe hat er ausprobiert. Doch immer wieder plagten Jesko Kohlstedt Verletzungsprobleme. Wohl auch, weil er auch beim Laufen extrem startet. Aus einem, der Ausdauersport immer langweilig fand, wird der Langstreckenläufer – mehr noch, der Ultraläufer. Doch noch heute sagt er: „Ich ziehe vor jedem den Hut, der zwei Kilometer laufen kann. In der Anfangszeit ist mir das auch sehr schwer gefallen.“

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Weil ihn Schmerzen plagen, wirft Kohlstedt kurzerhand die Schuhe über Bord und lernt das Laufen noch einmal neu. Barfuß. Und wieder macht er es extrem: „Ich war ein militanter Barfußläufer und bin überall barfuß gelaufen.“ Seit zehn Jahren ist er ohne Schuhe unterwegs, inzwischen nicht mehr alltäglich, sondern vor allem sportlich.

Anmeldung für Hüttenlauf

Der Hüttenlauf findet 2024 am Sonntag (8.9.) in Hattingen statt. Start und Ziel sind im LWL-Museum Henrichshütte unter dem Hochofen.

Um 11 Uhr startet der Bambini-Lauf über 300 Meter (ohne Zeitnahme). Der AVU-Jugendlauf (ab 8 Jahre) startet um 11.20 Uhr, zehn Minuten später der 5-Kilometer-Lauf und -Walk und zum Schluss um 12.10 Uhr der 10-Kilometer Hauptlauf mit offener Stadtmeisterschaft.

9 Uhr startet der Check-In.Wer dabei sein möchte, kann sich noch bis spätestens eine Stunde vor dem Start nachmelden. Die Online-Anmeldung ist bereits abgeschlossen. Das Startgeld beträgt bei Nachmeldungen 15 Euro, für den Jugendlauf 6 Euro. Der Bambini-Lauf ist kostenlos. Details auf www.huettenlauf.de.

Dabei scheut Jesko anfangs keine Herausforderung. Sogar den Ultralauf „Tortour de Ruhr“ läuft er barfuß – den „Bambini-Lauf“ über 100 Kilometer. Doch die ganz langen Strecken sind nicht mehr seins. Das Training kostet zu viel wertvolle Familien-Zeit. Immerhin ist Jesko Kohlstedt im Hauptberuf Schlosser, nicht Sportler.

Aber auch durch und durch Läufer, der sich für schöne Strecken begeistert – wie den Hüttenlauf. Und obwohl er aus Hattingens Nachbarstadt Witten kommt, war Kohlstedt im vergangenen Jahr das erste Mal im Schatten des Hochofens dabei – auf der Zehn-Kilometer-Runde.

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„Das ist ein toller Lauf. Der ist so repräsentativ für die Region mit totalem Industrieflair und dem, was daraus geworden ist mit Biotopen und so weiter“, schwärmt der 41-Jährige. Bisher habe ihn nur der volle Lauf-Terminkalender abgehalten.

„Ich feuere gern die an, die mich zum fünften Mal überrunden.““

Jesko Kohlstedt

2022 sorgt er jedenfalls für Aufsehen auf der Strecke, die er mit einer Frau läuft. Auf die erste Runde geht es noch mit Schutzsohlen, dann verschwinden auch die Minimalschuhe. „Hast du deine Schuhe vergessen oder ein Wette verloren“, wird er nicht nur einmal gefragt. „Meine Frau läuft auch, dann kann sie sich teure Schuhe kaufen“, ist seine lachende Antwort. Auch Frank Busemann, Stargast 2022, bemerkt ihn. „Als er mich wieder überrundet hat, sagte er: ‘Ah, da ist wieder der verrückte Barfußläufer.’“

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„Tut das nicht weh“, wird Kohlstedt oft gefragt. „Na klar, ich habe ja auch Gefühle“, sagt er dann. Auf Asphalt läuft es sich gut. Schotter pikst gemein. Aber seine Füße sind inzwischen so trainiert, dass sie auch bei wenig sommerlichen Temperaturen warm bleiben.

Auf Zeitenjagd geht Kohlstedt nicht. „Zehn Kilometer unter 50 Minuten zu laufen, ist einfach anstrengend“, sagt er lachend. Vielmehr will er Spaß haben und verbreiten. „Ich feuere gern die an, die mich zum fünften Mal überrunden“, betont er. Und begleitte auch gern Läufer, die ihre erste Zehn- oder Fünf-Kilometer-Strecke laufen. Vor allem hat Jesko immer ein nettes Wort und Dank für die Helfer. Da hebt er auch Becher anderer Läufer gern auf und bringt sie in den Müll – auf die Minute kommt es ihm nicht an.

Dieser Text erschien zuerst im September 2023.