Hattingen. Die Rentnercops nehmen die Arbeit auf. Lutz Heinenberg etwa, ehemaliger Polizist und jetzt Seniorenlotse. So kämpft er gegen Trickbetrüger.
Hattingen hat jetzt Rentnercops. Ja, so darf man sie wohl salopp bezeichnen, die neuen Seniorenlotsen. Zehn Interessierte wurden jetzt mit den Gefahrenräumen Haustür, Telefon, Unterwegs (Fußgängerzone etwa) und Cyberräume vertraut gemacht, um andere ältere Menschen vor Trickbetrügern zu warnen und für deren Maschen zu sensibilisieren. Einer von ihnen, Lutz Heinenberg, ein ehemaliger Polizist, erzählt aus dem Nähkästchen.
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Nehmen wir dieses Beispiel: Die 23-jährige Tochter reist New York. Am Flughafen wird sie von einem Mann in blauer Jacke dazu aufgefordert, ihre Papiere zu zeigen und die Telefonnummer der Eltern anzugeben, die im Notfall informiert werden können. Einen Tag später klingelt bei der Mutter das Telefon. Die Tochter habe einen Unfall gehabt und müsse dringend operiert werden, dazu sei aber eine finanzielle Vorleistung erforderlich.
Solche und ähnliche Schockanrufe sorgen dafür, dass die vermeintlich Betroffenen in Panik verfallen und große Mengen Geld an Betrüger überweisen. Die Maschen sind vielfältig und gerade Senioren fallen ihnen immer häufiger zum Opfer. Lutz Heinenberg will aufklären.
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So ganz neu ist das Thema dem 64 Jahre alten Seniorenlotsen nicht. Denn er ist vor gerade einmal drei Jahren als Polizist in den Ruhestand gegangen. In seinem Berufsleben ging es zunächst in den Wach- und Wechseldienst, dann in den Verkehrsdienst. Schließlich bildete er im Kreis Mettmann Polizisten weiter, war Lehrer an der Polizeischule.
„Haben Sie schon einmal so einen Schockanruf bekommen“, fragt Lutz Heinenberg. „Das finanzielle Desaster ist oftmals noch auffangbar, aber der seelische Schaden kann man sich gar nicht vorstellen.“ Er weiß: „Die Betrüger sind wie ein Chamäleon und verändern ihre Maschen stetig, um ihr Ziel zu erreichen“.
Seminare bei Bürgervereinen oder in Seniorenheimen
Ob in Bürgervereinen oder Seniorenheimen, bei der Volkshochschule oder aber auch im Freundes- und Verwandtenkreis klärt der pensionierte Polizist künftig auf. „Als Polizist habe ich 14 Jahre lang bei Rollenspielen die Funktion des Täters übernommen, um die Kollegen an die Grenzen ihres Könnens zu bringen“, berichtet er. Und so kann er beispielhaft erklären, auf welche perfide Weise sich Betrüger Menschen zu Opfern machen.
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Und die sind vielfältig. „Stellen sie sich mal vor, sie erhalten einen Brief von den Stadtwerken, die darauf aufmerksam machen, dass am kommenden Tag ein Mitarbeiter zum Zählerablesen kommt. Machen sie dem vermeintlichen Mitarbeiter dann die Tür auf und geben ihm damit die Möglichkeit, das ganze Haus auszuräumen?“
Und Heinenberg weiß auch, dass viele Senioren, die betrogen wurden, aus Schamgefühl den Betrug gar nicht erst melden.
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Er mahnt: „Sobald das Wort ‘Geld’ fällt, sollte man vorsichtig sein. Aber gerade wenn man emotional ist, kann man nicht mehr klar denken.“ Um da die Senioren zu sensibilisieren, helfen Lutz Heinenberg und alle weiteren neun Seniorenlotsen in Hattingen.