Hattingen. Personal fehlt: Der Jugendtreff Welper in Hattingen ist vorerst geschlossen. Heftige Kritik an der Stadt gibt es in einem Jobbewertungsportal.

Der Jugendtreff in Welper bleibt vorerst geschlossen. „Aufgrund von personellen Veränderungen“ heißt es auf der Internetseite des Treffs. Immer häufiger verlassen Mitarbeiter die Stadtverwaltung – mit Folgen für die Bürger. Die versucht als Arbeitgeber attraktiver zu werden, aber offenbar gibt es Probleme.

Wie lange der noch junge Jugendtreff in Welper geschlossen bleiben wird, ist noch nicht klar. Fest steht aber, dass die Stadt Sozialarbeiter sucht. „Eine Handvoll“, sagt Personalchef Frank Mielke. Und nicht nur die Pädagogen in der offenen Kinder- und Jugendarbeit werden händeringend gesucht.

>>> Mehr Nachrichten aus Hattingen und Sprockhövel

„Wir haben eine verstärkte Fluktuation“, gibt Mielke zu. Ungewöhnlich sei das aber nicht und beschränke sich auch nicht auf den Bereich der Sozialarbeit. Dass es Probleme zu geben scheint, zeigt ein Blick auf das Jobbewertungsportal Kununu. Neben positiven Bewertungen der Stadtverwaltung als Arbeitgeber findet sich dort auch der Kommentar: „Wenn in einer Abteilung innerhalb von zwei Jahren in einem Team von ca. 16 Mitarbeitenden 14 Mal gekündigt wird, sollte mal gehandelt werden“. Welche Abteilung das betrifft, wird nicht geschrieben. Gerade im Jugendbereich soll es aber zuletzt viele Wechsel gegeben haben. Einen Grund zur Beunruhigung sieht der Personalchef nicht.

>>> Folgen Sie unserer Redaktion auf Facebook – hier finden Sie uns

Personalmangel ist bei der Stadt aber nicht auf diesen Bereich begrenzt, sondern ein grundsätzliches Problem. Allein 14 Stellenausschreibungen finden sich aktuell auf der Internetseite der Stadt Hattingen – von Auszubildenden über Hausmeister bis zu Sachbearbeitern. „Geeignetes Personal zu finden, ist sehr schwierig“, sagt Mielke.

Lesen Sie auch:

Aus unterschiedlichsten Gründen hätten Mitarbeiter der Stadt den Rücken gekehrt. Einer der häufigsten Gründe: die Nähe zum Wohnort. „Es gibt überall Fachkräftemangel. Die Leute können sich aussuchen, wo sie arbeiten wollen“, weiß der Personalchef. Dabei sei der öffentliche Dienst nicht mehr wie früher der Anlaufpunkt als „sicherer Job in schwierigen Zeiten“. Immer mehr sieht er sich auch in Konkurrenz zur freien Wirtschaft. „Die bietet zum Teil eine bessere Bezahlung“, weiß Frank Mielke.

Noch Ausbildungsplätze für 2023 frei

Aktuelle Stellenangebote veröffentlicht die Stadt Hattingen auf ihrer Internetseite . Gesucht werden derzeit Sozialarbeiter der offenen Kinder- und Jugendarbeit, Hausmeister, Sachbearbeiter für soziale Dienstleistungen, Elternbeitragsangelegenheiten und den Vollstreckungs-Außendienst. Außerdem Kräfte im Rettungsdienst und Rettungsschwimmer, Reinigungskräfte und Erzieher.

Auch Ausbildungsstellen bei der Stadtverwaltung sind frei. Geboten wird für 2024 eine Ausbildung als Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste (Fachrichtung Bibliothek). Auch für 2023 gibt es noch freie Ausbildungsstellen: als Kaufleute für Digitalisierungsmanagement und Verwaltungsfachangestellte. Für ersteres genügt ein Hauptschulabschluss mit überdurchschnittlichen Leistungen.

Inzwischen zeigt sich der Personalmangel auch deutlich für den Bürger. Der geschlossene Jugendtreff in Welper ist nur ein Beispiel. Wer in Hattingen ein Haus bauen oder umbauen will, schlägt sich mit teils jahrelangen Wartezeiten für eine Genehmigung herum. Im Freibad brachten die verregneten Wochen des Juli wenn auch ungewünscht zumindest personell Entlastung, denn auch Rettungsschwimmer werden weiter gesucht. Für die OGS- und Vormittags-Betreuung in vier Grundschulen werden Ergänzungskräfte gesucht – eigentlich bereits zu Anfang August. Und auch Erzieher und Erzieherinnen für die städtischen Kitas sind gefragt.

+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Hattingen verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++

Mielke beschreibt, die Work-Life-Balance, also das Verhältnis von Arbeit und Freizeit werde vielen Bewerbern immer wichtiger – eine 40-Stunden-Wochen sei einigen da schon zu viel.

Die Stadt will durch mehr Flexibilität bei Arbeitszeiten und -orten attraktiver werden. Heißt: Eine größere Gleitzeit-Spanne bei Stellen, die nicht an Öffnungszeiten gebunden sind und die Möglichkeit des Homeoffices. Im Fall des geschlossenen Jugendtreffs funktioniert das nur leider nicht.