Hattingen. Die Hälfte der Brücken in Hattingen wurde im Juli 2021 zerstört. Bis heute gibt es nur Provisorien, aber einen Plan für den Wiederaufbau.

Zwei Jahre ist das Jahrhunderthochwasser in Hattingen jetzt her. Die Schäden sind aber längst noch nicht alle beseitigt. Noch Jahre wird es dauern, bis alle Brücken endgültig und nicht nur als Provisorien wieder hergestellt sind. Große und teure Aufgaben liegen in dieser Zeit vor der Stadt. Dabei spielt auch die Vorsorge vor künftigem Starkregen und Hochwasser eine große Rolle.

Allein 15 Brücken, für die die Stadt allein zuständig ist, müssen nach dem Hochwasser vom Juli 2021, neu gebaut werden. Sie verteilen sich über das gesamte Stadtgebiet und über die Gewässer Paasbach, Sprockhöveler Bach, Felderbach, Donnerbecke und Heierbergsbach. An letzterem wurde im Wodantal erst vor wenigen Wochen eine provisorische Brücke fertiggestellt. „Die Arbeiten laufen also immer weiter und werden nach Priorität abgearbeitet“, erklärt Stadtsprecherin Jessica Krystek.

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Sofortmaßnahmen gab es direkt nach dem Hochwasser, doch andere, umfangreiche Maßnahmen kosten nicht nur Geld, sondern auch Zeit für Voruntersuchungen, Planungen, wasser- und naturschutzrechtliche Genehmigungen. Der Plan für den Wiederaufbau wurde in diesem Frühjahr beschlossen und beinhaltet 21 Projekte – einschließlich der Brücken. Von den genannten Maßnahmen nach dem Hochwasser konnten bisher nur zwei abgeschlossen werden – die Wiederherstellung der Grünanlagen und der Gewässer. Mittel in Höhe von 257.000 Euro für die bei der Entsorgung entstandenen Kosten hatte Hattingen bereits erhalten.

Hochwassersichere neue Brücken

Deutlich hochwassersicherer als ihre Vorgänger sollen die Brücken werden, die in Hattingen neu gebaut werden müssen. Das verursacht hohe Kosten. Die beim Hochwasser weggespülte Brücke am Sünsbruch hatte beispielsweise eine Länge von 4,7 Metern bei einem Durchflussquerschnitt von 2,7 Metern Breite und 1,2 Metern Höhe. Die neue Brücke wird mit einer Durchflussbreite von 10,8 Metern und einer lichten Höhe von maximal 1,5 Metern geplant. Somit ist der Durchflussquerschnitt fast vier Mal so breit wie ursprünglich.

Größer wird auch die Brücke Lüggersegge. Die aktuellen Planungen sehen ein lichte Weite von 8 Metern (+3,9 Meter im Vergleich zur alten Brücke) und eine Höhe von 3,3 Metern (+1,4 Meter) vor.

Aber es sind weitere Millionenbeträge, die für die Aufarbeitung der Schäden fällig werden. Die Stadt schätzt, dass der Wiederaufbau der Infrastruktur um Brücken und Verrohrungen rund 43,86 Millionen Euro kostet. Den größten Batzen macht mit Kosten von 31,6 Millionen Euro aber die Sanierung der Verrohrung des Sprockhöveler Bachs an der Werksstraße aus.

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Das 565 Meter lange Rohr wurde beim Hochwasser stark beschädigt. Es gibt viele Risse, Abplatzungen, die Decke ist teilweise eingesackt, die Öffnung nicht mehr verschlossen. Und trotz der massiven Schäden ist die Sanierung günstiger als ein Neubau.

Die Brücke am Sünsbruch in Hattingen war beim Jahrhunderthochwasser im Juli 2021 weggerissen worden. Das THW baute eine Behelfsbrücke, die aber nur für zwei Jahre zugelassen ist.
Die Brücke am Sünsbruch in Hattingen war beim Jahrhunderthochwasser im Juli 2021 weggerissen worden. Das THW baute eine Behelfsbrücke, die aber nur für zwei Jahre zugelassen ist. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Der teuerste Brückenneubau ist mit gut zwei Millionen Euro der an der Lüggersegge im Bereich der ehemaligen Gummiwerke. Dort war ein Teil des Bauwerks eingestürzt, die Böschung großflächig weggespült und eine Stützwand unterspült. Sie soll an einer günstigeren Stelle neu gebaut werden. Dafür soll der Paasbach zum Schutz der angrenzenden Gewerbebetriebe umgelegt werden. Außerdem muss die Straße angepasst werden, um die neue Brücke zu erreichen.

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Eine gute Million Euro kostet der Neubau der Brücke Am Schnüber über den Felderbach. Sie war, wie auch die Brücke am Sünsbruch, beim Hochwasser eingestürzt und weggespült worden. Das Technische Hilfswerk hatte an beiden Stellen im August 2021 Behelfsbrücken gebaut. Die allerdings sind nur für zwei Jahre zugelassen.

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Die Brücken-Neubauten nach den Provisorien werden nicht wie die alten sein, sondern sollen auch künftigen Hochwassern standhalten können. „Die neuen Brücken werden zum Beispiel sehr viel größer als die bisherigen und gleichzeitig sehr aufwendig tiefer in der Erde verankert, erklärt die Stadtsprecherin. Das Thema wird Hattingen noch Jahre beschäftigen – auch, weil es aufgrund des schlechten Zustands von Autobahn- und Straßenbrücken eine hohe Nachfrage nach Bauleistungen gibt.