Hattingen. Ein Familienvater aus Hattingen sticht mehrfach auf seine Ehefrau ein. Sie wird lebensgefährlich verletzt. So ist jetzt der Prozess gestartet.
Es passierte vor den Augen der gemeinsamen Kinder: Vor rund anderthalb Jahren hat ein Familienvater aus Hattingen mit einem wuchtigen Küchenmesser auf seine Ehefrau eingestochen. Dass sie überlebt hat, ist nur den Ärzten zu verdanken. Seit Mittwoch steht der 45-Jährige in Essen vor Gericht – und bekommt sein Schluchzen kaum unter Kontrolle.
Es war der 15. Dezember 2021. Der Angeklagte kam von der Arbeit, Frau und Kinder saßen im Wohnzimmer, der Fernseher lief. Statt einer Begrüßung hagelte es offenbar gleich Vorwürfe. „Hast Du mich betrogen?“
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Diese Frage soll der 45-Jährige seiner Frau immer wieder an den Kopf geschleudert haben. Als sie nicht antwortete, sondern ihr Handy zückte, um seinen Wutanfall zu filmen, rastete der Staplerfahrer aus.
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„Es war so, als ob in meinem Kopf plötzlich etwas geplatzt wäre“, sagte er den Richtern der 16. Strafkammer am Essener Landgericht. „Ich wollte einfach, dass sie aufhört.“ An viel mehr will er sich nicht erinnern können. Einer seiner Söhne hatte noch versucht, den Messerangriff zu verhindern. Zunächst jedoch ohne Erfolg.
Die Ärzte hatten später vier Stichverletzungen gezählt – einer ging durch den Oberarm bis in die Lunge. Die Ehefrau des Angeklagten brach vor der Couch zusammen. Auf Fotos, die im Gerichtssaal gezeigt wurden, ist eine riesige Blutlache zu sehen.
Sohn griff in die Klinge
Der Sohn hatte schließlich sogar in die Klinge gegriffen, um den Angriff zu stoppen. Erst danach soll der Vater das Messer losgelassen haben. Kurz danach war bei der Polizei auch schon ein Notruf eingegangen.
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Eine Beamtin, die damals als erste an dem Mehrfamilienhaus in Hattingen-Holthausen eintraf, erinnerte sich vor Gericht noch genau an die schrecklichen Szenen. Die schwer verletzte Frau lag auf dem Boden und kämpfte um ihr Leben. „Sie hat nur geschrien – vor Schmerzen“, so die Polizistin. Der Angeklagte stand daneben. „Das war ich“, soll er gesagt haben. Daraufhin waren ihm sofort Handschellen angelegt worden – zur Sicherheit. Seine Frau war damals ins Krankenhaus gebracht worden. Lebensgefahr. Not-OP.
Blutspritzer im Gesicht
Das Messer hatte der Angeklagte nach der Tat abgewaschen. Trotzdem waren noch Blutanhaftungen zu finden. Auch er selbst hatte Blutspritzer im Gesicht – auf der Stirn und an der Wange. Knapp zwei Monate war der Hattinger in Untersuchungshaft. Dann durfte er wieder nach Hause.
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Zwei der Kinder leben nach Angaben seines Verteidigers Tim Salewski inzwischen auch wieder bei ihm. Außerdem sind bereits 5000 Euro Schmerzensgeld gezahlt worden.
Getrennte Betten
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Das Paar hatte 2003 geheiratet, war ein Jahr später von Polen nach Hattingen übergesiedelt. Doch Glück und Liebe waren nicht von Dauer. Ein paar Jahre später soll es schon eine erste schwere Krise gegeben haben. Der Angeklagte ist überzeugt, dass ihn seine Frau mit einem anderen Mann betrogen hat. Später hat sie angeblich unter Depressionen gelitten.
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Die letzten Wochen vor der Tat hatte sich die Situation noch einmal zugespitzt. Der 45-Jährige war eifersüchtig, glaubte an einen weiteren Seitensprung seiner Frau. Auch das Wort „Scheidung“ stand schon im Raum. Beide schliefen bereits in getrennten Betten. Die Anklage lautet auf gefährliche Körperverletzung. Der 45-Jährige hofft auf eine Bewährungsstrafe. Der Prozess wird fortgesetzt.