Hattingen/Sprockhövel. Im Archiv für Hattingen und Sprockhövel werden Ahnenforscher ebenso fündig wie Vereine oder an Geschichte Interessierte. Jeder kann hier forschen

Im Stadtarchiv im Rauendahl kann man nicht nur der Stadtgeschichte, sondern auch der eigenen Vereins- oder Familiengeschichte auf den Grund gehen und dabei viel Spannendes erfahren. Auch die Archivare, Thomas Weiß und Marlene Klutzny, werden immer wieder von neuen Geschichten und Geschichte der Stadt überrascht.

„Ahnenforscher kommen häufiger“, erklärt Marlene Klutzny. Gemeinsam mit Thomas Weiß pflegt die das Archiv an der Rauendahlstraße – sie für Sprockhövel, er für Hattingen. Wer etwas recherchieren möchte, darf das Archiv dazu nutzen. „Für Aufträge an das Archiv gibt es erst einmal keine Grenzen“, sagt Thomas Weiß.

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Neben Familienforschern oder auch Anfragen zur Stadtgeschichte wie: „Welche Metzger war noch mal in den 1950er-Jahren an der Heggerstraße“, gibt es immer wieder Anfragen von Erbenermittlern. „Diese Fragen nehmen inzwischen die Hälfte der Zeit als Vollzeitkraft in Anspruch“, betont Weiß. Dabei sei die Erbensuche die nach der Nadel im Heuhaufen – vor allem, wenn es keine ausreichenden Informationen gibt. Zumindest gibt es seit Oktober 1874 die Dokumentation der Personendaten durch die Standesämter und ein alphabetisches Personenstandsregister.

In den Akten des Standesamtes sind Geburt, Heirat und Todesfälle verzeichnet.
In den Akten des Standesamtes sind Geburt, Heirat und Todesfälle verzeichnet. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Wer also etwas über Geburt, Heirat oder Tod einer bestimmten Person herausfinden will, wird im Register fündig. Im Archiv gibt es die Daten ab 110 Jahren nach der Geburt, 75 Jahre nach der Heirat oder 30 Jahre nach dem Tod. Bis 1912 sind also beispielsweise die Geburtenregister im Archiv zu finden. Alles jüngeren Datums verwaltet das Standesamt.

Die Anfragen, die das Archiv erreichen, sind vielfältig und teils kurios. So sollte geklärt werden, was für ein Wappen am Altenheim prangt, Sportvereine forschen für ihre Festschrift in der eigenen Geschichte. Aus Indonesien kamen Anfragen zu Reliquien von Nikolaus Groß. Häufig beschäftigen sich die Archivare zudem mit Aufträgen von Museen für Ausstellungen.

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Bei Anfragen ist es dabei zunächst die Aufgabe der Archivare, Unterlagen zur Verfügung zu stellen, in denen die Besucher möglicherweise Antworten auf ihre Fragen finden. Dabei gibt es bei vielen Fragen nicht die eine Akte, sondern müssen Mosaiksteinchen zusammengesetzt werden. Drei Regalkilometer müssen im Stadtarchiv Hattingen verwaltet werden.

Die Archive der Städte Hattingen und Sprockhövel sind beide im Archivzentrum in Hattingen an der Rauendahlstraße zu finden.
Die Archive der Städte Hattingen und Sprockhövel sind beide im Archivzentrum in Hattingen an der Rauendahlstraße zu finden. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Und manchmal finden die Archivare selbst Überraschendes über die Stadtgeschichte heraus. So zum Beispiel, welchen Einfluss die Ruhrbesetzung auf Hattinger hatte. Die nämlich konnten in der Flussbadeanstalt Stolle nicht mehr baden gehen, weil die Franzosen sie nicht über den Fluss ließen. „Die Ruhr war die Grenze“, erklärt Thomas Weiß. Stolle auf der „falschen“ Seite. Entsprechend wurde südlich der Ruhr an Steinkamps Wiese eine neue Badeanstalt geschaffen.

Kontakt zum Stadtarchiv Hattingen

Der Besuch im Stadtarchiv steht jedem offen. Im vergangenen Jahr zählte die Einrichtung an der Rauendahlstraße 40/42 etwa 350 bis 400 Besucher – darunter auch viele Schulklassen.

Per E-Mail erreichen die Archivare immer mehr Anfragen. 2022 waren es etwa 900 Anfragen, die Thomas Weiß und Marlene Klutzny zu bearbeiten hatten. Im vergangenen Jahr hat das Stadtarchiv Hattingen zudem 25 private Ahnenforscher betreut und umfangreiche Recherchen für 60 Erbenermittlungen durchgeführt.

Erreichbar ist das Archiv unter 02324 391960 und per E-Mail an

Solche Details sind es, die die Archivare begeistern und ihre Neugier wecken. Wenn man an unerwarteter Stelle auf Informationen stößt. Zum Beispiel, wenn in der Feuerversicherung der Henrichshütte plötzlich Informationen über Zwangsarbeiter auftauchen. Deshalb freuen sich Thomas Weiß und Marlene Klutzny auch immer über neue Materialien – auch als Dauerleihgabe: Vereinsarchive, Nachlässe, die den Mikrokosmos der Stadt abbilden zum Beispiel. Dafür führen sie oft auch lange Gespräche mit Zeitzeugen und dokumentieren Zusammenhänge für die Akten.

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Das Stadtarchiv versteht sich „Garant für die Demokratie“, betont Thomas Weiß. „Man muss Altes kennen, um Neues zu entdecken“, sagt er. Und erklärt, dass es durch die Aufbewahrung und Dokumentation im mit Termin frei zugänglichen Archiv auch dem Normalbürger möglich sei, Verantwortliche zur Rechenschaft zu ziehen.

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