Hattingen. Der Kommunist Hubert Lubberich aus Hattingen polarisiert. Wie er zum Terroristen, aus Versehen zum Mörder und dann selbst zum Opfer wurde.

Hubert Lubberich ist das erste Opfer der Nationalsozialisten in Hattingen – und das schon sechs Monate vor der Machtergreifung der Nazis. Und Hubert Lubberich, der Kommunist, der am Flachsmarkt erschossen wurde, polarisiert. Prozessakten, die im Staatsarchiv in Münster und im Landesarchiv Duisburg gefunden wurden, werfen ein neues Licht auf den Mann, für den am Freitag (2.12.) ein Stolperstein verlegt wird.

„Es geht bei der Aktion um Haltung“, sagt Stadtarchivar Thomas Weiß und ergänzt: „Das heißt nicht, dass ich die Haltung teilen muss.“ Fest steht, dass Hubert Lubberich sich gegen die Nationalsozialisten gestellt hat – mit allen Mitteln.

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Die gesamte Familie war kommunistisch. Ende der 1920er-Jahre, angesichts des aufkommenden Faschismus, radikalisieren sich die Brüder Hubert und Heinrich. „Durch einen gewaltsamen Umsturz wollen sie ein kommunistisches Deutschland schaffen“, erklärt Weiß. Dafür seien sie in Büros eingebrochen, um Schreibmaschinen zu stehlen auf denen Flugblätter verfasst wurden.

Verlegung des Stolpersteins

Der Stolperstein für Hubert Lubberich wird an der Emschestraße/Ecke Johannisstraße am Freitag (2.12.) verlegt. Der Künstler Gunter Demnig wird ihn dort etwa gegen 17.30 Uhr anbringen.

Über den Sommer 1932 in dem Lubberich starb, plant Stadtarchivar Thomas Weiß eine größere Arbeit. „Weil der Sommer wirklich wahnsinnig ergreifend und erschütternd darstellt, wie sich so eine Gesellschaft selbst zerlegt.“

Hubert Lubberich geht noch weiter. Er schließt sich der kommunistischen Terrororganisation „Apparat“ an, die im Ruhrgebiet Sabotageakte vorbereitet, Waffen und Sprengstoff beschafft. Im Goldschmidt-Haus, das der Familie Lubberich gehört, organisiert Hubert sogar Kurse zum Bau von Handgranaten, berichtet der Archivar.

Vermutlich bei einem dieser Waffenlehrgänge kommt es Anfang 1932 zu einem Todesfall: Hubert Lubberich erschießt aus Versehen einen Kompagnon – und wird zu einem halben Jahr Haft verurteilt. Noch bevor er sie antritt, wird er selbst ermordet.

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„Hubert Lubberich ist damals durch die umfangreiche Berichterstattung in der Presse in ganz Hattingen als ,bewaffneter Kommunist’ bekannt“, fasst Weiß zusammen. Damit ist er auch beim politischen Gegner bekannt. Und er ist auch da, als am 30. Juni 1932 etwa 150 Nationalsozialisten nach Hattingen kommen. Sie kommen von der Beerdigung eines SS-Mannes, der von Kommunisten erschossen wurde. Entsprechend aufgeheizt ist die Stimmung.

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„Der Sommer ist als Blutsommer in die Geschichte eingegangen“, sagt Weiß. Hattingens Stadtarchivar berichtet davon, das „alle Hemmungen fallen und es zu bürgerkriegsähnlichen Straßenkämpfen“ kommt – nicht nur in Hattingen, sondern in ganz Deutschland. Etwa 1000 Menschen sterben in diesem Sommer deutschlandweit durch Gewalt.

Auch Hattingen eskaliert die Situation so, dass sich zwischenzeitlich um Mitternacht 500 Menschen in der Kreisstraße prügeln. An jenem 30. Juni schließlich kommt es zum Besuch der Nationalsozialisten, zu Provokationen und zu Schusswechseln zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten – von beiden Seiten.

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Die SS schießt am Flachsmarkt auf eine Menschenmenge, die vor dem kommunistischen Parteibüro steht. Auch Hubert Lubberich ist dort und flieht. Er wird „vermutlich von SS-Angehörigen, die aus Richtung Steinhagen ebenfalls Schüsse abfeuern“, tödlich getroffen.

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Das antifaschistische Bündnis zwischen KPD und SPD, das diesem Mord folgt, währt nicht lange. In einem Prozess werden bis zu 20 Personen angeklagt. Durch eine Amnestie am Ende des Jahres, die das Deutsche Reich aus Überforderung aufgrund der großen Anzahl der Fälle ausruft, kommt es aber zu keiner Verurteilung.