Hattingen. Panne: Sechs neue Stolpersteine sollten in Hattingen an die Opfer des Nazi-Terrors erinnern. Gäste und Künstler sind da, nur die Steine fehlen.

Sechs neue Stolpersteine sollten am Freitag in Hattingen verlegt werden. Daraus wurde aber nichts. Als Künstler Gunter Demnig in Welper ankam, musste er feststellen, dass er die Hattinger Steine vergessen hatte.

Das sei ihm bei Tausenden Steinen seit 1996 bisher nur ein Mal passiert, gab sich der Künstler zerknirscht. Noch am Vormittag hatte er in Hagen Stolpersteine verlegt. Doch die Hattinger lagen noch in seinem Atelier.

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Die vorbereiteten Löcher wurden deshalb notdürftig geschlossen. Gäste wie Angehörige der Opfer, Bürgermeister, Pfarrer und andere mussten unverrichteter Dinge abziehen. Nun muss ein neuer Termin für die Verlegung gefunden werden. Auf der eigenen Internetseite teilt das Team um Gunter Demnig mit, dass Termine für neue Verlegungen erst ab Ende August 2023 wieder frei sind. Bleibt abzuwarten, was nun in Hattingen passiert.

In Hattingen werden mit den Stolpersteinen unterschiedlichste Kategorien der Opfer des Nationalsozialismus abgedeckt: Euthanasie, politische Gegner und kirchlicher Widerstand, die wirtschaftliche Ausbeutung von Juden und auch eine Überlebende wird bedacht.

Die sechs Steine sind für fünf Standorten in Hattingen geplant. Auf den 10 mal 10 Zentimeter großen Messingplatten sind Daten der Opfer eingraviert. Sie sollen, wie die Menschen selbst, im Alltag und Mittelpunkt der Gesellschaft präsent sein, statt sie auf ein Podest zu heben.

Die sechs neuen Stolpersteine erinnern an:

  • Wilhelm Freisewinkel, der von den Nationalsozialisten ermordet wurde, weil er krank war. Sein Stolperstein liegt am Fritz-Ebert-Ring 37 in Welper.
  • Nikolaus Groß, der als Widerstandskämpfer zum Umfeld von Carl Friedrich Goerdeler gezählt und hingerichtet wurde. Sein Stolperstein liegt am Siepenweg 10 in Niederwenigern.
  • Amalie und Karl Cahn, die als jüdisches Ehepaar von den Nationalsozialisten erst wirtschaftlich ausgebeutet und dann ermordet wurden. Ihre Stolpersteine liegen an der Große Weilstraße 35.
  • Friederike Stang, die als Jüdin den Nazi-Terror überlebte, weil sich ihr christlicher Ehemann für sie einsetzte. Ihr Stolperstein liegt am Gelinde 5.
  • Hubert Lubberich, der als Kommunist bereits vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten ermordet wurde und sehr polarisiert. Sein Stolperstein liegt an der Emschestraße/ Ecke Johannisstraße.

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Damit gibt es, wenn die sechs Steine verlegt werden konnten, 25 Stolpersteine in Hattingen, die Stadtarchivar Thomas weiß gern als „begehbares Geschichtsbuch“ bezeichnet.

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