Hattingen. Massive Kritik gibt’s seit Monaten am Gesamtschul-Erweiterungsbau in Hattingen. Die verantwortlichen Architekten verteidigen ihren Sieger-Entwurf.

Massive Kritik gibt es seit Monaten am Erweiterungsbau der Gesamtschule Hattingen am Standort Lange Horst. Naturzerstörend sei dieser, so die Gegner, gar eine Bausünde. Nun wehren sich die für den Bau verantwortlichen Architekten vom Hattinger Büro RDS Partner, Peter Damm und Volker Brachvogel, gegen die Vorwürfe. Und legen ihre den Planungen zugrundeliegenden Überlegungen dar.

Sieger des von der Stadt Hattingen ausgeschriebenen Wettbewerbs

Der Entwurf ihres Architektenbüros sei 2019 als Sieger eines von der Stadt Hattingen für den Gesamtschul-Neubau ausgeschriebenen Wettbewerbs hervorgegangen. Die Jurymitglieder hatten dabei einstimmig für diesen gestimmt.

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Die Standort-Frage für den Erweiterungsbau, betont Peter Damm, sei für alle Wettbewerbsteilnehmer schon „vorgegeben gewesen“. So sollte entsprechend von Vorplanungen des Fachbereichs Gebäudewirtschaft „ein frei stehender Baukörper in wirtschaftlich und konstruktiv einfacher Bauweise auf dem unteren Schulhof am Standort Lange Horst entstehen“ – mit der Möglichkeit einer späteren Erweiterung und einem genau vorgegebenen Raumprogramm. Weitere Anforderungen waren unter anderem: Barrierefreiheit, geringe Folgekosten, eine gute gestalterische Qualität insbesondere im Zusammenhang mit der schützenswerten vorhandenen Bausubstanz.

Architekten: Neubau-Konzept entspricht „modernem, zeitgemäßem Bauen“

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„Wir halten unsere Lösung dabei für angemessen“, betonen Peter Damm und Volker Brachvogel. Sie entspreche „modernem, zeitgemäßem Bauen“. Und Damm schiebt nach: „Wir finden es sehr bedauerlich, wie in Hattingen ein prämiertes Bauwerk noch vor der Fertigstellung diskreditiert wird.“

Nicht der erste Schulbau

Es ist nicht der erste Schulbau, den das Architektenbüro RDS Partner plant – auch wenn es sein Renommee vor allem durch die Gestaltung von Klinik-Bauten erworben hat.

So etwa hat RDS Partner den Neubau der Gesamtschule Gronau geplant, und für die Erweiterung der Rheinischen Förderschule in Bedburg-Hau bereits im Jahre 2008 den Schulbaupreis Nordrhein-Westfalen gewonnen, den das NRW-Schulministerium und die Architektenkammer NRW vergeben.

Einen Aufzug am seitlichen Eingangsbereich, eine Fassade zum Schulhof hin, die mit überdachten, aber nicht allseitig umschlossenen Flächen laut Jury „Aufenthaltsbereiche mit hoher Aufenthaltsqualität“ schaffe, ein begrüntes Flachdach, eine großzügige Verglasung, einen Keller mit Platz für bis 150 Fahrräder: All’ das biete der neue Baukörper, der den Blick auf den 1923 von Architekt Fritz Schopohl errichteten Altbau zudem nicht verdecke. „Nicht nur die Schülerinnen und Schüler sollten sich über diesen Neubau freuen, der zeitnah zu einer deutlichen Verbesserung der Gesamtsituation an diesem Schulstandort führen wird“, erklärt Damm.

Die Fassade der Gesamtschul-Erweiterungsbaus in Hattingen (re.) zum Schulhof hin. Die überdachten, aber nicht allseitig umschlossenen Flächen schafften laut Jury „Aufenthaltsbereiche mit hoher Aufenthaltsqualität“.
Die Fassade der Gesamtschul-Erweiterungsbaus in Hattingen (re.) zum Schulhof hin. Die überdachten, aber nicht allseitig umschlossenen Flächen schafften laut Jury „Aufenthaltsbereiche mit hoher Aufenthaltsqualität“. © RDS Partner

Nach Fertigstellung des Neubaus „sukzessive Sanierung des Altbaus möglich“

Kritiker, die RDS Partner vorwerfen, dass auch der Erweiterungsbau den Raumbedarf absehbar kaum deckt, übersähen zudem, dass das Hattinger Architekturbüro im Entwurf „eine stufenweise Fortschreibung der Planung durch Neubau und auch nachhaltige Sanierung des bestehenden Schulstandortes zeitplanerisch berücksichtigt“ habe. So böten die zwölf Klassen- und drei Fachräume im Erweiterungsbau Platz für bis zu 360 der aktuell rund 630 Oberstufenschülerinnen und -schüler. Nach dessen Fertigstellung sei so eine „sukzessive Sanierung des Altbaus möglich“.

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Auch gegen den Vorwurf, ihr Bauwerk sei naturzerstörend, wehren sich Peter Damm und Volker Brachvogel. Als Mitglied der Gesellschaft für nachhaltiges Bauen sei vielmehr ressourcenschonende Architektur das Ziel von RDS Partner, betonen sie unisono. Zudem hätten von insgesamt 28 Platanen, Kastanien und Ahornen auf dem unteren Schulhof letztlich nur sieben Bäume gefällt werden müssen, da man darauf verzichtet habe, den Bereich komplett zu überplanen. Was laut Wettbewerbsrichtlinien möglich gewesen wäre. So hätten andere Wettbewerbsarbeiten „eine größere bebaute Fläche“ vorgesehen.

„An der Zeit, die Fertigstellung des Neubaus abzuwarten“

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„In einer funktionierenden Demokratie“, fordert schließlich Architekt Damm, „sollten wir eindeutige politische Entscheidungen, insbesondere wenn alle denkbaren Einwände auf den entsprechenden Ebenen eingebracht wurden, akzeptieren. Es ist an der Zeit, die Fertigstellung des Neubaus abzuwarten.“

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