Hattingen. Der Streit um 19 Platanen an der Gesamtschule in Hattingen wird härter. Naturschützer fordern Einstufung als Allee. Politik hält am Bauplan fest.

Der Streit um die Zukunft von 19 Platanen auf dem Schulhof der Gesamtschule Hattingen am Standort Lange Horst in Welper verschärft sich. Die Bürgerinitiative für den Erhalt der Bäume will eine Einstufung als Allee erreichen. Naturschützer stellen sich auf ihre Seite. Rat und Verwaltung wollen hingegen die Erweiterung der Gesamtschule wie geplant durchsetzen. Dazu soll es eine Bürgerveranstaltung geben.

Wolfgang Feuerstein von der Bürgerinitiative hat dem Fachausschuss für Umwelt, Mobilität und Klimaschutz einen Fragenkatalog vorgelegt. Die Welperaner wollen wissen, ob es ein Umweltgutachten gibt, ob andere Standorte geprüft wurden, ob Rat und Bürger ausreichend informiert wurden.

Prüfung beim Landesamt läuft gerade

Parallel dazu hat die Initiative beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW beantragt, die 19 Platanen als Allee einzustufen, um sie vor dem Fällen zu schützen. „Die Prüfung läuft gerade“, teilte Jens Hendrix dem Fachausschuss mit.

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Der Baudezernent macht den Welperanern allerdings wenig Hoffnung. Er sieht die beiden zentralen Kriterien für eine Ausweisung als Allee nicht erfüllt: „Der Bereich ist kürzer als 100 Meter und ein Schulhof, also keine Wegeverbindung, wie es gefordert wird.“

Wichtige Schattenspender und Zufluchtsorte für Vögel

Allee oder nicht – für Thomas Griesohn-Pflieger muss der Baumbestand an der Stelle „auf jeden Fall erhalten bleiben“. Der Naturschützer, Vogelexperte und pensionierte Pressesprecher der Stadt Hattingen fordert die Rettung der Platanen „aus ökologischer Sicht, aber auch wegen des hohen Symbolwertes“. Man könne nicht hier ein Klimaschutzkonzept feiern und dort 19 Bäume plattmachen.

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„Sie sind wichtige Schattenspender und Zufluchtsorte für Vögel“, sagt Griesohn-Pflieger. „Gerade Platanen bieten vielen Arten Schutz, auch Fledermäusen. Wir werden in den nächsten Wochen genau analysieren, welche Arten in Welper vorkommen.“

Das Raumprogramm wurde mehrmals erweitert

Dass die Politik seinerzeit Baupläne absegnete, in denen von acht zu fällenden Bäumen die Rede war, später daraus 19 wurden, erklärt Baudezernent Jens Hendrix so: „Seit 2016 sind die Baupläne immer wieder geändert worden, weil das Raumprogramm mehrmals erweitert wurde.“

Hauptgrund für das Baum-Problem sei, dass man zunächst nur die Platanen im Auge hatte, die dem Baukörper geopfert werden müssen. Erst später sei klar geworden, dass die Baustelle und die Zufahrten dorthin nur angelegt werden können, wenn weitere Bäume fallen.

Der Naturschützer wundert sich, dass sich die Schulgemeinde nicht zum Thema äußert. Man könne darüber in verschiedenen Unterrichtsfächern sprechen, sollte sich aber auch nach außen positionieren.

Schlechte Kommunikation bedauert

Position bezogen haben Rat und Verwaltung. Die Stadt bedauert, dass das Baumthema schlecht kommuniziert worden sei, hält aber an den Bauplänen für den Standort fest. „Alle Alternativen sind für den Schulbetrieb schlechtere Lösungen“, sagt der Baudezernent. In der Ratssitzung am 29. April hatten alle Parteien gefordert, möglichst viele Bäume zu retten, an den Bauplänen aber nicht gerüttelt.

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Dabei bleibt auch Thomas Dorndorf-Blömer. Der SPD-Ratsherr und Ortsbürgermeister für Welper macht zwar keinen Hehl daraus, dass er den Standort Lange Horst lieber abgerissen und neu gebaut hätte. „Jetzt ist die Entscheidung aber für einen Erweiterungsbau gefallen, und das muss jetzt auch gemacht werden. Die Schule braucht die Räume dringend.“

Bürgerveranstaltung am 11. Juni

Die Meinungen können am Freitag, 11. Juni, um 16 Uhr direkt unter den Platanen noch einmal ausgetauscht werden. Die Stadt lädt zu einer Bürgerveranstaltung ein. „Wir werden die Notwendigkeit der Baumaßnahme noch einmal erklären“, sagt Jens Hendrix.