Hattingen. Auch Hattingen stöhnte über den bislang heißesten Tag in diesem Jahr. Wie die Menschen mit der Hitze umgingen und auf was sie achteten.
Am Tag der großen Hitze erlebt das Freibad in Welper einen Riesenansturm. Ab 13 Uhr bekommen Gäste nur noch dann Einlass, wenn andere Besucher gehen. Dagegen sind in der Innenstadt, ansonsten gern ein Publikumsmagnet, nur wenige Menschen unterwegs.
Am Eingang des Freibads in Hattingen-Welper bildeten sich lange Schlangen
Schon ab dem Mittag bilden sich vor dem Eingang an der Marxstraße in Welper immer wieder lange Schlangen. Der Andrang ist auch der Tatsache geschuldet, dass an diesem Dienstag das Bad in Sprockhövel wegen Personalmangels geschlossen bleibt. Sonja Michaely und ihre neunjährige Tochter Elli gehören zu denen, die sich angesichts der schweißtreibenden Temperaturen spontan entschlossen haben, Abkühlung zu suchen. Die Wartezeit kann sie von ihrem Entschluss nicht abbringen, zumal dann doch nur ein paar Minuten bis zum Einlass vergehen.
Es ist aber längst nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass es so proppenvoll ist, sagt Bäderchefin Heike Siever. An einem der Hundstage vor den Sommerferien „hatten wir auch schon die Grenze von 1000 Besuchern erreicht“.
Händler des Wochenmarktes bauten Stände frühzeitig ab
Während sich das Freibad vor dem Andrang kaum noch zu retten weiß, bauen die Händler des Wochenmarktes frühzeitig die Stände ab, weil die Besucher ausbleiben. Übersichtlich ist auch die Zahl der Kunden in zahlreichen Geschäften, da können auch klimatisierte Läden nicht wirklich locken.
Eine Klimaanlage könnte auch Gazi Heshias (35) gut gebrauchen. Der Betreiber des Dönerladens an der Heggerstraße steht die ganze Zeit über dicht vor den drehenden Fleischspießen, während das Thermometer schon in der Mittagszeit auf 35 Grad klettert. „Wir müssen halt viel trinken, dann schaffen wir das.“ Apropos trinken: Annette Arnold (63) gehört mit ihrer Mutter Margret (83) zu denen, die sich dann doch zu einem kleinen Einkaufsbummel entschlossen haben. Damit ihnen aber der Kreislauf keinen Streich spielt, achten sie darauf, „dass wir genug Flüssigkeit zu uns nehmen“, sagen beide. „Mineralwasser, das ist doch immer noch am besten.“
Am Busbahnhof sind die wartenden Fahrgäste der prallen Sonne ausgesetzt
Eiswagen geschlossen
Der Eiswagen vonMauro Filippin in Blankenstein blieb trotz oder besser gesagt wegen der Hitze geschlossen. Bei einer Außentemperatur von 35 Grad komme die Kühlanlage nicht mehr nach, erklärt der Betreiber. Am Mittwoch (20.7.) sei aber wieder ganz regulär geöffnet.Auf dem Campingplatz Ruhrbrücke wappneten sich zahlreiche Camper mit Sonnensegeln gegen die Hitze und die Nähe zur Ruhr ist ihnen sehr willkommen.
Frisches Nass wissen auch die Kinder zu genießen, die sich am Treidelbrunnen tummeln, mal mit, mal ohne Sandalen. Mitunter kommen auch Erwachsene hinzu. Doch allzu viele Leute finden sich hier nicht ein, auch die Sitzbank ist wenig begehrt. Ein Bad in der Sonne zu nehmen, wer will das schon, wenn die Quecksilbersäule Spitzenwerte erreicht.
Wenige hundert Meter entfernt bleibt den Fahrgästen, die am Busbahnhof ausharren, gar keine andere Wahl, als die pralle Sonne zu ertragen. Die Suche nach einem richtigen Schattenplatz bleibt hier vergebens, aber zumindest gibt’s einige Sitzbänke, auf denen sich die Leute ausruhen können, immerhin. Denn Stehen mag wohl keiner. Ein Mittfünfziger erzählt, dass er auch viel lieber zu Hause geblieben wäre, doch aus beruflichen Gründen „musste ich mir dringend ein Tablet aus der Reparatur abholen“. Gleich werde er sich aber wieder daheim in seinen kühlen Keller setzen.
Kühle, das wünschen sich in diesen Stunden auch Beschäftigte so mancher Bäckereifiliale. Auch wenn man Fenster öffne, bleibe es immer noch heiß. Ein Ventilator wiederum könne ein bisschen Abhilfe schaffen. Im Geschäft von Hussel wiederum läuft die ganze Zeit die Klimaanlage, sonst würden die Süßigkeiten es wohl kaum überleben. „Ich habe vorhin erst einmal die Tür aufgemacht, weil es zu kalt wurde“, sagt Mitarbeiterin Barbara Hausherr.
Auf Wunsch Wadenwickeln für Senioren
Auf passende Temperaturen zu achten, gehörte auch für die Theresia-Albers-Stiftung mit ihren insgesamt sechs Seniorenheimen zu den besonderen Herausforderungen. Beispielsweise „haben wir im Speisesaal des St.-Josef-Heimes die Klimaanlage eingeschaltet“, sagt Sprecher Hubert Röser. Zudem stellten die Einrichtungen zusätzlich Wasser und Obst zur Verfügung und reichten Kaltspeisen. Auf Wunsch bekamen die älteren Menschen Wadenwickel. Ebenfalls in St. Josef trafen sich die Bewohner am Morgen im Garten des Hauses.
Apropos Grün: Während viele Hausbesitzer bei solchen Temperaturen mit dem Gießen kaum hinterherkommen, sind zwei Mitarbeitende der Stadt sechs Tage die Woche unterwegs und bewässern Stauden- und Blumenbeete. Außerdem füllen sie Wassersäcke an zahlreichen Bäumen auf und bewässern Rasenflächen der Sportanlagen. Dafür gehen rund 20.000 Liter pro Tag drauf. In diesen Tagen haben wohl alle, Pflanzen eingeschlossen, großen Durst.