Hattingen. Schon vor drei Jahren sollte es mit dem Bau des Hauses für geistig behinderte Menschen in Hattingen losgehen. Doch jetzt gibt es Neuigkeiten.

Eigentlich sollte das Haus für geistig-behinderte Menschen in Niederwenigern schon vor drei Jahren entstehen. Doch aus den Plänen wurde nichts. Nun aber gibt es einen Termin für den Beginn der ersten Arbeiten.

Zentrale Lage für neues Heim in Hattingens Ortsteil Niederwenigern

Im September will die Theresia-Albers-Stiftung als Bauherrin mit dem Abbruch von Teilen des evangelischen Gemeindehauses beginnen. Auf der Fläche soll der vorgesehene zweigeschossige Trakt hochgezogen werden.

Den Zeitverzug findet Stiftungsvorstand Meinolf Roth sehr bedauerlich. Aber die Baugenehmigung habe nun mal sehr lange gedauert. Veränderte Bauvorschriften und häufiger Personalwechsel bei der Stadt seien mutmaßliche Gründe. Zudem brauchte es auch seine Zeit, um die 3,8 Millionen zusammenzubekommen, die das Haus kostet. Geld steuern jetzt Land, Stiftung und die KfW-Bank mit Krediten bei.

Die Stiftung hat den Komplex von der Kirche gekauft, weil das Heim, das „wir in Bredenscheid betreiben, längst nicht mehr ausreicht“, so Roth. 59 Menschen sind dort untergebracht. 35 chronisch psychisch Kranke bleiben da, die 24 Menschen mit einer geistigen Behinderung ziehen nach Niederwenigern. Für Patienten mit diesem Krankheitsbild verlangen Vorgaben mittlerweile, sie „möglichst nicht so weit draußen unterzubringen“, sagt Roth. Der neue Standort liege zentral im Ortsteil.

Stiftung hat sich für eine Bauweise aus Holz entschieden

Blick auf das Gemeindezentrum: Der denkmalgeschützte Teil, weitestgehend aus dem 19. Jahrhundert, bleibt stehen, der Anbau (rechts) wird abgerissen.
Blick auf das Gemeindezentrum: Der denkmalgeschützte Teil, weitestgehend aus dem 19. Jahrhundert, bleibt stehen, der Anbau (rechts) wird abgerissen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Mit Rücksicht auf die Umwelt hat sich die Stiftung für eine Bauweise mit Holzmodulen entschieden. In Lingen an der Ems fertigt eine Fachfirma die einzelnen Elemente, rund 40 an der Zahl. „Im Prinzip liefert das Unternehmen fertige Zimmer an“, sagt Architekt Peter Lammsfuß. Das soll voraussichtlich im November/Dezember geschehen. Die Bauteile werden anschließend zusammengeschraubt und befestigt. Der Einzug soll möglichst noch im März 2023 erfolgen. Dass hauptsächlich Holz zum Einsatz kommt, „wird man am Ende dem Bau nicht ansehen“, sagt der Architekt. Die Vorschriften für Häuser, in denen Menschen mit einem solchen Handicap leben, verbieten brennbare Materialien. Um der Regel gerecht zu werden, ist für Innenwände Gipskarton und für die Außenfassade Putz vorgesehen.

In dem denkmalgeschützten Teil des jetzigen Gemeindezentrums sind Mehrzweckräume und Lager angedacht. Die bestehende Wohnung, in der momentan noch eine ukrainische Familie lebt, bleibt erhalten.

Großer Ärger in der evangelischen Gemeinde

Wenn auch nun die Theresia-Albers-Stiftung zum Zuge kommt, schauen die Protestanten in die Röhre. Sie verlieren nämlich ihr Gemeindehaus. Ein neues sollte ursprünglich parallel zum Neubau des Heimes entstehen. Angesichts der andauernden Verzögerungen haben sich aber alle Finanzpläne erledigt. „Uns fehlen jetzt rund 250.000 Euro“, sagt Pfarrer Ludwig Nelles. Der Heidehof und das Kirchengebäude sind als Ausweichquartiere im Gespräch. Die Katholiken wollen auch mit Raumangeboten aushelfen. Trotzdem: In der Gemeinde sei der Ärger gerade sehr groß.