Hattingen. Entdeckertour an der Ruhr: Im Ruhrtal in Hattingen gibt es viele interessante Vögel zu sehen. Vieles erkennt man erst auf den zweiten Blick.

Ein Spaziergang an der Ruhr lädt zu allerlei Entdeckungen ein. Es summt und schwirrt. Es flattert und zwitschert. Es taucht und schwimmt. Es rankt und gedeiht. Und es huscht und schlängelt. Welche Tiere und Pflanzen man an der Ruhr beobachten kann, das stellen wir in der Reihe „Entdeckertour an der Ruhr“ vor. Zum Auftakt geht es um die gefiederten Bewohner an Hattingens Ruhrufern.

Familienleben der Kanadagänse

„Derzeit kann man das Familienleben der Kanadagänse sehr gut beobachten“, sagt Thomas Griesohn-Pflieger vom Nabu. Die Gänse sind eine eingewanderte Art, die längst nicht von allen geliebt wird. „Aber sie sind interessant“.

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Ein genauerer Blick offenbart, wer hier zu wem gehört. Gänsepaare ohne Kinder stehen enger zusammen. In den Familien ist eine unterschiedliche Anzahl von Junggänsen dabei. Vier bis acht Eier legen die Kanadagänse im Frühjahr. Doch auch jetzt noch kann man die Jungen gut erkennen. Sie sind deutlich kleiner als ihre Eltern. „Man sieht, wie der Mann seine Familie verteidigt. Er hat meist den Hals oben und mustert immer wieder kritisch die Umgebung“, erklärt Griesohn-Pflieger. Und er weiß: Die Scheidungsrate ist bei den Gänsen höher, wenn der Gänserich unaufmerksamer ist.

Kanadagänse halten sich gern auf gemähten Wiesen auf, um die frischen Grastriebe zu fressen. Sind fast reine Vegetarier. In Hattingen kann man sie zum Beispiel gut auf den Wiesen entlang der Isenbergstraße beobachten.

Bei den Kanadagänsen kann man gut das Familienleben beobachten. Der Mann reckt oft wachsam den Hals.
Bei den Kanadagänsen kann man gut das Familienleben beobachten. Der Mann reckt oft wachsam den Hals. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Der still stehende Graureiher

Vogelarten bestimmen

Wer bei der Bestimmung von Vogelarten Hilfe sucht, wird auf der Internetseite des Nabu fündig. In den Vogelporträts auf www.nabu.de in der Rubrik „Tiere und Pflanzen“ werden 314 Vogelarten, die in Deutschland vorkommen, vorgestellt.

Nach Steckbriefen und dazugehörigen Fotos bestimmter Vogelarten kann man dort auch gezielt suchen.

Einen anderen großen Vogel kann man im Uferbereich der Ruhr beobachten: den Graureiher. Er steht gern in den Buchten und Buhnen. Seine Zahl dürfte derzeit am höchsten sein. Doch man muss genau hinschauen, denn der Reiher steht unbeweglich da und wartet darauf, einen Fisch zu schnappen.

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Bei den älteren Vögeln ist der Hals weiß mit schwarzen Federn – „wie eine Perlenkette“, erklärt der Vogelexperte. Die jüngeren Vögel haben noch einen grauen Hals.

Unbeweglich steht der Graureiher im Uferbereich und wartet auf Beute.
Unbeweglich steht der Graureiher im Uferbereich und wartet auf Beute. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Der blaue Blitz

Weitaus farbenfroher ist der Eisvogel. „Den wollen alle immer sehen. Und jetzt nach der zweiten Brut ist eine gute Zeit dafür.“ Im vergangenen Jahr hatte das Hochwasser viele Nester zerstört. Deshalb werde der Eisvogel in diesem Jahr noch ein drittes Mal brüten, erwartet Griesohn-Pflieger.

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Um den Eisvogel, der etwas größer als ein Spatz ist, zu entdecken, braucht es ein gutes Auge. Oft sitzt er direkt am Ufer über dem Wasser, um sich im Sturzflug Beute zu holen. Am besten erkennt man ihn im Flug: „Dann ist er ein blauer Blitz, leuchtend hellblau“, erklärt Griesohn-Pflieger. Sitzt der Eisvogel, sieht sein Gefieder dunkler aus. Am besten ist er übrigens morgens zu sehen. Dann fliegen die Eisvögel auf Nahrungssuche viel hin und her.

Der Eisvogel ist etwas größer als ein Spatz und am besten im Flug zu entdecken.
Der Eisvogel ist etwas größer als ein Spatz und am besten im Flug zu entdecken. © WAZ FotoPool | WALLHORN, Gerd

Das Haubentaucher-Taxi

Der Haubentaucher baut im alten Ruhrarm schwimmende Nester. „Da muss er jeden Tag nachlegen, weil unten etwas wegfault.“ Teilweise kann man jetzt die zweite Brut sehen. Die jungen Haubentaucher haben zebraartige Streifen am Hals. Und wenn man sie etwas länger beobachtet, kann man sehen, wie sie auf dem Rücken der Eltern spazieren fahren. Das schützt sie vor Angriffen von unten – zum Beispiel von Hechten und Zandern. Also: „Etwas länger zuschauen und am besten ein Fernglas mitnehmen“, rät Griesohn-Pflieger.

Ein Haubentaucher brütet am Ruhrufer in Hattingen. Haubentaucher bauen schwimmende Nester.
Ein Haubentaucher brütet am Ruhrufer in Hattingen. Haubentaucher bauen schwimmende Nester. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Gäste von den Küsten

Wer ab Ende Juli an der Ruhr unterwegs ist, hat eine sehr gute Chance interessante Möwen zu sehen. „Es gibt sie hier ganzjährig, aber jetzt kommen wieder spannende Arten“, sagt der Vogelexperte. Seit 30 bis 40 Jahren sind Möwen vermehrt auch im Binnenland zu Besuch.

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Am besten sieht man sie abends am Kemnader See. Dort sammeln sich Silbermöwen aus Skandinavien, Steppenmöwen vom Schwarzen Meer, Mittelmeermöwen und auch Lachmöwen. Der Tipp des Experten: „Alles, was gelbe Beine hat, kommt von weit weg. Die heimischen Möwen haben eher rosa-fleischfarbene Beine.“

Auch Mittelmeermöwen besuchen Hattingen und den Kemnader See.
Auch Mittelmeermöwen besuchen Hattingen und den Kemnader See. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Greifvögel haben Beute im Blick

Wer am Himmel eine Silhouette mit schmalen langen Flügeln und einem gegabelten Schwanz ausmacht, hat vermutlich einen Rotmilan auf der Suche nach Aas entdeckt. Rotmilane fliegen regelmäßig im Ruhrtal. Ebenso wie Mäusebussarde und die in der Luft stehenden Turmfalken. Kurios: „Turmfalken erkennen Mäuse übrigens an der UV-Strahlung ihres Urins.“ So finden sie die Spur ihrer Beute.

Rotmilane fliegen häufig durch das Ruhrtal auf der Suche nach Aas.
Rotmilane fliegen häufig durch das Ruhrtal auf der Suche nach Aas. © Sascha Fromm | Sascha Fromm

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An der Ruhr gibt es vieles zu sehen. Beim nächsten Spaziergang: Augen auf, das Fernglas einpacken und ruhig etwas Zeit nehmen.

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