Hattingen. Lach-, Sturm- und Silbermöwen sind Gäste am Kemnader See. Auch die Mittelmeermöwe kommt bis an den Stausee. Deshalb zieht es die Vögel hierher:
Vögel werden immer flexibler und passen sich den klimatischen Gegebenheiten an. So kommt es, dass am Kemnader See in der kalten Jahreszeit ungewöhnliche Besucher zu Gast sind. Im vergangenen Jahr zum Beispiel ein Eistaucher. Eigentlich verbringen die Taucher den Winter meist auf dem offenen Meer, die Brutplätze liegen in Island. „Zu der Zeit waren auch drei andere Eistaucher in Deutschland gesichtet worden“, weiß Vogelbeobachter Thomas Griesohn-Pflieger.
Silbermöwen kommen in Scharen
Besonders fasziniert Griesohn-Pflieger aber die Vielzahl an Möwen, die er am Kemnader See sichten kann; er bezeichnet den See als „Hotspot für Möwen im Nordwesten Deutschlands“. Neben den Lach-, Sturm- und Silbermöwen, die ihren Winter hier verbringen, kommen auch seltenere Exemplare hierher. Die Mittelmeermöwe, die von Kapverden und den Küsten Portugals kommend entlang des Atlantiks in das Rheindelta in Holland fliegt, um dann den Rhein hinauf nach Winterplätzen zu suchen, findet den Weg entlang der Ruhr bis zur Kemnade.
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Auch Gäste aus dem Schwarzmeer-Raum besuchen die Ruhr. Die Steppenmöwe fliegt entlang der Donau um die Alpen herum; zehn bis zwanzig Exemplare könne man bei uns sehen. Die Mittelmeermöwe komme eher seltener zu uns, zwei bis drei Sichtungen seien es. Die Silbermöwen kommen stattdessen von der Nordsee in großen Scharen. Für sie ist die Strecke ein Tagesflug.
Möwen steuerten einst die Mülldeponie an
Der Vogel-Experte vermutet, dass Möwen auch heute noch wegen der ehemaligen Mülldeponie unsere Region ansteuern. „Früher aßen sie sich an der Mülldeponie satt, verbrachten den Tag am Ümminger See und die Nacht in großen Gruppen am Kemnader See.“
Da Möwen zwanzig bis dreißig Jahre alt werden können, hat sich das Winterquartier trotz der Schließung der Deponie wohl etabliert.
Viele Vögel bleiben inzwischen auch im Winter
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Anders sieht es bei den Rotkehlchen aus: Manch einer denkt, er füttere seit zwanzig Jahren ein und dasselbe durch den Winter. „Da haben die Leute dann vermutlich zwanzig verschiedene Rotkehlchen gefüttert.“ Von den kleinen Vögeln wird gerade mal die Hälfte einer Generation ein Jahr alt. Früher sei das Rotkehlchen bis nach Nordafrika geflogen. Da die Tiere aber so wetterfühlig und flexibel seien, stellen sie sich auf die neuen Gegebenheiten ein und weichen Frost und Nahrungsknappheit nur kurz aus.
„Immer mehr Vogelarten neigen auch dazu, den Winter bei uns zu bleiben und nur dann nach Westen auszuweichen, wenn es harten Frost gibt. Zu diesen Vogelarten zählen Rotkehlchen, Stare, Amseln, Misteldrosseln, viele Meisen und auch der Grünling“, so Griesohn-Pflieger.
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