Hattingen. Eine Hochzeit in Hattingen mit einem besonderen Gast: Oliver Bierhoff kommt im Januar 1997 als Trauzeuge ins Standesamt an der Bahnhofstraße.

Es ist gerade ein halbes Jahr her, als Oliver Bierhoff mit seinem Golden Goal gegen Tschechien die deutsche Nationalmannschaft zum Fußball-Europameister geschossen hat. Doch als er an diesem Freitagvormittag in Hattingen ist, muss er nur einen einzigen Autogrammwunsch erfüllen. Es ist der des Standesbeamten Heinz-Helger Hesse – denn der Stürmerstar ist Trauzeuge seines Freundes Elmar Kamperhoff und dessen Frau Marion.

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„Eigentlich würde ich ja gut zu dir passen“, sagt Bierhoff vor der Trauung und hält die Braut im Arm. „Jaja­, noch lachen wir“, flachst Kamperhoff zurück. Die beiden hatten sich im Jahr 1983 als Jugendspieler beim ETB Schwarz-Weiß am Uhlenkrug kennen gelernt.

Direkt entsteht eine innige Freundschaft

„Das war direkt eine innige Freundschaft, wir waren jeden Tag zusammen“, berichtet Kamperhoff später in einem WAZ-Gespräch. Gemeinsam spielen sie in der höchsten Spielklasse. „In den Ferien wurde zweimal am Tag trainiert. In der Pause sind Olli und ich auf die Karre und ab ins Freibad.“

Kamperhoffs Karriere

Elmar Kamperhoff ist in Niederbonsfeld groß geworden und hat als Sechsjähriger beim SuS angefangen, Fußball zu spielen. MIt 14 zog er dann weiter zum Nachbarverein nach Kupferdreh,

Nach der erfolgreichen Zeit, aber auch vielen Verletzungen, bei Schwarz-Weiß Essen, spielte er für den TuS Hattingen, den SC Obersprockhövel, den VfB Linden und zum Abschluss noch mal für den TuS.

Heute leitet er die Continentale-Versicherung an der Augustastraße in der Innenstadt.

Mit 17 wechselt Bierhoff zu Bayer Uerdingen und startet seine Karriere, die nach einem holprigen Start bis zum Golden Boy und Torschützenkönig der italienischen Serie A führt. Elmar Kamperhoff bleibt in Essen und schafft auch den Sprung in die Oberliga – damals die dritthöchste deutsche Fußball-Spielklasse. Doch Verletzungen bremsen seinen Ehrgeiz. Und deshalb entscheidet er sich, einen anderen Weg zu gehen: Abschied vom hochklassigen Fußball, Start einer Ausbildung zum Versicherungskaufmann.

Kurzbesuch in Hattingen: Elmar Kamperhoff und Oliver Bierhoff kurz nach dem deutschen EM-Sieg im Sommer 1996.
Kurzbesuch in Hattingen: Elmar Kamperhoff und Oliver Bierhoff kurz nach dem deutschen EM-Sieg im Sommer 1996. © WAZ FotoPool | Udo Kreikenbohm

Freunde bleiben die beiden. Und das wird auch öffentlich, etwa am 12. November 1995, als Oliver Bierhoff zu Gast in der Sat.1-Sendung „ranissimo“ ist. Am Ende sagt er: „Ich habe versprochen, ein ganz wichtiges Ergebnis durchzugeben: Im Ruhr-Derby spielten der SC Obersprockhövel und die TSG Sprockhövel 1:1. Zuschauer: 500.“ Der Niederbonsfelder Kamperhoff hat im grünen SCO-Dress gespielt.

Nach dem EM-Triumph 1996 sitzt Bierhoff in der Altstadt

Kurz nach dem EM-Triumph 1996 reiben sich dann Altstadt-Besucher verwundert die Augen. Fröhlich feixend sitzen die beiden vor einem Lokal und genießen das schöne, heimelige Hattinger Flair.

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Und an eben diesem 31. Januar 1997 heiratet Elmar Kamperhoff seine Marion. Vor dem Standesamt haben Freunde und Bekannte bereits einen Baumstamm aufgebaut, der natürlich zersägt werden muss. Es ist eine wacklige Angelegenheit – doch Oliver Bierhoff eilt an ihre Seite und stützt die gewagte Konstruktion ab . „Da kann er zeigen, dass er auch was in den Armen hat“, raunt ein Gast aus der zweiten Reihe.

Kurze Zeit später ist er aber auch schon wieder weg. Denn Bierhoff ist ja „Berufssportler“, wie ihn der Standesbeamte aufruft – da hat mal halt Verpflichtungen.

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