Hattingen. Der Schlangenfund in den Ruhrwiesen hat ein Nachspiel. Insgesamt retteten die Tierärzte des Ennepe-Ruhr-Kreis 83 Tiere. Tierschutz braucht Hilfe.

Das Veterinäramt des Kreises hat in vergangenen Jahr 151 Tierschutzfälle bearbeitet. Das sind deutlich weniger als zum Beispiel 2019 (363). Amtstierärztin Dr. Bettina Buck erklärt, warum das keine gute Nachricht ist, wie Tierfreunde helfen können und welches Nachspiel ein aufsehenerregender Fund hatte.

83 Tiere mussten die Tierärzte 2021 ihren Haltern entziehen. Die 42 Hunde, zehn Katzen, 14 Schafe und Ziegen, elf Pferde, fünf Kaninchen und ein Königspython verteilen sich auf elf Besitzer.

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Die Sicherstellung des Pythons ist eine Folge der Ermittlungen nach dem Schlangenfund in den Ruhrwiesen. Dort hatte ein Mann drei giftige Hornottern getötet und vergraben. „Wir hatten die Vermutung, dass in dem Haushalt weitere Tiere sind“, erklärt Bettina Buck. Mit polizeilicher Unterstützung gelangten die Tierärzte in die Wohnung und fanden den Python. „Gegen den Halter war nach der Tötung der Schlangen ein Tierhalteverbot ausgesprochen worden.“

Dr. Bettina Buck ist die Amtstierärztin des Ennepe-Ruhr-Kreises. Das Veterinäramt konnte im vergangenen Jahr 83 Tiere retten.
Dr. Bettina Buck ist die Amtstierärztin des Ennepe-Ruhr-Kreises. Das Veterinäramt konnte im vergangenen Jahr 83 Tiere retten. © Ennepe-Ruhr-Kreis | EN-Kreis

Meist wird das Amt nach Bürgerhinweisen tätig. Auf die ist es angewiesen. „Häufig sind es aber Nachbarschaftskonflikte, in denen wir nur missbraucht werden“, bedauert die Amtstierärztin. Doch: Wer jemanden bewusst falsch einer Straftat beschuldigt, kann belangt werden. „Zu 80 Prozent ist an den Meldungen aber etwas dran.“

Überforderung und Pandemie-Effekt

Oft ist es Überforderung, wenn Tiere älter und teurer werden oder mehr Aufmerksamkeit benötigen. Schwierigkeiten beobachtet Buck häufiger bei der Pferdehaltung: „Ein altes Pferd geht ins Geld und oft sind die Leute nicht mehr motiviert, jahrelang weiterzumachen.“

Bedrohung, Tierhalteverbot und Kontakt

Beschuldigte nutzen alle Tricks, um der Inobhutnahme ihrer Tiere zu entgehen. So bekamen die Tierärzte des Veterinäramts häufiger zu hören: „Ich hab’ Corona, du kommt hier nicht rein“ oder ihnen wurde gedroht, sie anzuhusten.

Ein Tierhalteverbote ist unbefristet. Frühestens nach fünf Jahren können Halter einen Antrag zur Aufhebung stellen. Dass wirklich gelockert wird, ist aber die Ausnahme. „Wir haben das ein Mal gemacht und bereut“, sagt die Amtstierärztin.

Kontakt: Für Verdachtsfälle ist das Veterinäramt telefonisch (02336 932472) und schriftlich erreichbar. Ein Online-Formular findet sich auf https://www.enkreis.de unter dem Suchbegriff „Tierschutzbeschwerde“.

Aber auch Hunde und Katzen sind betroffen. „Die Preise für Zuchthunde und -katzen sind in der Coronazeit durch die Decke gegangen“, weiß Bettina Buck. Doch wenn das Homeoffice endet, muss das Tier plötzlich allein bleiben. Bei manchen Hunden könne eine zu geringe Auslastung in Aggressivität umschlagen. „Dann bekommen wir Anrufe, ob wir den Hund nehmen können“, sagt die Tierärztin. „Oder ob wir ihn euthanasieren.“ Dem erteilt sie nachdrücklich eine Absage: „Es gibt nur zwei Gründe für eine Tötung: eine medizinische Indikation oder die Verwendung als Lebensmittel. Sonst nichts.“

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Die Halter seien gefordert, ihr Tier in gute Hände abzugeben. Und der Platz in Tierheimen sei sehr begrenzt. „Das ist unser trauriges, erbärmliches Tagesgeschäft mit der Überforderung“, seufzt Buck.

Bürger können Pflegestelle anbieten

Umso mehr ist das Veterinäramt auf Tierfreunde angewiesen, die eine Pflegestelle bieten können. Tiere, die noch Teil von Gerichtsverfahren sind, kann das Amt nicht veräußern. Sie müssen pfleglich untergebracht werden – oft muss es dann ganz schnell gehen. Wer sich also vorstellen kann, ein beschlagnahmtes Tier zu versorgen, sollte sich beim Veterinäramt melden (02336 932472, ). Die Kosten für die vorübergehende Unterbringung trägt der Kreis, der versucht, das Geld beim Halter zurückzuholen.

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Die Plätze werden benötigt, denn die Zahl der Tierschutzfälle hat nicht abgenommen, wie es die Zahlen nahelegen. Personelle Ausfälle im Veterinäramt waren der Grund für den Rückgang. Jetzt seien die Stellen nachbesetzt, betont Buck.

Happy End für Funny und Casper

Zum Abschluss hat sie noch eine schöne Nachricht. Vielleicht erinnern sich Einige an Pony Funny und Springpferd Casper, die lange ein Zuhause suchten. Die beiden konnten vermittelt werden – zusammen.

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