Hattingen. Sechs Pferde hat das Veterinäramt aus schlechter Haltung in Hattingen befreit. Zwei der Tiere sind krank und suchen jetzt ein neues Zuhause.

Sechs Pferde musste das Veterinäramt des Ennepe-Ruhr-Kreises jetzt aus schlechter Haltung befreien. Zuletzt standen die Tiere in einem Pensionsstall in Hattingen, wo sie zwar gefüttert und gemistet wurden, jedoch kaum Bewegung bekamen und auch nicht die notwendige medizinische Versorgung – dafür wäre der Halter zuständig gewesen. Der Stallbetreiber meldete den Fall daraufhin bei der Behörde.

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Immer mehr Pferde werden aus schlechter Haltung gerettet

Fälle wie diese kommen im EN-Kreis „sehr häufig“ vor, sagt der stellvertretende Sachgebietsleiter beim Veterinäramt André Oßenbrüggen. „Letztes Jahr mussten wir 130 Tiere fortnehmen.“ Zwar werde die Behörde meist bei Hunden, Katzen und Kleintieren aktiv, doch auch der Anteil an Pferden, die aus schlechter Haltung gerettet werden müssen, steigt in den vergangenen Jahren. Woran das liegt – unklar.

Die sechs Pferde aus Hattingen waren dem Veterinäramt zudem schon länger bekannt. Seit mehreren Monaten habe es immer wieder kleine Probleme mit dem Halterehepaar gegeben, jedoch sei es nie eskaliert, berichtet Oßenbrüggen. Bis jetzt.

Bewegung und medizinische Versorgung fehlte

„Alle sechs Pferde hatten offenbar über einen längeren Zeitraum keine Möglichkeit, sich außerhalb ihrer Boxen zu bewegen“, berichtet Dr. Bettina Buck, Leiterin des Veterinäramts. „Das hat zu einem sehr schlechten Allgemeinbefinden der Tiere geführt. Als wir sie begutachtet haben, hatten sie schon nach wenigen Schritten keine Puste mehr.“ Außerdem stellte das Veterinäramt mehrere unbehandelte Leiden und Erkrankungen fest.

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Gegen den Halter wurde ein Tierhaltungs- und -betreuungsverbot verhängt. Die Pferde befinden sich derzeit in einer Pflegestelle – zwei von ihnen suchen zudem dringend ein neues, dauerhaftes und zuverlässiges Zuhause: die 13-jährige Westfalenstute Beltoni und der 22-jährige Westfalenwallach Shorty. Beide benötigen allerdings eine „engmaschige tierärztliche Betreuung“, beschreibt Oßenbrüggen.

Beide Pferde brauchen tierärztliche Betreuung

Die Stute Beltoni ist überdurchschnittlich gutmütig und menschenbezogen. Allerdings ist sie auch auf einem Auge blind, leidet unter chronischer Hufrehe und einer Hufbeinrotation. Daher benötigt sie Spezialbeschläge, spezielles Futter und darf nur behutsam auf die Weide gelassen werden. „Bei intensiver Pflege kann sie Menschen noch viele Jahre Freude bereiten“, ist Amtstierärztin Buck überzeugt.

Auch Wallach Shorty braucht ein neues, liebevolles Zuhause.
Auch Wallach Shorty braucht ein neues, liebevolles Zuhause. © Ennepe-Ruhr-Kreis | UvK

Shorty alias „Golden Gate“ leidet unter einer sehr schmerzhaften hohen Schale („Kronbeinschale“). Allerdings kann die Erkrankung bei entsprechender Pflege und medizinischer Versorgung „schmerzfrei und nahezu symptomlos werden“, lautet die Einschätzung des Veterinäramts. Unter der in der Pflegestelle begonnenen tierärztlichen Behandlung zeige sich bereits eine deutliche Besserung. Zudem wurden bei Shorty ein Herzgeräusch und mehrere Tumore unter der Haut festgestellt, die ihn jedoch nicht einschränken.

Bis ein neues Heim für die Pferde gefunden ist, bleiben sie in der Obhut des Veterinäramts. „Wir würden niemals ein Tier, das wir aus Tierschutzgründen gerettet haben, zur Schlachtung bringen“, betont André Oßenbrüggen.

Kontakt zum Veterinäramt

Bei konkreten Fragen oder ernsthaftem Interesse am Erwerb der Pferde steht André Oßenbrüggen als Ansprechpartner beim Veterinäramt zur Verfügung: 02336/932635, E-Mail: .

Weil die weitere medizinische Behandlung der Tiere kostenintensiv sein wird, wird für die Übernahme der Tiere lediglich eine verhältnismäßige Schutzgebühr erhoben.

Die Tiere müssen nicht zusammen vermittelt werden.