Hattingen. Leni Meinecke aus Hattingen lebt fürs Ehrenamt. Auch mit 90 Jahren hilft sie, wo sie kann, Mitmenschen. Was sie antreibt, was sie als Lohn sieht.
Ehrenamtliches Engagement hat Leni Meinecke quasi mit in die Wiege gelegt bekommen. Von ihrer Mutter. Es prägt ihr Leben. Und auch, wenn sie jetzt mit 90 Jahren die Leitung des Seniorenforums Hattingen abgelegt hat, kümmert sie sich weiter um Mitmenschen.
„Bloß nicht zu Hause sitzen“, hat sie im WAZ-Interview im Januar 2019 gesagt. Damals, als sie sich nach jahrzehntelanger Arbeit im Caritas-Kreisverband nicht mehr zur Wahl stellte.
Leni Meinecke (90) aus Hattingen lebt das Ehrenamt und kümmert sich um Senioren
Jetzt ist es wieder ein Januar, der einen Schlusspunkt setzt unter ein langes freiwilliges Engagement: dem im Seniorenforum. Und ihre Devise von damals gilt auch heute noch: „Bloß nicht zu Hause sitzen“. Darum fährt sie beispielsweise alle zwei Wochen ins Pfarrbüro St. Peter und Paul und verteilt Lebensmittelgutscheine an Bedürftige.
Auszeichnungen und Seniorenforum
Leni Meinecke erhielt bereits den Brotteller des Deutschen Caritasverbandes, die Hattinger Dankeschön-Medaille – und auch Papst Johannes Paul II. hat ihr Engagement gewürdigt: Seit dem Jahr 2001 darf sie sich „Dame des Ordens vom Heiligen Gregorius des Großen” nennen. Eine kleine Kopie des Mataré-Engels, der das Portal des Bischofshauses ziert, steht „als Dankeschön des Bistums“ in ihrer Essecke.
Ihre Caritas-Ehrenamts-Karriere: Sie war von 1977 bis 2000 Diözesanvorsitzende, nach der Wiedervereinigung Bundesvorsitzende der Caritas-Konferenzen Deutschlands. Seit der Gründung der Caritas auf Dekanatsebene 1973 gehörte sie dem Vorstand an, 2012 bis 2019 dem Caritasrat.
Sie engagierte sich auch politisch, war für die CDU im Rat, Bürgermeisterkandidatin, stellvertretende Bürgermeisterin, wirkte mit im Sozialausschuss.
Beim Seniorenforum diskutieren Senioren Wünsche, reichen sie an Stadtverwaltung und Politik weiter. Das Gremium ist parteipolitisch und konfessionell unabhängig. Nächster Termin des Seniorenforums: Mittwoch, 16. März, 15 Uhr, Großer Sitzungssaal des Rathauses, Anmeldung unter 02324 204 5500.
„Dabei geht es nicht nur darum, die Gutscheine zu verteilen. Man kommt mit den Menschen am Fenster bei der Ausgabe ins Gespräch, manche erzählen, was sie bedrückt. Und es ist schön, wenn man dann Hilfe vermitteln kann“, erklärt die fünffache Urgroßmutter.
Das Leben spielt in ihrem Leben immer wieder eine Rolle
Auch das Pfarrhaus als Ort begleitet sie schon lange: „Meine Mutter hat damals für Wöchnerinnen gekocht, die daheim entbunden hatten. Ich habe das Essen hingebracht, bin also in das Ehrenamt so reingeschlittert. Wir wohnten auf der Bahnhofstraße. Meine Mutter hat viel geholfen. Wenn sie dann mal sagte, wo lasse ich denn dann Leni, bekam sie als Antwort, ich könne ins Pfarrhaus kommen“, erinnert sie sich lächelnd.
Leni Meinecke engagierte sich im Großen – wie als Bundesvorsitzende der Caritaskonferenzen – und im Kleinen wie in der Kleiderkammer in Hattingen. Sie ging bei Haussammlungen, die sie von ihrer Mutter übernahm, von Tür zu Tür – und engagierte sich auch politisch. Ihre Familie sei „gut auf das Ehrenamt eingestellt gewesen“, auch ihr Mann habe sich engagiert.
Manchmal war sie älter als die Senioren, die sie besuchte
Bei den Hausbesuchen bei Senioren, da war sie zuletzt manchmal älter als die Besuchten. „Aber auf das Alter kommt es ja nicht an. Viele Menschen sind einsam, kommen nicht aus der Wohnung, ihnen fehlen Kontakte.“ An denen hat es Leni Meinecke nie gemangelt.
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Das Seniorenforum hat sie mit gegründet, damals „bei der Idee in der Birschel-Mühle“. Wenn sie auf die Zeit zurückblickt, sagt sie: „Wenn wir etwas in Angriff genommen haben, ist das gut gelaufen.“ Wie Wartehäuschen an Bushaltestelle, Bürgerbusverein, Markierung von Treppenstufen, Flyer und Infomaterial zu Haustürgeschäften und Telefonwerbung, Kaffeefahrten und Gewinnversprechen, Regeln für ein sicheres Zuhause oder Altersdiskriminierung.
Übergabe der Leitung des Seniorenforums an Nachfolgerin
Die Leitung nun in andere Hände gelegt zu haben, „hat sich so ergeben“. Kornelia Wendt sei bereit gewesen, zu übernehmen. „Da habe ich gleich zugegriffen.“ Außerdem findet sie: „Ich bin jetzt 90, da können auch mal andere ran.“
Dennoch: Jedwedes Engagement einfach einzustellen, ist für sie undenkbar. Dazu ist sie zu gerne für Menschen aktiv. Darum begleitet sie das Seniorenforum auch weiter. Eben nur nicht in erster Reihe.
Ehrenamt immer mit Freude ausgeübt
Was sie tat, „habe ich immer gerne getan“ – und vor allem „mit Freude gemacht“. Das ist bis heute so. Ihre Belohnung: „Die vielen Kontakte.“
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Denn mit Menschen ins Gespräch zu kommen, war und ist ihr wichtig. Dabei unterhält sie sich mit dem einsamen Senioren ebenso gern wie einst mit Kardinal Lehmann. Bescheidenheit zeichnet Leni Meinecke aus. Deshalb spricht sie nicht von „Stolz“ über das Erreichte, sondern von Dankbarkeit. „Ich bin dankbar dafür, dass ich das alles bis jetzt so machen konnte.“ Was das alles war? „Es gibt praktisch nichts, bei dem Sie nicht auf irgendeine Weise mitgewirkt hätten“, sagt Mathias Dörr, Vorstand der Sparkasse Hattingen in seiner Dankeschön-Medaille-Laudatio auf Leni Meinecke.