Hattingen. Lehrbuch-Autoren-Duo Jürgen Wilbert und Friedemann Spicker verrät Schreibenden in Hattingen, wie ein Aphorismus gelingt. Das sind die Zutaten.
Immer wieder geben Jürgen Wilbert und Friedemann Spicker Seminare in Hattingen mit kreativen Schreibtipps. Das Duo hat jetzt den Leitfaden „Aphoristisches Schreiben“ veröffentlicht und nennt in der WAZ die wichtigsten Regeln fürs Verfassen eines Aphorismus’.
„Eigentlich sind die Kennzeichen eines Aphorismus die Schreibtipps“, sagt Wilbert vom Deutschen Aphorismus-Archiv Hattingen, der im November mit den Aphoristikern beraten will, ob ein Treffen wieder möglich ist.
Hattingen: Aphoristiker geben Tipps fürs Schreiben eines Aphorismus’
Wichtig sei in jedem Fall die überlegte Wahl des Themas, denn „der Aphorismus vermittelt geistreiche Lebensweisheiten“. Dabei ist er kurz, prägnant, lakonisch. Ein Reim dagegen dürfe im Aphorismus nicht sein, handele es sich doch um eine verknappte Prosaform.
Sinn ergibt ein Aphorismus ohne Kontext – auch das zeichnet ihn aus. Autoren sollen um Tief- und Scharfsinnigkeit, um Originalität bemüht sein und so einen neuen, zündenden Gedanken vermitteln.
Mut zur Meinung
Mut zur Meinung erfordert das Schreiben eines Aphorismus’ laut Wilbert und Spicker. Und diese Meinung kann ruhig subjektiv sein, „bisweilen auch eigensinnig und provokant“, so Wilbert, der hinzufügt, dass ein Aphorismus „widersprüchlich, manchmal paradox“ ist.
Zeit verwenden sollte der Autor immer auf eine witzige, zugespitzte Pointe. Außerdem sollte er sich um Bildhaftigkeit bemühen. Wichtig sei, dass die Lesenden gedanklich weiterarbeiten sollen. „Diese Punkte unterscheiden den Aphorismus von Kalauern, Sprichwörtern und Reimen“, erklärt Wilbert zu diesem Tipp.
Corona-Pandemie schenkt Zeit fürs Lehrbuch-Schreiben
Die Idee, diese Tipps ausführlich in einem Lehrbuch zu präsentieren, hatten die Autoren schon lange. „In der Corona-Pause hatten wir jetzt die Zeit dazu“, so Wilbert.
Nicht nur für Aphoristiker sollen die Tipps, die mit gut aufbereiteter Theorie unterfüttert sind, hilfreich sein, sondern für Schreibende eines jeden Genres – vom Romanautor bis zum Journalisten.
Autoren erklären kurzen Prozess
Dabei kommen die Kapitel in dem Lehrbuch nicht akademisch daher, sondern zeigen schon durch ihre prägnanten Titel wie „Wir machen kurzen Prozess“, worauf es ankommt. Wichtiger Bestandteil des Buches sind die zahlreichen Beispiele und kreativen Schreibübungen – und die gelungenen Zeichnungen und Cartoons von Zygmunt Januszewski, Pol Leurs und Hans-Joachim Uthke. Denn ein Lehrbuch muss nicht langweilig sein: Das lehrt das Autorenduo.
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Das Buch gibt’s im Handel: Friedemann Spicker, Jürgen Wilbert, Aphoristisches Schreiben, Leitfaden mit kreativen Übungen, Edition Virgines, 232 Seiten, 19,90 Euro.
