Hattingen. . Gymnasiasten von der Waldstraße und aus Holthausen lernen Wortspiele mit Helmut Peters kennen. Sie grenzen sie ab und wagen sich an Texte.

Es war ihre allererste Begegnung mit dem Aphorismus. Zu Beginn der Deutsch-Doppelstunde mit Helmut Peters waren Aphoristiker, das anstehende Treffen im Stadtmuseum und die kleine Gattung an sich noch völliges Neuland für die 17 Q1-Oberstufenschülerinnen und -schüler an der Waldstraße. Sechs von ihnen kommen vom Gymnasium aus Holthausen.

Ob aus dem ersten Treffen Freundschaft wird, die Beziehung sich vertieft oder oberflächlich bleibt, muss die Zukunft zeigen. Nach 90 Minuten konnten die Jugendlichen jedenfalls einzelne Gattungen unterscheiden, legten ans Ende eines Aphorismus’ wie beim Domino einen neuen Halbsatz und trieben das Spiel weiter, wie es der Aphoristiker seit Jahren mit vier Kollegen tut. Der Schluss eines Spruches wird zum Anfang des nächsten. Außerdem legte Helmut Peters den Schülerinnen und Schülern das auch für Außenstehende offene Treffen ans Herz. Für den Kabarettabend mit Ingo Börchers am 2. November beispielsweise gibt es noch Karten. Vielleicht haben die Jugendlichen ja Blut geleckt.

Die Köpfe rauchten, als es ans Formulieren eigener Texte ging.
Die Köpfe rauchten, als es ans Formulieren eigener Texte ging.

Als Ziel umriss Peters, der selbst einige Bücher mit Aphorismen verfasst hat, dass jeder selbst einen Text schreibt. Die eine hatte den Begriff am Vortag bereits gegoogelt und wusste, dass „irgendwie son Spruch“ gemeint war. Der andere hatte noch keinen blassen Schimmer. Weshalb es am Anfang auch um die Kennzeichen wie die Zuspitzung eines Gedankens ging. Die Abgrenzung zur Lyrik als Dichtung in Versform; zum Epigramm, das sich als zugespitztes Sinngedicht oft auf Grabmälern findet; zum Sprichwort mit volkstümlichen Aussagen; oder zum Sinnspruch, der sich auf den Sinn des Lebens oder Stationen des Lebenswegs bezieht.

Dass so viel von Begegnungen die Rede war, liegt daran, dass es Motto des Aphoristikertreffens von Donnerstag bis Sonntag ist. Die Jugendlichen erzählten, dass Facebook nicht angesagt ist, sie sich gern mit Freunden treffen. Sie lachten und scherzten mit Peters, drohten, ihm auf Instagram zu folgen. Erfuhren, dass der Recklinghäuser mit 28 Jahren angefangen hat zu schreiben über Dinge, die ihn bewegen. Und bekamen den Rat, anfangs ruhig erst loszuschreiben, ohne sich um die Form zu kümmern. Sie diskutierten über Social Media als „Treffen der öffentlichen Anonymiker“. Ob der Spruch stimmt, „Social Network: Wer ihm ins Netz geht, ist verloren“ stimmt. Oder was damit gemeint ist: „Den Freundeskreis zieht man nicht mit dem Zirkel.“

Ehe sich die Gymnasiasten selbst an Sprüche machten, bekamen sie „Futter zum Weiterdenken“ von großen Vorbildern. Dass Goethe auch Aphoristiker war, war nicht allseits bekannt.

<<<Schulveranstaltung vor den Aphoristikertagen

Die Schulveranstaltung fand anlässlich des achten Internationalen Aphoristikertreffens statt. Das Gymnasium Waldstraße beteiligte sich als einzige Schule in diesem Jahr. Der Schultermin musste wegen des Feiertages in dieser Woche vorgezogen werden. Die Aphoristikertage finden von Donnerstag bis Samstag statt, 1. bis 3. November.