Hattingen. Der Wettbewerb 2020 des Deutschen Aphorismus-Archivs ist entschieden, die Preisverleihung wegen Corona abgesagt. Nun erscheint die Anthologie.
Die Gewinner Aphorismen-Wettbewerbs 2020 zum Thema „Streitbar und umstritten“ stehen fest. Die Jury hat die 441 Einsendungen gesichtet und hat so entschieden:
Der erste Preis (500 Euro und der „Hattinger Igel“) geht an Simon Bethge (Jahrgang 1996). Der Hamburger studiert zurzeit Literaturwissenschaften in Frankfurt an der Oder. Einer seiner drei eingereichten Aphorismen lautet: „Entblößten kann man schlecht an den Kragen gehen.“
„Handlungen, die sprachlos machen“
Der zweite Preisträger ist Thomas Bäder aus Rosengarten (Jahrgang 1970). Er ist schon seit vielen Jahren journalistisch und künstlerisch aktiv und als Dozent für Schreibkurse tätig. Auch von ihm ein Textbeispiel: „Konflikte, die nicht ausgesprochen werden, führen zu Handlungen, die sprachlos machen.“
Den dritten Preis teilen sich mit der gleichen Punktzahl Alexander Eilers (Hessisch Oldendorf) und Hans-Jürgen Stumme (Neuss). Eilers (Jahrgang 176) ist promovierter Literaturwissenschaftler und hat bereits verschiedene Aphorismen-Anthologien veröffentlicht. Einer seiner Wettbewerbstexte lautet: „Gäbe es eine Stimme der schweigenden Mehrheit, bliebe sie stumm.“
Viele Frauen auf den vorderen Plätzen
Hans-Jürgen Stumme, geboren 1954, lebt in Neuss und blickt zurück auf diverse journalistische und literarische Schreibererfolge. Ein preiswürdiger Text lautet: „Ein Staat, der gegen Gewalt rechtzeitig Flagge zeigt, wahrt die Chance, sie später nicht auf halbmast setzen zu müssen.“
Unter den ersten zehn Platzierten sind diesmal viele jüngere Autoren und Autorinnen zu finden. Mit 441 Einsendungen wurde der Rekordstand von 2018 (456) knapp unterschritten. Bemerkenswert ist auch, dass der Anteil der Frauen auf den vorderen Plätzen signifikant höher ist als in den Vorjahren, so wird allein die Hälfte der ersten zwölf Plätze von Frauen belegt.
„Kein Streit ist auch keine Lösung“
Die für den 6. Juni geplante Preisverleihung fällt wegen Corona aus. Die Wettbewerbs-Anthologie, die Ende Mai im Düsseldorfer Verlag Edition Virgines erscheinen wird, umfasst neben den Aphorismen der ersten 30 auch über 100 ausgewählte Einzelsätze, so dass der Band einen repräsentativen Querschnitt bietet.
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Dazu zählen auch diese drei: „Die Natur lässt nicht mit sich streiten, sie zieht Konsequenzen“ (Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger), „Im Wettstreit der Töne entsteht die Sinfonie“ (Anhilt Kuder), „Kein Streit ist auch keine Lösung“ (Mathias Blühdorn).