Hattingen. Gastronomen in Hattingen nutzen die Corona-Zeit, um zu werben und zu renovieren. Sie wollen den Kontakt zu den Gästen halten. Mit vielen Ideen.
Die Gastronomen dürfen ihre Restaurants nicht öffnen. Die Perspektive: unklar. Viele sind findig, halten sich mit Lieferservice oder Abhol-Angeboten über Wasser und wollen vor allem eins: Kontakt zu Gästen halten, nicht vergessen werden. Und können so teilweise sogar neue Kunden gewinnen.
Das ist zum Beispiel Michael Benke vom Esszimmer in Niederwenigern gelungen. Er bietet nicht nur eine To-Go-Karte, sondern hat auch das „Autorant“ ins Leben gerufen. „Da waren jetzt schon Gäste aus Hünxe, Nottuln, Dortmund, Ratingen, Düsseldorf da“, sagt er. Vor dem Restaurant an der Burgaltendorfer Straße stehen drei Oldtimer. In jeden passt ein Tisch, der Platz für zwei Gäste bietet.
Gastronomen in Hattingen nutzen Corona-Krise für Werbung und Renovierung
Die Gäste mieten den Oldtimer, machen ihn so zu ihrem persönlichen Bereich – und können hier das bestellte Essen genießen, das bis an die Tür geliefert wird. „Die Oldtimer sind Instagram-tauglich“, weiß Benke. Und sind dort auch schon oft gelandet. „Wenn jeder Fünfte später wiederkommt, ist das doch was.“
Als Werbung nutzt der Gastronom die Corona-Zeit, sieht sie als Investition in „normale Zeiten“. Wie es ihm als Gastronom geht? „Der Zustand ist interessant.“ Froh ist er, in den Vorjahren gut gewirtschaftet zu haben. „Denn wenn ich nicht gut dagestanden hätte, hätte ich auch mit den Hilfen für Gastronomen ein Problem.“ Vergessen würde, dass Veranstaltungen wie Hochzeiten, Geburtstage, Taufen, Konfirmationen, Kommunionen ausfielen, die sonst ein sicherer Posten seien. „Wir sind jetzt im zweiten Jahr ohne diese Veranstaltungen.“ Bei den Hilfen würde immer nur das à la carte-Geschäft gezählt.
Gastronomen haben Ideen vom Muttertag @home bis hin zum Autorant
Jetzt könnten sich Gastronomen positionieren. „Wer einfach nur ein Schild an die Tür hängt, dass man in Berlin fragen soll, wann wieder geöffnet wird, hat keine guten Chancen“, glaubt Benke. Das To-Go-Geschäft habe er 16 Jahre lang „nicht auf der Uhr“ gehabt. Nun laufe es gut. To-Go, Autorant: Ideen, die er wohl auch nach der Krise aufrecht erhalten will. Er bleibt positiv: „Im Moment habe ich eben mehr Zeit für meine Kinder.“ Zwei Mal durchrenoviert hat er das Restaurant inzwischen, denkt über ein neues Schirmsystem für die Außengastronomie nach.
>>> Aktuelles zur Corona-Lage in Hattingen gibt es in unserem Newsblog
Auch Antonio Gonzaga Barrios, Inhaber von Comedor in Blankenstein, hält noch durch. Sein Restaurant ist gerade eine Baustelle. „Die Küche wird gefliest, es wird an den Stromleitungen gearbeitet.“ Für notwendige gesundheitliche Eingriffe hat er sich in der Krise Zeit genommen. Weil er „solide“ gewirtschaftet hat, kommt er irgendwie durch – und ist zuversichtlich, bald wieder öffnen zu können. Außer-Haus-Service bietet er derzeit nicht an. „Ich denke da auch an die Umwelt mit dem ganzen Verpackungsmüll.“
Spargel-Karte gibt es auch in Corona-Zeiten – alles ist aufs Mitnehmen zugeschnitten
Viele Restaurants lassen sich Außergewöhnliches einfallen: So startete Diergardts Kühler Grund am Sonntag „Muttertag @home“ mit Menüs zum Abholen inklusive Deko eines Floristen oder eine Sylter Woche. Das Gasthaus Weiß listet im Internet unter „Lockdown leicht gemacht“ Angebote auf und setzte an Muttertag unter anderem auf Spargel-Angebote.
>>> Folgen Sie unserer Redaktion auf Facebook – hier finden Sie uns
Moncef ben Zaied vom Einhorn in der Altstadt ruft teilweise seine Kunden sogar an und fragt, ob sie mal Lust auf etwas Besonderes haben, das er dann anbietet. Allerdings: „Samstags und sonntags läuft der Liefer- und Abholservice gut, aber unter der Woche gehen vielleicht zwei, maximal drei Bestellungen ein.“
Gastronom wartet täglich auf die Nachricht, dass geöffnet werden darf
Sein Personal hat er im November entlassen müssen. „Ich mache das jetzt mit meiner Frau alleine, will aber den Kontakt zu den Gästen halten.“ Aber es sei knapp, sehr knapp. Es käme mit Hilfe und Einnahmen gerade genug zum Überleben zusammen. Er wartet darauf, endlich öffnen zu können: „Ich verfolge täglich die Nachrichten. Ich habe alle Schirme für draußen sauber. Es kann losgehen.“