Hattingen. . Das Fachwerkhaus Horst 3 gehört zu den ältesten Gebäuden der Hattinger Innenstadt. Es war Teil eines Gutes, auf dem einst Wein angebaut wurde.

  • Fachwerkhaus Horst 3 überstand als eines von nur zweien einen Bombenangriff
  • Hausbrunnen reichte bis ins Obergeschoss
  • Renovierung für 1,3 Millionen D-Mark

Es ist eines der letzten von einst um die 30 Häusern des alten Wohnquartiers im Herzen Hattingens. Und so, wie es heute genutzt wird, nähert es sich ein bisschen wieder seinen Ursprüngen an. Die Gaststätte Einhorn an der Straße Horst steht als Rest eines alten Kellergutes unter Denkmalschutz. Und es belegt, dass das Quartier Horst der Ort war, wo die Stadtprominenz lebte.

Das Haus Horst 3, heute das Einhorn, wurde um 1550 bis 1570 gebaut. Damit gehört es zu den ältesten Häusern der Stadt. Das Fachwerkhaus war Teil eines alten Kellergutes. Das wiederum wurde schon um 1200 eingerichtet – mit Weinhängen mitten in der Stadt. Die Bebauung der Horst setzte aber erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts richtig ein. Der Weingarten wurde in Parzellen geteilt und bebaut. Bis Ende des 16. Jahrhunderts war daraus ein Wohnviertel geworden. Und dort lebten wichtige Bürger – Ratsherren und Bürgermeister wohnten ebenso hier, wie Gerichtsfron Arnd Palster. Zwölf Häuser und eine Scheune zählte das 1818 erstellte erste Kataster.

Ein Gebäude war das heutige Einhorn. Dass hier keine armen Leute gelebt haben dürften, erkennt Denkmalpfleger Jürgen Uphues am Hausbrunnen. Der war nicht nur wie häufig im Keller zu finden, sondern reichte nach oben bis in die erste Etage. „Das war schon die Luxusvariante eines Brunnens“, lacht Uphues. Immerhin mussten Hausherr und -dame das Wasser so nicht aus dem Keller nach oben schleppen. Noch heute sieht man die Reste des Brunnens im Gastbereich von Moncef ben Zaieds Gaststätte. „Wenn es länger regnet, dann steigt das Wasser im Brunnen auch noch ordentlich nach oben“, weiß der 44-Jährige.

Lokal mit Wohlfühlatmosphäre

Er betreibt das Einhorn seit drei Jahren. Den Namen prägte aber ein anderer: Martin Fels, der das Lokal von 1986 bis 2001 führte. In der Hochzeit, so berichtete er, servierte er „in sechs Wochen rund 300 gebratene Gänse, 1400 Kilo. Jetzt führt Moncef ben Zaied das Traditionslokal unter altem Namen weiter. Und für ihn war es Liebe auf den ersten Blick. „Ich brauchte gar keine Besichtigung“, sagt er und schwört auf die „Wohlfühlatmosphäre“ – auch in seinen Wohnräumen, direkt über der Gaststätte. Dort merkt er auch die alten Hausstrukturen: „Wenn wir unten Musik anhaben, hört man draußen fast nichts, aber drinnen schallt es durch die Balken hoch.“

Damit das Haus ein Schmuckstück werden konnte, war eine Menge Arbeit und Geld notwendig. Für 1,3 Millionen D-Mark wurde Horst 3 im Jahr 1985 renoviert und das Erdgeschoss zur Gaststätte. Aber schon vorher war das Gebäude mehrfach umgebaut worden, beherbergte mal einen Kolonialwarenladen, mal einen Viehzuchtbetrieb. Übrigens folgte man damit ganz der Tradition vergangener Jahrhunderte. Denn schon damals waren die Häuser des alten Kellerguts nicht abgerissen, sondern umgenutzt worden – von der Wohnung zur Scheune und umgekehrt. Trotzdem ist Horst 3 eines von nur zwei Häusern des alten Quartiers, das noch steht. Denn bei einem Bombenangriff im März 1945 wurden fast alle Häuser zerstört. 30 Jahre lang lag die Fläche brach, bevor sie 1970 neu erschlossen wurde.