Hattingen. Im Altenheim St. Josef in Hattingen sind mehr als die Hälfte der Bewohner und Mitarbeiter infiziert. Das sagen Gesundheitsamt und Heim dazu.

Die Situation im Altenheim St. Josef entwickelt sich dramatisch: 19 Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtung an der Brandtstraße sind bisher im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben. Dazu steigt die Zahl der Infizierten immer weiter. Die Hälfte der Bewohner und Mitarbeiter ist inzwischen betroffen.

"Nach Hinweisen auf einen Corona-Ausbruch haben wir am 11. Dezember 2020 erstmals alle Personen im Altenheim St. Josef getestet", berichtet Astrid Hinterthür auf Anfrage der WAZ. Sie leitet den Corona-Krisenstab des Ennepe-Ruhr-Kreises. Damals sei das Virus bei 37 Bewohnern und 16 Mitarbeitern festgestellt worden.

"Die Zahlen steigen kontinuierlich"

Seitdem werden die Testungen im Wochenrhythmus wiederholt. Ergebnis: "Die Zahlen steigen kontinuierlich", sagt Hinterthür.

Bei den Untersuchungen am 30. Dezember seien 87 Bewohner und 69 Mitarbeiter positiv getestet worden. 156 Betroffene also in einem Heim, in dem normalerweise 150 Pflegekräfte 108 Senioren betreuen. Das Ergebnis der Testung vom 6. Januar liegt erst am Freitag vor.

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Hubert Röser hat andere Zahlen. "Bei den Tests am 30. Dezember wurden 57 infizierte Bewohner und 57 infizierte Mitarbeiter festgestellt, also zusammen 114", sagt der Pressesprecher der Theresia-Albes-Stiftung, die das Altenheim St. Josef betreibt. "Ich kann mir diese Differenz nicht erklären."

Wer ist betroffen? Wie verliefen die Kontakte?

"Wir sehen die Entwicklung im Altenheim St. Josef mit großer Sorge", sagt Astrid Hinterthür. Vorwürfe will sie damit nicht verbinden. "Die Zusammenarbeit mit der Theresia-Albers-Stiftung, die das Haus betreibt, ist gut. Wir stehen in ständigem Kontakt und hören, dass alles umgesetzt wird, wie wir das besprochen haben."

Bei einem Ausbruch gehe es zunächst um die Bestandsaufnahme, erklärt die Leiterin des EN-Krisenstabes den Fahrplan zur Eindämmung von Corona. Wer ist betroffen? Wie verliefen die Kontakte?

Demenz ist ein großes Problem

Dann würden alle getestet, Infizierte isoliert, Stationen geschlossen oder verlegt, Besuchsverbote und Aufnahmestopps verhängt, Mitarbeiter nachgeschult, vor allem in Sachen Hygiene.

Das scheint das größte Problem zu sein. „Gerade auf den Stationen mit Bewohnern, die an Demenz erkrankt sind, ist das sehr schwierig“, weiß Amtsärztin Dr. Sabine Klinke-Rehbein. Sie hätten einen großen Bewegungsdrang, suchten Körperkontakt und man könne ihnen die Folgen der Pandemie meist nur schwer erklären.

Intensivmediziner warnt vor Personalmangel

Für Prof. Ulrich Kampa ist die angespannte Personallage ein weiterer Grund. "Wenn so viele Mitarbeiter infiziert und in Quarantäne sind, ist die Betreuung der Bewohner ein Riesenproblem", sagt der Intensivmediziner.

"Es gibt dann nicht mehr genügend Mitarbeiter, die dem 90-jährigen Heimbewohner mit Herzproblemen und einer Lungenentzündung ständig die Maske wieder aufsetzen, die der sich herunterzieht, um besser atmen zu können.“

„Wenig Personal sorgt für große Hygieneprobleme"

Der Infektionsschutz sei nicht mehr gewährleistet. Neben dem Stammpersonal fielen in diesen Zeiten ja auch noch die Ehrenamtlichen und Praktikanten weg, die sich sonst zusätzlich um die Senioren kümmern. „Wenig Personal sorgt für große Hygieneprobleme. Dieser Zusammenhang ist unbestritten“, erklärt Ulrich Kampa.

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"Wir tun nach wie vor alles dafür, unseren Bewohnern die Situation so sicher und angenehm wie möglich zu machen", bekräftigt Hubert Röser. Man habe die Lage im Griff.

Hoffen auf die neuen Testergebnisse

"Natürlich haben wir Einschnitte beim Personal", räumt er ein. "Seit dem Ausbruch Mitte Dezember sind wir in ständigem Gespräch mit den Kreisbehörden. Dabei geht es auch darum, welche Mitarbeiter wir wie einsetzen und auf welche Dienstleister wir zurückgreifen können."

Große Hoffnungen verbindet Hubert Röser mit den Ergebnissen der Testungen vom 6. Januar, die am Freitag vorliegen sollen. "Ich bin sicher, dass dann weitere Mitarbeiter wieder in den Dienst zurückkehren können."

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