Hattingen. Die Entwicklung der Hattinger Schullandschaft bis 2025/26 hat die Gebit Münster im Auftrag der Stadt untersucht. Das sind die wichtigsten Punkte:

Ein Umzug der Realschule Grünstraße ins Schulzentrum Holthausen rückt in weite Ferne. Dies ist eins der Ergebnisse aus der Untersuchung für die Hattinger Schullandschaft bis 2025/26. Eine weitere Kernbotschaft des Organisationsberaters Gebit aus Münster: Angesichts steigender Schülerzahlen fehlt es vielen Schulen an Raum.

Insbesondere an den Grundschulen werde es in den kommenden Jahren eine stark steigende Gesamtschülerzahl geben, so Elke Bruckner (Gebit), die im Auftrag der Stadt Hattingen die Schulentwicklung untersucht hatte. Auf dem Höhepunkt der Entwicklung, 2023/24, prognostiziert sie 1949 Grundschüler in insgesamt 86 Klassen. Aktuell gibt es an den neun Grundschul-Standorten 1790 Schüler in 76 Klassen.

Alt-Blankenstein kann nur alle vier Jahre eine zweite Eingangsklasse aufnehmen

Die einzügige Grundschule Alt-Blankenstein kann laut Bruckner von den Raumkapazitäten her aber nur alle vier Jahre eine zweite Eingangsklasse aufnehmen. Angesichts der jetzt schon überstarken Nachfrage würden dort, "auch in den nächsten Jahren Schüler abgelehnt werden müssen". Gegebenenfalls mache eine "weitgehend multifunktionale Nutzung von Schul-und Betreuungsräumen aber die Aufnahme weiterer Klassen möglich".

Wenn nicht, habe dies Folgen für die Erik-Nölting-Grundschule. Als nächstgelegene Schule würde diese durch die Aufnahme der in Alt-Blankenstein nicht unterkommenden Kinder bis 2023/24 auf elf Klassen anwachsen. Wobei am Standort dann gegebenenfalls eine Umnutzung der Hausaufgabenbetreuung und der Bürger-Bücherei zu erwägen sei.

Auch an der Grundschule Bredenscheid gibt es räumlich einen Engpass

"Einen Engpass", sagt Elke Bruckner, gebe es auch an der Grundschule Bredenscheid. Wie in Alt-Blankenstein werde die Stadt auch bei diesem stark nachgefragten Standort "nicht um eine Beschränkung der (Ein-)Zügigkeit herumkommen". Maximal alle vier Jahre könne eine zweite Eingangsklasse gebildet weden, bei Nutzung der Schülerbücherei auch alle zwei Jahre. Anders als in Alt-Blankenstein würden die abgelehnten Schüler sich aber auf andere Grundschulen verteilen, so Bruckner, keine komme aufgrund von Ablegungen in Bredenscheid an eine Kapazitätsgrenze.

Ohnehin sieht die Gebit auf die übrigen Grundschulen keine größeren Platzprobleme zukommen - zumindest nicht, wenn derzeit noch von Externen genutzte Räume wieder für die Schulen nutzbar wären. Teils sieht Bruckner aber dringenden Sanierungsbedarf (Grundschule Weiltor, Alt-Blankenstein). An regt sie zudem die Einrichtung einer Ganztagsklasse an der Grundschule Niederwenigern, für die Grundschule Heggerfeld mittelfristig eine Dreizügigkeit.

Für die Gesamt- oder die Realschule schlägt die Gebit eine Erhöhung der Zügigkeit vor

Was die weiterführenden Schulen betrifft, so setze sich das Raumproblem hier fort. Für die Gymnasien schlägt Bruckner mit Blick auf die steigenden Schülerzahlen im Zuge von G9 dabei eine rechtzeitige Planung von Aus-, An- und Umbauarbeiten vor, für die Gesamt- oder die Realschule eine Erhöhung der Zügigkeit. Denn: "An den weiterführenden Schulen unterhalb der Gymnasien gibt es in Hattingen ein Kapazitätsproblem." Sie gehe zudem "davon aus, dass die Grünstraße nicht wie noch vor Jahren beschlossen ins Schulzentrum umzieht, da ist für sie zu wenig Platz".

"Es seien ganz wesentliche strategische Fragen gestellt worden", sagt Schuldezernent Matthias Tacke nach Bruckners Präsentation. Ausschussmitglied Maria Schomacher (Grüne) formuliert es derweil so: "Es ist ist sehr deutlich geworden, wo in dieser Schullandschaft der Schuh ganz heftig drückt."

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Politik muss wichtige Schulentscheidungen treffen

Zugegeben: Ein Schulentwicklungsplan ist kein starres Gebilde, er basiert auf Prognosen. Dass in Hattingen die Zahl der Schüler deutlich ansteigen wird, ist aber klar. Die Politik muss dabei entscheiden: Wo kommen diese alle unter?

Wichtige Entscheidungen für die (nahe) Zukunft kommen damit auf die Politiker zu, eine andere wichtige haben sie bereits am Dienstag Abend gefällt: Nachdem das Schulamt drei Widersprüchen gegen die Ablehnung an der Grundschule Alt-Blankenstein stattgab, nahmen sie ihre Entscheidung zur Begrenzung der Eingangsklasse auf 26 Schüler wenn auch zähneknirschend zurück.

Friedhelm Knippel (Die Linke), der als einziger dagegen votierte, befürchtet nun eine Widerspruchs-Sogwirkung. Angesichts der auch für die kommenden Jahre prognostizierten Übernachfrage an der Grundschule Alt-Blankenstein wie auch der in Bredenscheid wohl nicht ganz zu Unrecht.

Die Politik sollte daher darauf drängen, dass eine Lösung gefunden wird, die solche für alle Beteiligten belastenden Verfahren verhindert. Und genauestens schauen, ob eine für die zwei Grundschulen laut Schulentwicklungsplan räumlich unmögliche Zweizügigkeit zumindest vorübergehend nicht doch möglich gemacht werden kann.