Hattingen. Der Förster erklärt zum Tag des Baumes, warum in Hattingen viele Buchen sterben. Beim Waldbrand brannte eine Fläche groß wie der Schulenbergwald.

Heute ist internationaler Tag des Baumes. Eigentlich würde Förster Thomas Jansen heute mit der Gewinner-Klasse der Waldolympiade die Robinie, den Baum des Jahres, pflanzen. Wegen der Corona-Lage hat der Wald-Experte die Veranstaltung aber streichen müssen. Stattdessen blickt er mit Sorge auf den Wald.

Robinie ist Baum des Jahres

Den Laubbaum Robinie nennen Jansen und seine Kollegen einen „Fremdländer“. Sie stammen ursprünglich aus anderen Regionen der Welt, haben sich hierzulande aber etabliert. Die Robinie (auch Scheinakazie genannt) kommt mit ihren weißen, hängenden Blütenständen auch vereinzelt in Hattingen vor und stammt aus Nordamerika.

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Wie die Fremdländer Roteiche und Douglasie eignen sich die Gehölze für die Aufforstung eines klimastabilen Waldes. Denn: Die Arten brauchen wenig Wasser. Nicht allein die zwei vergangenen Sommer machen dem Wald zu schaffen, weiß Jansen. Das Problem seien auch die regenarmen Frühjahrsmonate der vergangenen zehn Jahre. „Selbst wenn man Bäume pflanzt, die mit wenig Wasser auskommen, brauchen junge Bäume im Frühjahr, wenn sie Blätter bilden, Wasser“, erklärt er das Problem. Die Bodenspeicher haben sich durch den nassen Winter etwas gefüllt, aber der Oberboden, dort wo Jungbäume wurzeln, sei „knochentrocken“.

So viele Buchen gefällt wie nie

In den staubtrockenen oberen Bodenschichten haben junge Bäume Probleme, sich mit Wasser zu versorgen.
In den staubtrockenen oberen Bodenschichten haben junge Bäume Probleme, sich mit Wasser zu versorgen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Nicht allein für frisch gepflanzte Bäume ist die Trockenheit ein Problem. Jansen sorgt sich vor allem um die Buchen, die etwa 50 Prozent des Baumbestands ausmachen. Seit Mitte vergangenen Jahres habe er so viele abgestorbene Buchen fällen müssen, wie sonst insgesamt Bäume in einem Jahr in Hattingen und Sprockhövel zusammen.

Dabei hat es Jansen mit einem Dilemma zu tun: Weit über die Hälfte der Buchen in Hattingen sind sehr alt – über 100 Jahre – und sie wachsen in Nachbarschaft zu anderen Bäumen, die sich gegenseitig schützen. Stirbt einer dieser Bäume nun ab und gefährdet die Sicherheit der Waldbesucher, muss Jansen den Baum entfernen. Die umliegenden Buchen werden plötzlich sehr viel mehr Sonneneinstrahlung ausgesetzt, was Stress erzeugt und sie anfällig für Krankheiten macht. Ein Domino-Effekt entsteht.

Borkenkäfer und hohe Waldbrandgefahr

Borkenkäfer haben es vor allem auf die Fichten abgesehen. Hattingen ist davon nicht so stark betroffen wie andere Regionen, etwa zehn Prozent, 150 bis 200 Hektar sind mit ihnen bewaldet. Das Sterben der Fichten sei vor allem ein wirtschaftlicher Schaden für die Waldbauern. Die Population der Käfer wird mindestens noch ein Jahr steigen und damit das Fichtensterben.

Käfer und Fichten

Kupferstecher und Buchdrucker heißen die zwei Borkenkäfer-Arten, die seit zwei Jahren für Furore sorgen und die Fichten schädigen. Die Bezeichnungen gehen tatsächlich auf die alten Berufsbilder zurück und beziehen sich auf die Brutbilder. Das des Buchdruckers ist grob im Gegensatz zu dem feinen, filigranen Gebilde des kleineren Kupferstechers.

Dass Waldbesitzer Fichten anbauen, sei eine direkte Folge des Zweiten Weltkriegs, so Jansen. Damals gab es nach dem Krieg viele Kahlflächen, da Wald für die Rüstungsindustrie gerodet wurde. Für die Aufforstung waren Kiefer oder Fichte häufig die einzigen Möglichkeiten.

Besorgniserregend sei außerdem die Waldbrandgefahr, die ist „akut hoch“. „In Gummersbach ist Wald in der Größe des Schulenbergwaldes abgebrannt“, so der Förster. Rauchen im Wald, „Busch-Camping“ am Waldrand inklusive Grillen – all das ist verboten, um die Gefahr zu verringern. Selbst Glasscherben und achtlos entsorgte Flaschen können ein Feuer entfachen. „Das Material am Boden ist sehr trocken und kann sich leicht entzünden“, warnt Jansen.