Hattingen. In Hattingen sind die Oberböden wieder gut durchfeuchtet. Die Talsperren sind voller als noch vor einem Jahr. Naturführer muss Fische retten.
Groß war der Ruf nach Wasser nach dem Sommer 2019. Landwirte, Förster und Fachleute schlugen Alarm. Inzwischen sieht es wieder gut aus in Hattingen mit der Wasserversorgung. Die Talsperren sind derzeit laut Ruhrverband zu 94 Prozent gefüllt.
Das sind acht Prozent mehr als im gleichen Zeitraum in 2019. Damit sieht Markus Rüdel, Sprecher des Ruhrverbands, das Wasserangebot in 2020 auch in Hattingen gesichert. Dass die Talsperren nicht ganz gefüllt würden, liege daran, dass „wir einen Hochwasserschutzraum bis Mitte/ Ende April frei halten müssen“, erklärt er.
Nach der Sommer-Trockenheit hat der Regen in Hattingen die Oberböden durchfeuchtet
„Nach den Regenfällen jetzt ist die Lage nicht mehr so dramatisch wie vor zwei Monaten“, sagt Förster Thomas Jansen vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW, zuständig für die Wälder in Hattingen. Er ist sich sicher, dass die Oberböden bis zu zehn Zentimeter inzwischen durchnässt seien.
Besonderheiten der Ruhr laut Ruhrverband
Der Ruhrverband informiert auf seiner Homepage über die Ruhr und ihre Besonderheiten.
I n ihrem Unter- und Mittellauf ist die Ruhr stark durch Stauhaltungen und Trinkwassergewinnungsanlagen überprägt. Über einen großen Teil ihrer Lauflänge unterliegt sie der Wasserkraftnutzung. Ab Meschede ist der Abfluss der Ruhr talsperrenbeeinflusst.
Bis in welche Tiefe die Böden aber inzwischen wieder mit Wasser versorgt seien, könne er nicht absehen. „Ich buddele ja nicht so tief. Ich kann also nur hoffen, dass die Böden ausreichend durchfeuchtet sind.“ Für jüngere Bäume, deren Wurzeln nicht so tief reichten, würde Wasser in den oberen Bodenschichten reichen. Für ältere, deren Feinwurzeln in ein bis zwei Metern Tiefe lägen, müsste der Boden eben bis weiter unten nass sein.
Grundwasserneubildung vollzieht sich langsamer
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„Sehr gut versorgt“ seien inzwischen die Oberböden inzwischen nach dem trockenen Sommer, sagt auch Landwirt Peter Oberdellmann. Aber: „Weiter unten ist die Versorgung noch nicht wieder auf Normalzustand.“ Denn die Grundwasserneubildung vollziehe sich langsamer. „Das ist ein stetiger Prozess. Und der war in den letzten zwei Jahren nicht möglich. Das ist auch ein Grund, warum der Spiegel in der Vergangenheit überall gesunken ist.“
Das Auffüllen des Grundwasserspiegels sei nicht mit der Brechstange zu erreichen. „Nach dem Motto: Viel hilft viel.“ Der Boden sei ein Filter für das Wasser. „Das braucht Zeit.“ Auch wenn der Oberboden gesättigt sei und das Regenwasser teils in den Senken stehen bleibe. „Aber das ist immerhin schon mal gut“, zeigt er sich optimistisch.
Frühjahrsarbeiten auf Feldern sind wegen des Regens derzeit nicht möglich
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Und auch wenn es im Lied heiße „im Märzen der Bauer“, so sei an Frühjahrsarbeiten auf dem Feld derzeit nicht zu denken. „Dazu sind die Böden zu nass, sie sind nicht befahrbar. Die Reifen würden die Bodenstruktur langfristig zerstören“, erklärt er.
Normalerweise würde er jetzt etwa mit den Frühlingsarbeiten starten. „Aber da kann man wirklich nicht nach dem Kalender gehen. Ich erinnere mich, dass, als wir vor zwei Jahren die Aktion am Rathaus starteten, der Boden noch knüppelhart gefroren war. Da geht dann auch nichts.“
Naturführer Martin Maschka hat Fische von den Ruhrwiesen gerettet
Naturführer Martin Maschka sieht dem Sommer 2020 beruhigt entgegen. „Im Moment gibt es viel Wasser. Das ist eine gute Voraussetzung.“ Er hatte jetzt bei dem abfließenden Hochwasser eher ein anderes Problem: „Ich musste Hunderte von Fischen auf den Ruhrwiesen einfangen und ins Wasser bringen, die sonst verendet wären. Das ist dann die andere Seite.“