Hattingen. Die Robinie ist Baum des Jahres 2020. Die Biologische Station im EN-Kreis erklärt, warum sie eine Alternative zu Tropenholz und Honigquelle ist.

Jedes Jahr werden kleine und große Lebewesen zu beispielhaften Exemplaren ihrer Art erklärt. So gibt es eine Mikrobe und auch einen Einzeller des Jahres, natürlich den Vogel des Jahres und viele Tiere mehr. Und auch in der Pflanzenwelt werden diese Titel vergeben. Zum Beispiel an den Baum des Jahres – die Robinie.

In der Pflanzenwelt werden zahlreiche Jahresehrungen ausgegeben. Von der Alge bis zum Baum, im Wasser und an Land. Sogar ein Pilz und ein Boden, eine Flusslandschaft, ein Waldgebiet und eine Pflanzengesellschaft des Jahres, werden von verschiedenen Organisationen gewählt.

„Akazien-Honig“ aus Robinien-Blüten

So sehen die Blätter der Robinie aus.
So sehen die Blätter der Robinie aus. © Andreas Mangen

Häufig werden Arten und Lebensräume gewählt, die besonders bedroht sind. Manchmal sind es aber auch „Allerweltsarten“, die sonst wenig Beachtung finden und die vielleicht gerade deshalb auf lange Sicht gefährdet sind. Mit der Wahl möchten die Organisationen die Aufmerksamkeit auf diese Arten und Lebensräume lenken, über sie informieren und so für ihren Schutz und Erhalt werben. Das Motto „Man schützt nur, was man kennt“, spielt dabei sicherlich eine Rolle. Darüber hinaus ist es immer eine spannende Möglichkeit, etwas Neues über die Natur zu erfahren.

Unter den größeren Gewächsen wurde die Robinie zum Baum des Jahres gewählt. Sie wird auch Scheinakazie genannt, weil ihre Blätter denen einer echten Akazie ähneln. Wirklich verwechseln kann man sie aber nicht. Die Blüten beider Arten sind sehr verschieden, und Akazien wachsen bei uns nicht außerhalb der Gewächshäuser Botanischer Gärten. Daher stammt auch der hier verkaufte „Akazien-Honig“ von Robinien-Blüten.

Robinie gilt in Deutschland als invasive Art

Die ursprüngliche Heimat der Robinie ist Nordamerika, wo sie sich als eine der ersten auf Brand- oder Windwurfflächen ansiedelt. In Nordamerika, nicht aber bei uns, wird sie auf diesen Flächen dann allmählich von anderen Baumarten verdrängt. In Deutschland wird die Robinie dagegen als invasive Art eingestuft, auch, weil sie die Fähigkeit besitzt, selbst auf kargen Böden gut zurecht zu kommen.

Das verdankt sie dem Zusammenleben mit sogenannten Knöllchen-Bakterien an ihren Wurzeln. Diese fixieren den für das Pflanzenwachstum wichtigen Stickstoff aus der Luft und geben ihn an die Pflanze weiter. Dadurch reichern Robinien aber auch Stickstoff im Boden an, was aus Sicht des Naturschutzes an selten gewordenen mageren Standorten nicht wünschenswert ist.

Alternative zu Tropenholz

Weil die Robinie schnell wächst und recht hitze- und salztolerant ist, wird sie wieder häufiger als Stadtbaum gepflanzt. Bei uns findet man sie stellenweise noch entlang von (ehemaligen) Eisenbahnlinien, wo sie zur Hangsicherung angepflanzt wurde.

Robinienholz ist übrigens eine gute Alternative zu Tropenholz, etwa für Zaunpfähle, Gartenmöbel und alles, was jahrelang Wind und Wetter ausgesetzt sein soll. Ohne Imprägnierung ist kein anderes europäisches Holz so resistent. Aber Achtung: Steht ‚Akazie‘ auf dem Etikett des Gartenstuhls, ist er aus Tropenholz. Robinie ist auch als Robinie gekennzeichnet.

Turteltaube ist Vogel des Jahres

Im Tierreich werden jedes Jahr, unter anderem, eine Wildbienen- und eine Libellen-Art des Jahres auserkoren. Auch einem Fisch und einer Reptilien-Art wird die Ehre zuteil. Am bekanntesten ist vielleicht die Kategorie „Vogel des Jahres“, die jedes Jahr vom Nabu und dem Landesbund für Vogelschutz bekannt gegeben wird.

Der Grüne Zipfelfalter ist Schmetterling des Jahres 2020. Diese Schmetterlingsart gibt es in Deutschland nicht mehr so häufig.
Der Grüne Zipfelfalter ist Schmetterling des Jahres 2020. Diese Schmetterlingsart gibt es in Deutschland nicht mehr so häufig. © dpa | Walter Schön

In diesem Jahr fiel die Wahl auf die zierliche Turteltaube, ein Symbol für Liebe, Glück und Frieden, deren Bestände allerdings massiv zurückgegangen sind. Vermutlich sind Lebensraumverlust und die Bejagung auf dem Zug die Hauptursachen dafür, dass es dem Vogel immer schlechter geht.

Bedrohter Schmetterling des Jahres

Der Einzeller des Jahres ist übrigens ein Dinoflagellat namens Dinophysis acuta. Der Schmetterling des Jahres, der Grüne Zipfelfalter, gehört trotz seiner Farbe zu der Schmetterlingsfamilie der Bläulinge. Und obwohl er keine besonderen Ansprüche an den Lebensraum stellt, ist er regional stark gefährdet, im Bergischen Land sogar bereits ausgestorben.

Derzeit nicht gefährdet ist das Moos des Jahres, das Schöne Federchenmoos.

Welche „Natur des Jahres“ es in diesem Jahr in den einzelnen Kategorien geworden ist und wer sie warum ausgewählt hat, kann man in einer Übersicht auf der Internetseite des NABU, unter dem Stichwort „Natur des Jahres 2020“ nachlesen.

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