Hattingen. Hattingen hat jetzt ein Denkmal, das an die Henrichshütte und seine Arbeiter erinnert: Egon Stratmann enthüllte seine Skulpturen in Welper.
Die Hütte hat Hattingen geprägt. 133 Jahre Stahlgeschichte, die haben ihre Spuren hinterlassen – emotionale, klar, aber stets auch gegenständliche, etwa durch den markant in die Höhe ragenden Hochofen. Und jetzt gibt es neue Kunst im öffentlichen Raum, die die Erinnerung an die Stahlstadt wachhält: Künstler Egon Stratmann hat seine Skulpturen „Zwei Schmelzer“ – August und Rainer – auf dem Marktplatz an der Thingstraße in Welper enthüllt und der Öffentlichkeit übergeben.
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Es ist der Morgen des 18. Dezember 1987, als die Hochöfner Eckhard Preuß und Dieter Straube den letzten Abstich durchführen, der Hochofen der Henrichshütte zum letzten Mal aufstöhnt – und das letzte flüssige Eisen aus Hattingen in die Torpedopfannenwagen hineinfließt. Zeitsprung: Es ist der Morgen des 18. Dezember 2019, als die Stadt endlich ein Denkmal an ihre historisch wohl prägendste Zeit bekommt – erdacht, erkämpft und erarbeitet von einem Mann, der sein Leben lang eng mit der Hütte verbunden ist: Egon Stratmann.
Das Hüttenfeuer brennt noch immer in Egon Stratmann
Das Hüttenfeuer brennt in ihm. Noch immer. Das spürt jeder in den ersten Worten, mit denen er seine Verbundenheit ausdrücken will. „Ohne die Hütte wäre ich vielleicht ein Bildchenmaler im Landschaftswesen geworden“, hat er der WAZ zu Beginn des Projekts gesagt, und die Bedeutung von Hochofen und Stahlwerk für ihn unterstrichen. „Die halbe Verwandtschaft hat hier gearbeitet, die Hütte war Hattinger Leben.“
Jetzt erzählt er den gut und gerne 100 Zuhörern vom Schwefelwasserstoff, der hier früher in der Luft lag. „Der Geruch von rohen Eiern – da wusste ich: Ich bin zu Hause!“ Und dann erzählt er aus dem Jahr 1982, als ihm zum ersten Mal gesagt wird, dass es die Hütte in Hattingen vielleicht nicht mehr lange gibt. Seine Reaktion: „Das gibt’s doch nicht, unsere Apotheke für Stahl? Jede Mischung für Stahl wird doch hier gemacht.“ Das Aus folgt 1987.
Im Jahr 2007 hat er die erste Idee für ein Hütten-Denkmal
Im Jahr 2007 hat Egon Stratmann seine erste Idee für ein Denkmal, „aber die Zeit war noch nicht reif“. Zehn Jahre später gibt es die ersten Modelle für die Schmelzer – „und dann lief es!“
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Die Mitstreiter sind alle da, sei es die aus der Wirtschaft, die finanzielle Unterstützungen gegeben haben, die aus der Kultur, die auch organisatorisch mit angepackt haben, seien es die Gewerkschafter und alten Hüttenarbeiter, die emotional helfen. Alt-Metaller Otto König hat eine Träne im Auge, Alt-Bürgermeister Dieter Liebig hört aufmerksam zu. Nein, es ist nicht möglich hier alle zu erwähnen, denen dies zu Herzen geht. Und ja, wenn es um ihre Henrichshütte geht, dann kommen sie alle zusammen.
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Die „Zwei Schmelzer“ stehen jetzt auf dem Marktplatz in Welper – „100, 200, 500 Jahre“, meint Stratmann in seiner Rede. „Oder wie bei Mark Aurel in Rom 2000 Jahre.“ Bleibt die Frage nach August und Rainer, warum gerade ihre Namen? „Weil August Kuhnert und Rainer Sieler, unsere beiden Silbervögel, beim Widerstandskampf immer vorneweggegangen sind.“