Hattingen. Alle nennen den Marktplatz in Hattingen-Welper Marktplatz. Dabei ist dieser populäre Standort so in keinem Straßenverzeichnis zu finden.
Der Marktplatz in Welper trägt einen Namen, den er nicht hat. „Jeder würde ihn unter diesem suchen, aber nicht finden“, sagt Stadtarchivar Thomas Weiß.
In den Verzeichnissen läuft er unter „Thingstraße“. Doch selbst im Stadtarchiv führt Weiß ihn unter „Marktplatz Welper“ – mit dem handschriftlichen Zusatz „keine offizielle Bezeichnung“.
Marktplatz in Hattingen-Welper ist als Versorgungsplatz entstanden
Entstanden ist er als Versorgungsplatz. „Am 1. Mai 1943 gab es hier den ersten Markt, weil man die Bewohner der selbstständigen Gemeinde Welper versorgen musste“, erklärt Weiß. Da Lebensmittel während der Kriegszeiten rationiert waren, konnte man nicht mehr so einfach zum Händler seiner Wahl gehen und dort nach Belieben einkaufen. So wurden denn auch die Einwohner von Welper vom Gemüsemarkt in Hattingen verwiesen. Das brachte den Markt immer mittwochs auf der Spielwiese an der Roonstraße hervor – denn einen wirklichen Platz gab es noch nicht.
Stadtumbau West und Stadtumbaubüro
Mit dem Bund-Länder-Förderprogramm Stadtumbau West soll den Auswirkungen des demografischen, wirtschaftlichen und sozialen Wandels in den Kommunen begegnet werden.
In Hattingen profitiert der Stadtteil Welper von diesem Programm finanziell. Im August erschien der Sachstandsbericht „Stadtumbau Hattingen Welper“ mit Maßnahmen und Projekten. Er ist auf der Homepage der Stadt abrufbar. Das Stadtumbaubüro ist in Welper Im Welperfeld 23 und erreichbar unter 0 23 24 967 66 91, Email: info@stadtumbau-welper.de.
„Die Siedlung Haidchen lag gleich an der Hütte. Als sie voll war, wurde die Gartenstadt gebaut. Um den Zwischenraum zu schließen, entstand hier eine Mitte.“ Kirche, Friedhof, Verwaltung, Gemeindeamt: Auf dem leeren Platz war Gemeindeleben geplant.
1954 wird die Thingstraße zu einer modernen Geschäftsstraße ausgebaut
1954 dann wird die Thingstraße in Welper zu einer modernen Geschäftsstraße ausgebaut – mit Post- und Sparkassengebäude. „Das komplettierte das Gemeindezentrum“, so Weiß. 1955 gibt’s Planierungsarbeiten unterhalb der Moltkestraße.
Der Rat der Stadt beschließt Ende 1966, der Gartenstadt Hüttenau für die Bebauung des Marktplatzes Welper ein Darlehen zu gewähren – für einen Geschäfts- und Wohnhaus-Neubau, ein dreigeschossiges Gebäude mit Geschäftslokalen im Erdgeschoss und 18 Wohnungen mit je einer Größe zwischen 63 und 77 Quadratmetern in den Obergeschossen. Und so bekommen die Welperaner auch einen 1800 Quadratmeter großen Verbraucher-Großmarkt. Er eröffnet am 28. Oktober 1967 an der Thingstraße – und soll verhindern, dass „Hausfrauen in die nahen Großstädte abwandern“, heißt es in einem Pressebericht. Auch Parkplätze gibt es jetzt einerseits in einer Tiefgarage, andererseits auf dem Marktplatz – und der Wochenmarkt hat eine sichere Bleibe.
Die Initiative, dem Platz einen Namen zu geben, scheitert
Mitte 1987 soll der Platz endlich einen Namen bekommen. Dafür setzt sich die Interessengemeinschaft Welper mit einem Bürgerantrag ein. Sie will ihn nach dem Amtmann Friedrich Wilhelm Karl Thiel benennen, dem Gründer der Wohnungsbaugesellschaft Gartenstadt Hüttenau. Doch 1988 ist endgültig klar, dass der Platz namenlos bleibt.
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Die Begründung des Beschwerdeausschusses der Stadt: Die Bezeichnung Marktplatz habe sich eingebürgert, die Umbenennung wäre mit Schwierigkeiten für die Anwohner und Geschäfte verbunden, die die Anschrift Thingstraße hätten. 1988 gibt es Ärger über von der Stadt aufgestellte acht große Altglas- und Papier-Container. Vermüllt sieht der Platz oft aus, klagen Anwohner.
Umbau des Platzes hat die Belebung als Ziel
1996 macht sich der Wille breit, den Marktplatz zu beleben, ihn umzugestalten. Eine Sache ist schnell klar: Wenn es zu einer Neugestaltung kommt, wird der Platz auch künftig Parkplatz bleiben. 1999 folgt ein großer Umbau des Platzes für 1,35 Millionen Deutsche Mark. Eingeweiht wird er am 7. August 1999 mit einem Volksfest. 2002 stockt die Gartenstadt Hüttenau das Marktplatzgebäude über Rewe um ein Geschoss auf.
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An die Hüttenschließung vor 30 Jahren könnte der „Schmelzer“, eine Skulptur von Egon Stratmann, auf dem Platz erinnern, so die Idee 2017. Sie scheiterte – am Geld. Zehn Jahre vorher hatte es bereits einen erfolglosen Vorstoß gegeben, die Plastik „Umschlossene Räume“ von Karl Prasse aufzustellen. Heute gibt es eine Bücherzelle der Mercator-Stiftung auf dem Platz, sagt Weiß. Die „Skulpturengruppe Schmelzer Welper“ von Stratmann soll demnächst doch in Welper aufgestellt werden – mit Mitteln von Sponsoren und dem Land. Zum Marktplatz äußert Weiß: „Bis heute brummt da nicht das Leben. Wenn ich da an Plätze in Italien denke, wo es rappelt, wo das Leben ist . . .“
Mit Mitteln aus dem Stadtumbau West sollen Platz und Umgebung attraktiver werden
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Vielleicht bringt der Stadtumbau West jetzt die gewünschte dauerhafte Belebung, es gibt ein eigenes Stadtumbaubüro. Der Bestand ist analysiert, Bürger beteiligten sich.
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Das Ziel: Die Thingstraße attraktiver zu machen. Der Entwurf, der ab 2020 umgesetzt werden soll, sieht modernes Material und Straßenbäume vor. Ein verkehrsberuhigter Geschäftsbereich soll die Fußgängerfreundlichkeit erhöhen. Durch „Anpassungen im Straßenraum“, so der Plan, entstehen „neue Räume, die zu Plätzen gestaltet werden sollen“. Unklar ist, ob die dann einen Namen bekommen.