Hattingen. Seit Januar dürfen Radfahrer in Randzeiten in der Fußgängerzone in Hattingen fahren. An die Beschränkung am Tag hält sich kaum jemand.
Die Hattinger Innenstadt ist seit Januar teilweise für Radfahrer freigegeben. Zwischen 19 und 9 Uhr dürfen die beispielsweise durch die Fußgängerzone fahren. Die Stadt möchte ein Jahr lang Erfahrungen sammeln, um dann die Situation neu zu bewerten. Die Hattinger selbst sehen bisher aber keinen großen Vorteil durch die Regelung. Viele scheinen sich auch nicht an die Vorgaben zu halten.
Schöne Radwege in der Umgebung
"Man muss hier mitunter echt aufpassen, dass man nicht überfahren wird‘‘, findet Melanie Szumigala (42), Inhaberin des Lotto Toto-Ladens am Obermarkt. "Es gibt sehr schnelle Fahrer. Dass sich überhaupt jemand an die Beschränkung hält, ist mir nicht aufgefallen“, kritisiert sie. Denn Sinn der Beschränkung zweifelt sie deshalb an: „Um Steuergelder einzusparen, hätte man Beschränkungsschilder also auch genauso gut weglassen können. Es geht ja nicht nur um die Fahrradfahrer, sondern auch um Longboards, Skateboards und Roller, die mitunter viel zu schnell durch die Innenstadt fahren.‘‘
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"Ich bin selbst Fahrradfahrer und verstehe die Aufruhr nicht so ganz", sagt Walther Schäfer (72). "Ich fahre schließlich vorsichtig, langsam und gefährde keine Fußgänger. Deshalb finde ich es gut, dass Fahrradfahren in der Innenstadt mittlerweile teilweise erlaubt ist“, meint er. Um schneller zu fahren, gebe es in Hattingen und Umgebung genug schöne Radwege.
Schilder als unnötig empfunden
„Es gibt natürlich immer Raser – die findet man aber auch unter den Autofahrern. Wenn sich allerdings sowieso niemand an die zeitliche Beschränkung des Fahrradfahrverbotes hält, und ich habe nicht den Eindruck gewonnen, dass dies jemand tut, seitdem es die Schilder gibt, finde ich diese unnötig.‘‘
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Für Matthias Höfer (38) sind Fahrräder in der Innenstadt immer noch besser als Autos: "Gerade in den heutigen Zeiten, in denen Klimawandel und Umweltschutz heiß diskutiert werden, finde ich es weniger verwerflich, mit dem Fahrrad in der Innenstadt unterwegs zu sein, als mit dem Auto auf der Autobahn.“ Schließlich erzeugten Fahrräder weder Verkehrslärm, noch seien sie umweltschädlich oder besonders gefährlich. „In größeren Städten wie Bochum düsen jetzt alle mit dem Elektroroller herum – das finde ich weitaus gefährlicher“, betont Höfer. Er habe selbst beobachtet, wie ein junger Mann mit einem Elektroroller und ein älterer Herr auf einem Fahrrad an einer Straßenecke zusammengestoßen sind.‘
Fahrradständer fehlen in Hattingens Innenstadt
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"Ich fahre selbst kein Fahrrad, mich stört es aber nicht, wenn Leute es tun, solange sie Fußgänger dabei nicht gefährden", meint Anne Basler (35). "Trotzdem finde ich Fahrräder in der Fußgängerzone eher überflüssig“, sagt sie. Die Beschränkung des Radverkehrs in der Fußgängerzone auf gewisse Zeiten habe sie bisher gar nicht bemerkt. „Die Leute fahren sowieso zu jeder Uhrzeit Fahrrad, unabhängig von dem Verbot außerhalb der Randzeiten. Ich sehe selten jemanden sein Fahrrad durch die Innenstadt schieben. Ob nun irgendwo ein Fahrradverbotsschild steht oder nicht, scheint keine große Rolle zu spielen.‘‘
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Jasmin Walther (35) sieht das Problem eher bei mangelnden Fahrradständern: "Allzu viele Möglichkeiten, sein Fahrrad abzustellen, hat man in der Innenstadt nicht – obwohl ich den Eindruck habe, dass immer mehr Leute heutzutage das Fahrrad als Verkehrsmittel nutzen.“ Auch sie habe sich angewöhnt, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Fahrradständer vermisst sie aber oft: Fahrradständer gebe es zwar an den „Hauptumschlagsplätzen“, wie bei Kaufland oder auf dem Reschop Carré-Platz. Gerade in der Nähe von Restaurants oder Cafés werde es aber oft schwieriger.