Hattingen. . Die Hattinger Fußgängerzone wird probeweise für Fahrräder und die neue Altstadt-Bahn freigegeben. Die WAZ spricht mit den betroffenen Passanten.

Die Freigabe der Fußgängerzone für Fahrradfahrer erhitzt die Gemüter. Die Meinungen der Fußgänger zum Beschluss, den gesamten Bereich von 19 bis 9 Uhr und Randbereiche ganztags befahrbar zu machen, polarisieren. Auch die Meinungen zur Altstadtbahn gehen auseinander.

Knapp ein Drittel der befragten Passanten findet die Idee gut, die Fußgängerzone ab dem Abend für den Radverkehr freizugeben. Viele betonen aber auch, dass es ohne Rücksichtnahme nicht funktionieren wird. „Es ist immer eine Frage der Kommunikation“, bringt Matthias Kormann (57), der für eine noch größere Ausweitung der Zeiten ist, seine Einschätzung auf den Punkt.

Freigabe für Radfahrer ist zu gefährlich

Büsra Ünlü (22) lehnt die Freigabe komplett ab. „Auch in den Abendstunden ist in der Hegger­straße viel los. Ich halte es für zu gefährlich, weil die Straße nicht sehr breit ist.“ Auch die zweifache Mutter Dominika Schulze (34) hält wenig vom Beschluss: „Meine Kinder sollen sich in der Stadt frei bewegen können und nicht an der Hand laufen müssen. Die Fußgängerzone sollte Fußgängerzone bleiben.“

Anders sehen es befragte Passanten, die selbst hin und wieder mit dem Rad unterwegs sind. Vor allem sie finden, dass die Zeiten sogar ausgeweitet werden könnten. Fünf von gut zwei Dutzend Befragten waren dieser Ansicht, so wie Martin Hampel (42). Er ist Rennradfahrer und meint, dass der Weg von der Ruhr nach Holthausen am besten über die Heggerstraße zu befahren wäre. „Die übrigen Wege, die an der Altstadt vorbeiführen, sind mit Schlaglöchern versehen. Die Stadt sollte sich darum kümmern oder die Heggerstraße für Radfahrer zu jeder Zeit befahrbar machen.“

Altstadtbahn weniger gefährlich als Radfahrer

Die Altstadtbahn findet Hampel indes eine absurde Idee. Die Hälfte der Befragten ist ähnlicher Meinung. „Die historische Altstadt kann man damit ja gar nicht erkunden“, meint Renate Sablotny (74). Vor allem für Touristen sei die Idee umgesetzt worden. Eine Stadtführung zu Fuß würden die Befragten den Besuchern viel eher empfehlen. In Bezug auf die Sicherheit in der Fußgängerzone und mögliche Konflikte zwischen Bahn und Passanten glauben drei, dass die Bahn weniger gefährlich sei als rasende Radfahrer. „Die Bahn sieht man sofort und sie fährt sehr langsam“, meint Ursula Schloder (57).

Knapp ein Drittel der Befragten sieht die Einführung der Altstadtbahn positiv. „Die Bahn passt zur Altstadt und sie fährt sehr langsam. Ich sehe da keine Probleme“, findet Anke Krätsch (40).

Passanten schlagen Radwege vor

Die Ruhe in den Randbereichen der Altstadt schätzen einige Passanten und befürchten, dass es damit durch die Freigabe bald vorbei sein könnte. „Es ist so schön ruhig hier und man kann so wunderbar bummeln“, meint Christine Wessels (62), die durch die Kleine Weilstraße schlendert. Künftig soll dieser Weg zwischen Bahnhofstraße und Krämersdorf zu jeder Zeit mit dem Rad befahrbar sein.

Um Konflikte zwischen Radfahrern und Fußgängern gar nicht erst entstehen zu lassen, haben Passanten eine einfache Idee und wundern sich, dass diese bisher nicht diskutiert wurde: markierte Radwege entlang der Heggerstraße.

>>> PRÜFUNG STEHT NOCH AUS

Der Ausschuss für Bau, Umwelt und Verkehr hat die Ausweitung der Fahrradfreigabe beschlossen. Am 21. Juni wird ein Ergebnis der Prüfung von Stadtverwaltung und Polizei erwartet.

Die Fußgängerzone würde dann nur noch montags bis mittwochs zwischen 10.30 Uhr und 19 Uhr frei von Lieferverkehr, Radfahrern und Altstadtbahn sein.