Hattingen. . Patienten, die daheim gepflegt werden möchten, müssen oft von ihren Wunschzeiten hinsichtlich der Grundpflege abweichen und flexibel sein.

Händeringend suchen viele Pflegedienste in Hattingen derzeit Personal. Das ist schwer zu bekommen. „Das oft angekündigte Pflegeloch ist längst voll da“, sagt Jörg Künzel von Ambulante Pflege Künzel, „vernünftiges Personal zu bekommen, ist heute grauenhaft schwer.“

Das merken auch die Patienten: Wer von jetzt auf gleich ambulante Pflege braucht, der muss, was die Pflegezeit angeht, flexibel sein. Ute Werthmann, Sozialarbeiterin im Evangelischen Krankenhaus (EvK), bringt es auf den Punkt: „Morgens zwischen 8 und 9 Uhr wollen eben alle Patienten gewaschen werden.“

Ambulante Pflegedienste sind mit zahlreichen Autos unterwegs zu Patienten. Personal ist allerdings knapp. Die Diakoniestation Hattingen-Sprockhövel bildet darum selbst aus.
Ambulante Pflegedienste sind mit zahlreichen Autos unterwegs zu Patienten. Personal ist allerdings knapp. Die Diakoniestation Hattingen-Sprockhövel bildet darum selbst aus. © Bastian Haumann

Guter Draht zum Beruf ist wichtig

Das Problem kennt Detlef Schwerte von Häusliche ambulante Pflege Schwerte: „Eben war jemand hier, der nach Pflege fragte. Seine Vorstellung war morgens um 8 Uhr. Wir haben uns auf 15 Uhr geeinigt.“ Könne man sich nicht auf eine Zeit einigen, müsse er Patienten auch mal ablehnen, bedauert er. „Wir suchen Altenpfleger, finden aber kaum welche. Vor Jahren sind viele in den Beruf gedrängt worden. Aber das kann einfach nicht jeder. Man muss schon einen Draht zu dem Beruf haben“, weiß er.

Um dem Personalmangel zu begegnen bildet die Diakonie Mark-Ruhr selbst aus. „Wir haben derzeit zwei Auszubildende“, sagt Ulrich Maus, Pflegedienstleiter der Diakoniestation Hattingen/Sprockhövel. Er weiß: Hattingen ist momentan „sehr voll“. Es sei schwer, Pflegewunschzeiten zu bedienen. „Es gibt immer wieder mal solche Spitzen“, so seine Erfahrung. Und: „Wenn ein Patient nach der Pflege zur Tagespflege oder Dialyse muss, ist er auf frühe Grundpflege angewiesen, da muss er dann inzwischen schon länger telefonieren.“

Hilfe bei Tabletteneinnahme kann eingeschoben werden

Möchten Patienten zu einer bestimmten Wunschzeit Grundpflege bekommen, müssen sie teils herumtelefonieren, weiß Ulrich Maus, Lleiter der Diakoniestation Hattingen-Sprockhövel.
Möchten Patienten zu einer bestimmten Wunschzeit Grundpflege bekommen, müssen sie teils herumtelefonieren, weiß Ulrich Maus, Lleiter der Diakoniestation Hattingen-Sprockhövel. © Bastian Haumann

Wer nur Hilfe bei der Tabletteneinnahme braucht oder Kompressionsstrümpfe angezogen bekommen muss, „den können wir morgens dazwischen nehmen. Aber für die Grundpflege und allem, was über 25 Minuten liegt, können wir erst Termine ab 10.30 oder 11 Uhr anbieten“, sagt Künzel. So ist das auch bei Ambulante Pflege Margitta Heil Arkanum mobil.

Seit es das neue Pflegestärkungsgesetz gibt, können auch 125 Euro pro Patient für u.a. hauswirtschaftliche Hilfe abgerufen werden. „Ich habe viele Anfragen, ob jemand einkaufen gehen oder putzen kann. Aber auch im Hauswirtschaftsbereich fehlt mir das Personal“, erklärt Künzel.

Kurzzeitpflege-Plätze sind oft schwierig zu finden

So dramatisch wie in anderen Städten ist die Lage in Hattingen indes nicht: „Ich greife derzeit maximal zwei Mal zum Telefonhörer, dann habe ich einen Pflegedienst, erklärt Werthmann, die für Patienten, die aus dem EvK entlassen werden, bei Bedarf ambulante Pflege organisiert.

Was die Kurzzeitpflege angeht, so gibt es auch da Phasen, in denen Plätze schwierig zu bekommen sind, weiß Diplom-Sozialarbeiterin Ute Werthmann vom EvK. „Wenn bei uns und in Bochum-Linden alles belegt ist, muss ich in umliegende Städte ausweichen“, berichtet sie aus ihrer Erfahrung.