Hattingen. . Bettina Scheele bildet Krankenpfleger an den Katholischen Kliniken aus. Sie weiß um die Situation von Pflegenden in Kliniken und daheim.
- Expertin fordert: Pflege muss in der Gesellschaft einen höheren Stellenwert bekommen
- Rahmenbedingungen sind schwierig, aber die Weiterbildungschancen in dem Beruf sind gut
- Pflegetrainings für Angehörige schon während des stationären Aufenthalts und Hausbesuche danach
Der 12. Mai ist der Tag der Pflege: Bettina Scheele (53) ist Ausbildungsbeauftragte der Katholischen Kliniken Ruhrhalbinsel, Lehrerin für Pflegeberufe, zuständig für die praktische Ausbildung der Krankenpflegeschüler, Expertin für familiale Pflege. Mit ihr sprach Liliane Zuuring über die Situation von Pflegenden.
Ist ein Tag der Pflege wichtig?
Bettina Scheele: Je mehr Pflege ins Gespräch kommt, desto besser ist das. Pflegende müssten sich mehr organisieren. Warum gibt es nicht eine Pflegekammer NRW? Die Pflege muss in der Gesellschaft einen höheren Stellenwert bekommen, nur dann ändern sich auch Rahmenbedingungen.
Pflegeberuf bietet gute Weiterbildungschancen
Warum sollten junge Menschen einen Pflegeberuf ergreifen?
Der Beruf ist zwar auch aufreibend, aber nach der Ausbildung gibt es noch viele Türen, die man sich öffnen kann. Der Beruf bietet viele Möglichkeiten der Weiterbildung. Und die soziale Komponente, dass man Menschen hilft, ist auch wichtig. Es ist ein Beruf, bei dem man nie auslernt und sich stets fortbildet, sei es in Hygiene oder Wundmanagement. Derzeit läuft eine Schulungsreihe „Delir-Prävention“. Da geht es um den Umgang mit Verwirrtheitszuständen rund um Operationen.
Gibt es Entlastungen für die Pflegenden?
Inzwischen gibt es Kurse, in denen rückengerechtes Arbeiten vermittelt wird, außerdem Hilfsmittel wie Gleitmatte oder Mobilisierungsgürtel. In der Ausbildung lernen die Schüler schon Entspannungstechniken kennen, lernen, dass Selbstpflege wichtig ist, denn der Zeitdruck ist schon da. In unseren Häusern gibt es jetzt auch flexible Arbeitszeitmodelle, für Mütter beispielsweise, die in den Beruf zurückkehren. Hier in Niederwenigern bieten wir einen Tanzkursus auch für Pflegende während der Arbeitszeit an.
Klinik kümmert sich um pflegende Angehörige
Sie kümmern sich auch um familiale Pflege. Wie?
Seit 2009 machen unsere Betriebsstätten dabei mit, das wird wissenschaftlich von der Uni Bielefeld und der AOK begleitet. Wir bieten zum Beispiel ein Pflegetraining für Angehörige an, noch während des stationären Aufenthalts des Patienten. Ein Training dauert 45 bis 60 Minuten. Ein Angehöriger kann das fünf Mal wahrnehmen. Da geht es um Fragen der Mobilisation. Wir wollen die Angst nehmen, etwas falsch zu machen.
Wir können auch einen Qualitätscheck daheim machen, gucken, was noch an Hilfsmitteln sinnvoll ist, ob die Badezimmertür für den Rollstuhl breit genug ist. Sechs Wochen nach dem Klinikaufenthalt gibt es die Möglichkeit, ein heimaufsuchendes Training in Anspruch zu nehmen. Wir kommen dann noch einmal vorbei.
Wie wichtig sind Angehörigen-Gruppen, die sie anbieten?
Sehr wichtig. Dort können sich die pflegenden Angehörigen austauschen, sich gegenseitig mit Tipps helfen, zum Beispiel bei sozialrechtlichen Fragen. Wie groß der Gesprächsbedarf ist, erleben wir auch bei den kostenlosen Pflegekursen. An drei Samstagvormittagen kommen die Angehörigen dann zu uns. Manchmal dauert die Vorstellungsrunde schon zwei Stunden. Inzwischen werden pflegende Angehörige finanziell besser unterstützt.
Intensivpflegekursus für Angehörige startet im Juli
Der nächste Angehörigen-Intensivpflegekursus am St.-Elisabeth-Krankenhaus Niederwenigern findet statt am 8.,15. und 22. Juli, jeweils 10 bis 13 Uhr. Info: 0201 455 2979.
Themen des Kurses sind: Mobilisieren, Lagern, Hilfsmittel, Körperpflege, Prophylaxe, Inkontinenzversorgung.